Keine leichte Kost

Ich habe Thomas Mertons Autobiografie „Der Berg der sieben Stufen“ seit ein paar Tagen in der Mache. Ich hatte mich darauf gefreut, weil ich mir einen Hintergrund zu seinen anderen Schriften wünschte. Nun stelle ich bei der Hälfte ungefähr fest, dass es gar keine leichte Lektüre ist.

Merton hat das Buch im für Memoiren doch recht zarten Alter von 33 Jahren geschrieben und man spürt auf jeder Seite, dass es keine Lebens- sondern eine astreine Bekehrungsgeschichte ist. Vom Kommunisten zum Gläubigen, vom Wischi-Waschi-Protestanten zum (hundertfünfzigprozentigen?) Katholiken, vom narzisstischen Einzelgänger zum Mönch. Und das alles eingebettet in die Zeit zweier Weltkriege, dem frühen Tod beider Eltern und schließlich der Großeltern. Kein Wunder, dass es etwas extrem ausfällt.

Was das Lesen mühsam macht (ich hoffe, es wird noch anders) ist die Eigenart des Autors, mit seinem Urteil über bestimmte Situationen, Denkweisen und Zustände nicht hinter dem Berg zu halten. Alles wird bewertet, und wie es sich bei Bekehrungsgeschichten gehört, wird die Vergangenheit überwiegend negativ – nur die Linien werden freundlicher beleuchtet, in denen sich die Position schon abzeichnet, die Merton bei der Abfassung des Buches bezogen hatte (mag sein, dass er die Dinge 20 Jahre später wieder anders sah). Die rückblickenden Kommentare machen es nicht immer leicht zu verstehen, wie sich die Situation zu der jeweiligen Zeit dargestellt haben muss. Er distanziert sich so vehement, dass ich mich manchmal frage, ob ihm die Distanz fehlte…

Ich werde das Buch auf jeden Fall zu Ende lesen – mit korrigierten Erwartung klappt es besser. Interessant ist es allemal!


„Der Berg der sieben Stufen“ (Thomas Merton)

Share

Eine Antwort auf „Keine leichte Kost“

Kommentare sind geschlossen.