Der Gipfel war nur die Zugabe

Ganz im Westen Irlands liegt der Croagh Patrick, der heilige Berg der Iren. Ich habe den Gipfel erreicht und genieße den spektakulären Ausblick. Gerade will ich ein Foto machen, da spricht mich jemand an und sagt: „Das ist so schön, das lässt sich gar nicht einfangen“. Ich gebe ihm Recht und sage: „Ja, der mühsame Aufstieg hat sich wirklich gelohnt!“

Er antwortet: „Während ich hier hochgekraxelt bin, war ich mir da nicht so sicher.“ Und ich antworte: „So ist das, wenn man sich auf einen Pilgerweg macht. Da gibt es keine Gewissheiten, nur die Sehnsucht.“

Die Bergkapelle ist verschlossen, ein paar Amerikaner in Guinness-T-Shirts unterhalten sich laut gegen den Wind. Der Zauber verfliegt und ich steige wieder ab. War ich Gott und dem Heiligen Patrick hier jetzt besonders nahe? 

Und dann verstehe ich es: Ich war ihm nahe in meiner Sehnsucht und auf dem langen, steilen Weg. Der Gipfel war nur die Zugabe. Und jetzt, wo ich es weiß, kann ich das eigentlich überall. 

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