Madeleine Delbrêl hat sich zu ihrer Zeit vehement eingesetzt für eine Kirche, die mit der Zeit geht, statt stur auf dem vermeintlich Bewährten zu beharren. Nur im Mitgehen bleibt der Glaube lebendig und Kirche ihrem Auftrag treu. Ein halbes Jahrundert später sind ihre Worte immer noch aktuell:
Es lässt sich leicht feststellen, dass … Milieus entstanden sind, in denen Christen nur unter sich leben. In diesen – regionalen, familiären, beruflichen und freundschaftlichen – Milieus hat das christliche Leben im Lauf der Zeit eine bestimmte Gestalt angenommen und eine bestimmte Mentalität ausgeprägt.
Meist waren dies lebendige Ausdrucksformen des Glaubens. Doch Schritt für Schritt sind daraus veraltete, überholte, um nicht zu sagen: anachronistische Formen geworden. Ein lange Zeit nur unter Christen gelebtes christliches Leben hat zwei Merkmale: Manches liegt darin brach, anderes wird überbetont.
Es ist tatsächlich so, dass in einem Milieu, in dem man als Christen nur unter sich lebt, keine Gelegenheit gibt, gewisse Glaubenswahrheiten in die Praxis umzusetzen. Und wenn man sie nicht praktiziert, ist man sich ihrer weniger bewusst: man streitet sie nicht ab, aber man vergisst sie.