Heute stieß ich bei Miroslav Volf auf diesen interessanten Gedanken, der gleich einige Assoziationen weckte:
In einer Welt, deren Ordnung auf Gewalt beruht, greifen wir instinktiv nach dem auferstandenen Messias, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist (Matthäus 28,20). Nun ist es nicht so, dass wir für den Gekreuzigten keine Verwendung fänden. Wir bestehen nur auf einer klaren Arbeitsteilung zwischen dem Gekreuzigten und dem Auferstandenen. Der gekreuzigte Messias ist gut für die innere Welt unserer Seelen, die von Schuld und Verlassensein gequält werden. Er ist der Heiland, der an unserer statt stirbt, um unsere Sünden wegzunehmen und unser Gewissen zu befreien; er ist der Mitleidende, der uns die Hand hält, wenn wir das Tal der Tränen durchschreiten. Aber für die äußere Welt unseres körperlichen Daseins, wo Interessen kollidieren und eine Macht mit der anderen das Schwert kreuzt, haben wir das Gefühl, dass wir eine andere Art von Messias brauchen – „den König der Könige und Herrn der Herren“, der unseren Willen unbeugsam macht, unsere Arme stark, unsere Schwerter scharf. Das Bild vom hilflosen Messias, der am Kreuz hängt, wird vom siegreichen Reiter auf dem weißen Pferd überlagert, dessen Augen „wie eine Feuerflamme“ und dessen „Gewand in Blut getränkt“ ist, der kommt, „um die Kelter des Weines, des rächenden Zornes Gottes, des Herrschers über die ganze Schöpfung“ zu treten (Offenbarung 19,11-17). Wir werden an den Gekreuzigten glauben, aber wir wollen mit den weißen Reiter marschieren.
Hätte vergangenen Dienstag in der Allianzgebetswoche gut gepasst („Verändert durch den König“).