gePISAckt

Ab und zu hört man ja mal von Schülern den Kommentar, die eine oder andere Lehrkraft habe ihren Beruf verfehlt. Eltern wischen das oft als Ausflucht vom Tisch, aber eine Studie der Uni Frankfurt weist nun nach, dass das erstaunlich häufig der Fall ist. Als Vater fängt man da an, sich plötzlich wieder Gedanken zu machen, mit dem der Nachwuchs es da so alles zu tun bekommt.

Die hohen Burnout-Quoten unter Lehrern haben demnach weniger mit dem Stress im Job, sondern mit fehlender Motivation zu tun. Die engagierten Lehrer haben ein erheblich geringeres Risiko – und, dachte ich beim Lesen, gäbe es die unmotivierten Kollegen nicht, würde diese Zahl vielleicht noch weiter sinken…

Die Frankfurter Forscher plädieren unter anderem dafür, den Beamtenstatus von Lehrern abzuschaffen. So werden berufliche Fehlentscheidungen revidierbar und manch fragwürdige Motivation (“sicherer Job”…) entfällt. Hoffnung dagegen vermittelt der Bericht von Spiegel Online über ein katholisches Gymnasium in der Nähe von Köln, in dem Glaube und Kreativität auf sich aufmerksam macht und wo sich 80% der Lehrer regelmäßig fortbilden. Ob so etwas auch in der Stadt möglich wäre?

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5 Antworten auf „gePISAckt“

  1. Ich hab jetzt ein Semester pädagogische Psychologie gehört und kann da vielleicht was zu sagen.
    a) Es ist mir schleierhaft, warum diese Studie ausgerechnet in Baden-Würtemberg durchgeführt wurde, noch zusätzlich an den PH’s. BaWü ist ja meines Wissens nach das einzige Bundesland, in dem die Lehrerausbildung getrennt ist: Gymnasiallehrer sind auf den Unis, alle anderen Lehrer auf den Pädagogischen Hochschulen. Diese haben zumindest den Ruf, fachlich nicht sehr anspruchsvoll zu sein. Daraus erklärt sich, dass sich Leute unterfordert fühlen können.
    b) Was man festhalten muss: die überwiegende Anzahl der Studierenden gibt als ersten Grund für ihre Berufswahl (die ja im Lehramtsstudium als einzigen Studiengang mit der Studienwahl zusammenfällt) den Wunsch an, mit Jugendlichen zu arbeiten und daran Freude zu haben. Und dann gibt es ein Problem, dass bei den PHs sehr selten, an Unis sehr oft auftritt: es sind nicht so viele, die wirklich nur aus Sicherheitsgründen Lehrer werden, aber viele die vor allem aus fachlichem Interesse Lehrer werden.
    c) Genau das ist ein allgemeines Problem: Lehramt zu studieren- außerhalb von den PHs- bedeutet dein Fach zu studieren und dann auch mal ein paar Pädagogiksachen zu machen. Ein Grundproblem ist die Ausbildung, die dich zuerst zum Fachwissenschaftler macht (wozu braucht man in der Schule nochmal Griechisch und Mittelhochdeutsch?) und dir dann noch ein paar (viel zu theoretische) Brocken Pädagogik hinknallt. Hier wäre anzusetzen: Lehrämtler sollten in erster Linie als Lehrer ausgebildet werden, erst in zweiter Linie als Fachwissenschaftler.
    d) Man sollte mal ganz langsam mit Zahlen sein. NUR 38% sind die stark engagierten oder IMMERHIN 38%? Jeder Dritte ist stark engagiert! Und das trotz fehlender Karriereaussichten. Das ist eine Zahl, die man in anderen Studiengängen nicht überbieten wird.

  2. Mir scheint Punkt c) auch zentral zu sein. Ich hätte mich direkt im Anschluss an mein Abi auch getraut, die von mir besuchten Leistungskurse für die nachfolgende Generation anzubieten. Dabei wäre ich vielleicht bei dem einen oder anderen Schüler an meine Wissensgrenzen gestoßen, aber mal ehrlich, wäre das ein Problem gewesen? Im Gegenteil…

  3. ich habe gerade mein erstes staatsexamen hinter mir, lehramt mittelschule (real- und hauptschule zusammen) fächer: mathe und ev. religion an der tu dresden. und ich wurde mit höherer mathematik nur so zugebombt, und meines wissens sind wir das einzige europäische land, in dem höhere mathematik bei lehramtsstudiengängen gelehrt werden.
    kurzum: ich sehe auch genau dort das problem. wie ich mit chaotischen schülern umgehen könnte, davon wurde mir herzlich wenig mitgeteilt. dazu kommen ne ganze menge kommilitonen die in psychologie oder pädagogik kursen ihre probleme haben vor dem kurs ein referat zu halten, und dann wollen diese leute lehrer werden und ne horde 9 klässler im zaum halten? na dann gute nacht.

  4. Das habe ich auch nie begriffen, besonders bei Mathematik, warum man da nahezu ausschließlich Dinge studiert, die man später nie unterrichtet.

    Klar muss ein Lehrer mehr können als seine besten Schüler. Aber so viel – und wenn die Pädagogik dabei auf der Strecke bleibt…

  5. das habe ich nach meinem studium auch noch nicht verstanden. achso, ich hatte natürlich auch mathematikdidaktik. 7 sws, also nicht pro semester sondern im gesamten studium.
    und ja ich seh auch das lehrer mehr wissen sollten von der materie als die schüler, aber sooo viel mehr, schießt am ziel vorbei. auch wenn ich mich noch mit der ausrede retten kann, dass ich ganz intelligente frage einfach aufs gym verweise, denn die haben dann auf der mittelschule nix verloren 🙂
    aber zum glück hab ich mathe studiert, sonst würde ich diese spamblock aufgaben sicher nicht bewältigen können 🙂

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