Müdigkeit und Langweile auf einem Langstreckenflug haben mich tatsächlich dazu gebracht, The Avengers anzuschauen. Die ewig alte Story: Comic-Superhelden retten die Welt, mit unendlich viel Feuerwerk und zwischendrin einer hübschen, schlagkräftigen Frau, Laserblitze fliegen so langsam, dass noch Zeit zum Ausweichen bleibt, Manhattan wird zum hundertundx-ten Mal in Trümmer zerlegt; eigentlich alles nicht der Rede wert.
Wäre da nicht die ein Szene gewesen, zur Stärkung des teutonisch-düsteren Elements in „Stuttgart“ angesiedelt, wo der Bösewicht Loki (diesmal hat man auf der Suche nach noch unverbrauchten Schurken die germanischen Mythen geplündert – Thor muss dafür bei den „Guten“ helfen) das Publikum des Opernhauses durch eine Demonstration willkürlicher Gewalt auf die Knie zwingt. Und dann sagt dieser „Gott“ sinngemäß zu den zitternden Stuttgartern: „Seht Ihr, so ist es richtig, dafür seid Ihr doch in Wahrheit geschaffen worden.“ Friede durch absolute Unterwerfung.
Auch keine neue Idee, aber sie hat mich unwillkürlich an das Gottesbild von John God-Is-Angry Piper erinnert, wohl weil ich tags zuvor diesen Post von Roger Olson gelesen hatte. Olson setzt sich mit dem Gott der Willkür auseinander, den Piper aus seiner extremen Calvin-Interpretation her zeichnet. Mir war das eben deshalb schon immer fremd, weil Zorn und Unterwerfung, Drohung und Einschüchterung so im Mittelpunkt stehen. Und nachdem ich diese Frage schon mehrfach aufgeworfen habe, hier nochmal Olsons Formulierung derselben:
Ich sage jetzt nicht, Piper ist kein Christ; ich sage nur, seine Ansichten sind viel, viel schlimmer als Open Theism. Open Theism [eine Art Prozesstheologie] bewahrt wenigstens Gottes Charakter. Und ich sage, dass ich nicht guten Gewissens einer Gemeinde angehören könnte, die Piper oder einer seiner Anhänger leitet (…). Ich würde mir wünschen, dass gemäßigte Calvinisten sich gegen Piper stellen, wenn er solche Sachen sagt (und gegen seine Imitate, wenn sie das wiederholen). Dass das nicht geschieht, macht mir wirklich Sorgen. Was denken die nur?
(Wer sich weiter mit der Problematik neoreformierter Positionen auseinandersetzen will, kann bei Krish Kandiah weiterlesen)
John God-Is-Angry Piper’s Kollege Steve Brown sagt immer, dass engstirnige Christen zu enge Unterhosen tragen ;). Es könnte heilsam für J. Piper sein sich einmal Brown’s Buch „Three Free Sins: God’s Not Mad at You“ zu gönnen. Der Author ist auch ein Freund von Calvin.
It does seem that something is at stake for those who adhere to Piper’s brand of Calvinism (and it’s one many Calvinists do not adhere to!).
That seems to be our doctrine of God, who is God and why do we worship him. The one Piper articulates does seem to have more in common with the Loki of the Avengers and is not one I chose to worship.
BTW you can admit to wanting to watch the Avengers, it was more than the long flight 😉
@Jason: Thanks for the encouragement 🙂 Perhaps we should use Scot McKnight’s label „neo-reformed“ to ensure that other reformed Christians do not feel unfairly included in the critique of JP&Co
I like the other label McKnight uses, neo-puritan, as Piper and others aren’t really neo-reformed at all!
Es ist nicht gerade fair einen Film-Verbrecher mit Gott (oder wenigstens dem Gottesbild vieler Christen) zu vergleichen – jedenfalls wenn der Vergleich nicht durch die Sachlage begründet ist. Der Loki im Film tut Unschuldigen Böses an. John Piper begründet seine Theologie ganz anders. Da ist nicht der Mensch unschuldig und Gott willkürlich, sondern der Mensch ist der Bösewicht. Deshalb stellt dein Vergleich die Tatsachen auf den Kopf und zeigt nur, dass du Piper nicht verstanden hast.
Wir Christen dürfen gerne unsere Unterschiede haben und diese auch scharfkantig formulieren. Aber dabei sollte die Fairness gebieten, dass wir die fremde Position nicht falsch darstellen. Einfach nur eine negative Filmfigur nehmen und diese dann irgendwie mit meiner Gegenposition zu identifizieren, ist kein Argument dafür, dass meine Position stimmt.
@Joltawan: Ich vergleiche ja nicht John Piper mit Loki, sondern Pipers Gottesbild, und zwar deswegen, weil dem Moment der Souveränität des Göttlichen, die in Pipers Ausführungen als Willkür erscheint, die fraglose Unterwerfung des Menschen entspricht. Dass Loki in den Avengers ein Bösewicht ist, stimmt freilich, ist aber schon deshalb unerheblich, weil angesichts absoluter Macht die Frage nach Gut und Böse irrelevant ist. Gut ist dann eben das, was der Souverän als gut definiert. Und damit sind wir schon wieder bei Piper.