Ich bin auf ein Buch gestoßen, das mich sehr anrührt: Geduld mit Gott von Tomas Halik. Man darf sich von dem düsteren Cover aus dem HErder-Verlag nicht abschrecken lassen, der Inhalt ist, so weit ich es bisher gelesen habe, brilliant. Halik ist Professor in Prag und wurde zur Zeit des kommunistischen Regimes heimlich zum Priester geweiht. So ein Weg prägt einen Menschen. Schon im Vorwort schreibt er dazu:
Atheismus, religiöser Fundamentalismus und leichtgläubiger religiöser Enthusiasmus sind sich auffallend ähnlich in dem, wie schnell sie fertig sind mit dem Geheimnis, das wir Gott nennen – und eben deshalb sind alle diese drei Positionen für mich unannehmbar.
Und etwas später, im ersten Kapitel, heißt es dann zur Begegnung zwischen Jesus und Zachäus, der sich im Feigenbaum versteckt hat:
In meiner priesterlichen Seelsorgetätigkeit (…) stelle ich mir nicht zum Ziel, „Bekehrte zu bekehren“, für geregelt lebende Schafe der Herde zu sorgen und nicht enden wollende Polemiken und Streite mit Gegnern zu führen. Ich glaube nicht, dass meine Hauptaufgabe, die klassische „Mission“ sein soll, wenn damit jene Bemühung gemeint ist, möglichst viele Menschen in die eigene kirchliche oder politische Schar einzutreiben. Nach meinem Empfinden bin ich vor allem da, um verstehende Nähe jenen anzubieten, die unüberwindliche Hemmungen haben vor dem Anschluss an jubelnde Massen und vor gehissten Bannern jeglicher Couleur; jenen also, die Distanz bewahren.
… Jene Zachäische Distanz wird oft als Ausdruck einer Arroganz interpretiert, was wohl ein Irrtum ist – so einfach ist es nicht. Meine Erfahrung lehrt mich, dass es eher um eine Art Scheu geht. Bei einigen ergibt sich ihre Abneigung gegenüber den Massen und ihren Parolen und Bannern auch aus dem ahnenden Gefühl, die Wahrheit sei allzu zerbrechlich, um auf den Straßen skandiert werden zu dürfen.
Auf jeder Seite lauerte bisher ein anregender, neuer Gedanke. Und jetzt stürze ich mich voller Vorfreude in die Lektüre, die nur dadurch etwa gemindert wird, dass mir die englische Übersetzung gelungener scheint als die Deutsche. Aber man kann nicht alles haben…
Danke! Dieses Buch hat uns Zulehner gestern empfohlen (eine Liste der Bücher ist in meinem Posterous) – cool, dass Du heute was dazu schreibst!
Björn hat es schon geschrieben. Hab auch grad gedacht, dass ich das schon kenne. Liebe Grüße aus Marburg nach Erlangen.
so nah, als wär‘ man da 🙂