Die Tricks der Bedenkenträger

Noch einmal zum Thema von vorgestern: In der Anleitung zum Unglücklichsein berichtet Paul Watzlawick vom Trick einer jüdischen Mutter. Sie schenkte ihrem Sohn zwei Pullis, einen grünen und einen gelben. Beim nächsten Treffen trug der Sohn den grünen. Die Mutter sah ihn an und sagte: „Schade, der gelbe hat dir also nicht gefallen?“

Wenn jemand eine neue Idee hat oder etwas Neues starten möchte, lassen ihn die Bedenkenträger gern in dieselbe Falle tappen. Die funktioniert in diesem Fall so:

„Du denkst also, dass das, was wir machen [oder wie wir es machen] schlecht [falsch, überholt, minderwertig] ist?“

„Äh nein, warum, ich wollte doch nur etwas Neues ausprobieren, es halt mal anders versuchen.“

„Wenn es nicht besser ist, warum sollten wir es dann machen?“

Schwupp – schon kann man wieder zur Tagesordnung übergehen, und alles wieder so machen, wie man es schon immer gemacht hat.

Es sei denn, jemand fragt sofort zurück, bevor die Falle zuschnappt, ob die Frage auf die Ansicht schließen lässt, dass der Status Quo schon das Ideal ist, oder ob der Fragesteller sagen möchte, dass es niemand besser machen kann als er. Denn in der Regel läuft genau diese Projektion ab: Wir machen es so, weil es nur so richtig ist. Wer etwas anderes will, denkt zwangsläufig, dass wir im Unrecht sind. Wenn jemand das Richtige für falsch erklären (d.h. etwas anders machen) darf, dann ist er eine Bedrohung. Es ist das öde Denkmuster von Konkurrenz und Ausschluss.

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