Der Wald, der Weg und die Angst

Die Bayerische Staatsforsten GmbH ist ein Unternehmen, das sich durch besondere Großzügigkeit auszeichnet. Einerseits, weil sie seit ein paar Jahren selbstlos den russischen Holmulti Ilim Timber mit einem langfristigen Liefervertrag zum Tiefstpreis beglückt, andererseits, weil man beim Schottern der – inzwischen für den Schwerlastverkehr zum Abtransport eben dieses Holzes verbreiterten – Forstwege mit dem Material auch sehr freigiebig umgeht. Als Radfahrer schwimmt man förmlich im losen Mikrogeröll. Und gelegentlich sind als kostenlose Zugabe sogar extra große Steine auf dem Weg zu finden.

Wie dem auch sei: Nach einer Weile bilden sich auf den üppig geschotterten Waldwegen kleine, fußbreite Spurrillen, in denen man halbwegs gefahrlos Radfahren kann. In einer solchen war ich heute ein paar Kilometer weit unterwegs und staunte nach einer Weile, wie gut und flott das doch ging.

Hätte ich stattdessen auf einem ebenso breiten Balken radeln müssen und auf beiden Seiten wäre es einen, oder ein paar hundert Meter steil bergab gegangen, wäre mir das nicht so leicht gefallen. Vermutlich wäre ich vor lauter Nervosität gestürzt. Nicht, weil der Balken zu schmal gewesen wäre, sondern die Angst zu groß.

Ist es da noch ein Wunder, dass Menschen, die in einem Klima der Angst leben müssen (vor dem Staat, vor dem Chef, vor dem wirtschaftlichen Absturz) nicht etwa besser und motivierter bei der Sache sind als andere, sondern häufiger Fehler machen, und dass umgekehrt Angstfreiheit Menschen zu erstaunlichen Dingen fähig macht?

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