Das beste theologische Buch?

N.T. Wright wurde kürzlich gefragt, welches das beste theologische Buch ist, das er gelesen hat. Hier ist seine Antwort, und ich kann sie wirklich gut nachvollziehen:

The best theological book I’ve read in the last 20 years is without doubt Exclusion and Embrace by Miroslav Volf. He takes on some of the major issues in our society and culture and wrestles with them from a deeply Christian perspective. It’s a work of great maturity and wisdom.

Exclusion and Embrace erscheint unter dem Titel „Von der Ausgrenzung zur Umarmung“ im Herbst im Francke-Verlag.

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18 Antworten auf „Das beste theologische Buch?“

  1. Tja, es gibt Kreise, in denen muss man auf jede Frage mit „die Bibel“ antworten, wenn man nicht in den Verdacht geraten will, vom rechten Glauben abgefallen zu sein. Ich würde die Bibel jetzt nicht in die Kategorie „theologisches Buch“ einordnen. Fraglos enthält sie eine Menge Theologie. Aber vom Charakter her ist sie doch etwas anderes als eine Schrift von Tertullian oder Karl Barth.

  2. Das hat nichts mit bestimmten Kreisen zu tun, sondern mit dem evangelischen Prinzip „sola scriptura“, welches der Bibel als norma normans Priorität gegenüber anderen Büchern gibt. Das heißt ja nicht, dass man andere Bücher nicht schätzen kann oder ihnen auch eine enorme Bedeutung zugesteht.
    Jetzt bin ich allerdings mal gespannt, in welche Kategorie Du die Bibel einordnen würdest. Denn ich tue mich mit einer Klassifikation gerade doch sehr schwer.

  3. Aber nicht alle Evangelischen stellen das „sola scriptura“ so stark in den Vordergrund. Wozu braucht es eigentlich eine Klassifikation? Das besondere an der Bibel ist je gerade das, dass sie die typischen Kategorien irgendwie sprengt.

  4. Motiviert mich, Volf auch mal zu lesen. Wann kann man denn in etwa die deutsche Übersetzung erwarten?

  5. Dass N. T, Wright, bei seinen ständigem Bemühen, neue, dem postmodernen Menschen plausible Aquivalente für die biblischen Metaphern „Sünde“ (eine Art Krankheit), „Auferstehung“, „Versöhnung“, Wiedergutmachung“ etc. zu finden, ist das natürlich ein besonders hilfreiches Buch. Hier wird die Haltung „Wir sind alle so verschieden, damit wir alle voneinder lernen können“, als innerster Kern der Evangeliumsbotschaft präsentiert. Paulus‘ Rechtfertigungslehre wird endlich als das gesehen, was sie wirklich ist: Als Botschaft der Transformation hier und jetzt, universelle Versöhnung in Christus!
    Vor diesem Hintergrund wird auch verständlich, dass es letztlich nur einen ernst zu nehmenden Feind dieser schönen neuen Welt gibt: Den Fundamentalisten!

  6. Es mag sein, dass das Buch viele gute und nützliche Gedanken enthält, doch in seiner Gesamtheit wird mehr auf der Basis von Moltmann, dem dänischen Irrationalisten Kierkegaard und Siegmund Freund gedacht als auf der Basis des Evangeliums.

    Als Beispiel nenne ich den Gedanken über den Zusammenhang von Erlösung und Vergessen:

    „In a nutshell, my argument is this: since no final redemption is possible without the redemption of the past, and since every attempt to redeem the past through reflection must fail because no theodicy can succeed, the final redemption is unthinkable without a certain kind of forgetting …”

    Dies ist, wie Kim Gentes feststellt, ein philosophisches Argument, das aber mit dem Wesen Gottes und seiner Erlösung, wie sie in der Bibel offenbart werden, nicht übereinstimmt.

    Gott ist der „Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichtes und der Finsternis.“

    Wenn wir sagen, Gott werde vergessen, indem er etwas aus aller Gedächtnis auslöscht in der Hoffnung, dass die Information dann keinen Einfluss auf uns haben werde, ist das als sagten wir, die Information sei mächtiger als Gott. Wir sagen, diese Information sei, wenn ihre Existenz nicht ausgelöscht würde, irgendwie kraftvoller als der Gott des Universums.

    Das Argument basiert auf Furcht, indem es einen geschwächten Gott einem Wissen gegenüberstellt, das (selbst vor Gott) geheim zu halten ist, damit wir alle in Frieden und Harmonie leben können.

    1. Ich denke, Volfs Verständnis des Evangeliums ist besser und tiefer als das, was ich diesen Zeilen hier entnehmen kann. Das ist eben der absolutistische Zug im fundamentalistischen Denken, der jedes Gespräch so mühsam macht, weil dem, der anderer Meinung ist, immer nur die Kapitulation als Option eingeräumt wird. Das ist auch der Grund, warum ich auf weitere Diskussionen dieser Art auf diesem Blog nicht besonders erpicht bin. Ok?

  7. o.k. Wie ich schrieb: „Vor diesem Hintergrund wird auch verständlich, dass es letztlich nur einen ernst zu nehmenden Feind dieser schönen neuen Welt gibt: Den Fundamentalisten!“
    So long.

  8. Das ist ja das Schöne am Fundamentalismus: Man betreibt in einer Tour Ausgrenzung und stilisiert sich dann auch noch zum Opfer der Ausgrenzung durch andere, um in dieser Feststellung auch sofort wieder den Beweis der eigenen Rechtgläubigkeit zu erblicken. Ein absolut wasserdichtes System. Alles Gute!

  9. Wer von uns beiden hat, von knurrend-warnendem „o.k.?“ flankiert, zu verstehen gegeben, dass er auf kritische Auseinandersetzungen nicht erpicht ist?
    Ich hätte gedacht, es sollte möglich sein, da, wo die gesamte orthodoxe protestantische Hermeneutik in Zweifel gezogen wird, einen Augenblick innezuhalten, um noch einmal zu überschlagen, was man da eigentlich aufgibt.
    Beste Grüße

  10. Das ist aus meiner Sicht keine kritische Auseinandersetzung mehr, die in irgendeiner Weise weiter führt. Ich kenne die Art der Argumentation (oder eher: des Vorwurfs des Abfalls vom wahren Glauben) inzwischen gut genug. Ich finde das einfach langweilig.

    Aber da Sie ja ganz offensichtlich gern das letzte Wort haben: Nur zu…

  11. Na na, da kann ich Sie trösten: die neue Orthodoxie ist doch schon längst auf Ihrer Seite: Neue Paulus-Perspektive, neue Suche nach dem historischen Jesus, auf alle Fälle : neu.

    Wären die Vertreter der neuen Hermeneutik nicht mittlerweile über jeglichen Zweifel erhaben, wäre ihnen nicht so schnell langweilig, und sie würden es zu schätzen wissen, ihre apologetischen Krallen ein wenig wetzen zu können.

    Das letzte Wort habe ich gern, danke!

  12. Hat schon jemand den Gedanken geäußert, dass ihr eine Art hermeneutischen Darwinismus betreibt, in dem Leute wie ich bestenfalls als komorische Quastenflosser toleriert werden?
    Es gibt dabei einen selbsterfüllenden Faktor: Schaut euch mal die Nachttisch-, Schreibtisch-, oder Gelesen-Listen an: Da finden sich fast ausschließlich Wright, Volf, Willard, Bell, McLaren &Co.
    Da man nicht nur ist, was man liest, sondern auch liest, was man ist, hat dieser einseitige Input drastisch beschleunigende Wirkung auf die hermeneutische Evolution.

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