Das Vorbild-Problem

Tim Keel macht sich in Intuitive Leadership Gedanken zu idealisierten Vorstellungen von Kirche und Gemeinde und den problematischen Folgen:

Unzählige Male habe ich Leiter und Gemeindeglieder (oder desillusionierte Ex-Kirchgänger) sagen hören: „Hätten wir doch nur so eine Gemeinde wie in Apostelgeschichte 2,“ oder „wir müssen eine neutestamentliche Gemeinde sein“ oder „Gott möchte, dass Gemeinden Gemeinschaften sind, die nach Apostelgeschichte 2 leben“. Wenn aber solche Erklärungen Gottes dauerhafte Absicht für die Kirche wiedergeben, hat er in der Umsetzung lausige Arbeit geleistet. So weit ich sagen kann, hielt die Gemeinde von Apostelgeschichte 2 nur zwei bis drei Kapitel, und von da ab beobachten wir ein gerade eben noch beherrschtes Chaos, während die Gemeinden treu versuchen, mit dem Leben Schritt zu halten, das unter ihnen und um sie her explodierte.

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5 Antworten auf „Das Vorbild-Problem“

  1. Ja, vor lauter ‚Gebote einhalten‘, ‚Rechtschaffenheit‘, ‚Tugendhaftigkeit‘ und ‚Ehrlichkeit‘ verlieren wir unsere Menschlichkeit, verlernen zu verzeihen.
    Wir schlagen zurück, wo wir geschlagen werden, kämpfen uns durch zur Ellenbogengesellschaft.
    Das alles immer schneller und schneller, nur die Starken kommen durch.
    Es ist Zeit inne zu halten – ein wenig zu leben bis das nächste Chaos wieder tobt.
    Leben findet zwischen den Katastrophen statt.

  2. Es ist eben eine schwierige Kunst zwischen dem hohen Ideal der allgegenwärtigen Liebe zu allen – Agape – und unserer irdischen Realität zu leben ohne aufzuhören, das Ideal aufzugeben und bei alldem auch noch jedem die Freiheit zu lassen, seine eignen Fehler zu machen.

  3. Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir zusammen.
    Tugenden und Ideale nicht aufgeben, die Ansprüche nicht
    zu hoch setzen.
    Idealisierte Vorstellungen fordern Fehler geradezu heraus.

  4. Stimme nicht zu… Es gibt für uns als Christen einen guten Idealismus und einen schlechten Realismus. Zu sagen: So werden wir sowieso nie sein, deswegen versuchen wir es erst gar nicht, ist natürlich Blödsinn. Wir werden ja auch als einzelne Christen nie damit aufhören, gegen Sünde in unserem Leben vorzugehen (weil sie zwischen uns und Gott steht und uns und andere kaputt macht), und mehr ‚Richtung Jesus‘ zu wachsen – obwohl ja die Sündlosigkeit und die Wesensgleichheit mit Jesus ‚unrealistische Ideale‘ sind. Werfen wir sie deswegen über Bord? Geben wir uns deswegen mit irgendetwas menschlichem, zweitklassigen zufrieden? Niemals! Schau dir Paulus in Philipper 3,12-14 an – ist das jemand, der sich mit seinem Zustand abgefunden hat? Nope. Er war leidenschaftlich, visionär und idealistisch – Jesus ist unser Ideal. Sowohl für uns als Einzelne als auch für uns gemeinsam als Jesu Körper.

  5. @ Tobi: Ich denke, hier geht es darum, dass wir etwas zum Ideal erheben, was nicht als Ideal gedacht war. Niemand hat etwas gegen anspruchsvolle Ziele.

    Wobei ich Sündlosigkeit – und „Wesensgleichheit“ insbesondere – dann bei näherem Hinsehen doch für sehr problematische Ziele halte, die schon den einen oder anderen Christen fast um den Verstand gebracht haben…

    Wer aber solche Ideale verwirft, legt sich ja deswegen noch lange nicht auf die faule Haut.

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