Fans von einander werden

Anlässlich einer Traupredigt habe ich über Hebräer 10,24 nachgedacht, wo es darum geht, auf einander zu achten und einander zu guten Taten anzufeuern. Wenn man das mal so kurz vor der WM mit Fußballfans – nicht mit Hooligans! – vergleicht (die Autorin bzw. der Autor des Hebräerbriefs macht ja auch Anleihen beim Sport), dann erkennt man einige Parallelen, die nicht nur, aber eben auch für Ehepaare gelten:

  1. Fan werden ist etwas lebenslängliches und Schicksalhaftes, für das man oft keine plausiblen Gründe angeben kann. Man muss nur mal Nick Hornbys “Fever Pitch” dazu lesen, um es zu verstehen. Ein Fan wechselt nicht einfach den Verein.

2. Fans begleiten ihre Mannschaft überall hin. Kein Weg ist ihnen zu weit, und gerade die Auswärtsspiele sind wichtig.
3. Fans feiern und weinen mit ihrer Mannschaft. Freude und Leid werden geteilt. Das Leben besteht aus beidem, und das macht den Reiz aus.
4. Fans sind keine Trainer und Chefs. Sie haben zwar ihre Meinung, aber sie wechseln Spieler nicht aus oder ein. Sie belehren nicht, sondern machen Mut.
5. Fans erwarten etwas von ihrer Mannschaft. Daher werden sie sauer, wenn die Spieler sich gehen lassen und unter Wert verkaufen.
6. Fans ersparen ihrer Mannschaft keine unangenehmen Wahrheiten, aber sie stehen öffentlich hinter ihrem Team, wenn es kritisiert oder verspottet wird.

Der wichtigste Unterschied ist, dass wir als Freunde, Partner und “Geschwister” Fans von einander sind. Das Verhältnis funktioniert nach beiden Richtungen so. Scott Peck hat Liebe so definiert, dass man sich gibt (bzw. auch zurücknimmt), um einen anderen wachsen zu sehen. Vielleicht sogar über “sich selbst hinaus”, wie wir manchmal sagen. Es ist toll, Leute um mich zu haben, die mich anfeuern, weil sie mir etwas zutrauen. Und es ist toll, andere anzufeuern und zu sehen, wie sie sich anspornen lassen.

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