Das Grab ist schließlich par excellence das Symbol metaphysischer Totalität und des Mythos kosmischer Gewalt: es ist Endstation und Grenze, es markiert nicht nur die Schranke zwischen Leben und Tod, sondern zwischen Sein und Nichtsein, Fleisch und Seele, Kosmos und Chaos, Geschichte und Mythos, Sinn und Sinnlosigkeit, dem Physischen und dem Spirituellen, dem Reinen und Unreinen, Zeit und Ewigkeit, Polis und Exil, Subjekt und Objekt; es ist, kurz gesagt, ein absoluter taxonomischer Index der Welt als einer abgeschlossenen Totalität; denn wenn jede Begrenzung eine Art Tod ist, dann ist die Begrenzung auch die Kraft des Lebens – so lange sie gewahrt wird.
Aber genau diese Begrenzung überschreitet Christus, der keine Schranken respektiert, in absoluter Freiheit. Die Auferweckung Christi ist, sofern das leere Grab ihr Kardinalzeichen ist, das genaue Gegenteil jeder Form gnostischer Vertröstung, jedes Heilsschemas, das die Schöpfung der Herrschaft der Mächte ausliefert und zugleich eine Emanzipation von der Welt und ihren Leiden bietet; die Form Christi, der Heilsweg, legt sein reales historisches Gewicht nie ab, seine Schönheit – seine kabod.
David Bentley Hart