Fast bloß eine Schale Reis

Ich fange wieder mit der körperlichen Seite an. Meinen Reis auf zwei Portionen zu verteilen klappte relativ gut. Beim Essen verglich ich meine Portion mit denen der anderen am Tisch und versuchte ich mir dann vorzustellen, dass über zwei Milliarden mit mir am Tisch saßen und auch Reis aßen.

Später am Abend genehmigte ich mir noch einen halben Apfel dazu und merkte mit einem Schlag, welch ein Luxus sogar ein mickriger halber Apfel für jemanden sein muss, der von einer Schale Reis am Tag lebt. Und – positiv formuliert – wie dankbar ich für einen halben Apfel sein konnte.

Überhaupt wird meine Erfahrung ja dadurch behindert und zugleich erleichtert, dass ich weiß, im Notfall (und den definiere ich selbst…) kann ich jederzeit so viel essen, wie ich mag. Erleichtert, weil das Ende immer schon in Sicht ist. Behindert, weil ich durch das absehbare Ende die Konfrontation mit dem Mangel nicht so ernst nehmen könnte.

Auf der Website zur Aktion stand gestern eine Bibelauslegung. Irgendwie fand ich keinen Zugang zu dem Text, was vermutlich mehr an mir lag als am Autor. In der Nacht lag ich dann eine Weile wach, aber vermutlich eher wegen eines aufwühlendes Gesprächs am Tag zuvor und weniger, weil der Magen knurrte. Auf n-tv lief eine Dokumentation über den ersten Weltkrieg. Die Bevölkerung in Deutschland litt im Winter 1916 an Hunger, man ernährte sich von Steckrüben und pro Kopf standen etwa 1.000 Kalorien zur Verfügung. Trotzdem ist das immer noch mehr als diese eine Schale Reis…

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