Caution: Bible Hazard :)

Da hatten wir es doch erst vom evangelikalen Linksruck in den USA, schon folgt das nächste Aha-Erlebnis: Christianity Today hat jüngst auf eine Studie der Baylor University hingewiesen, die der Frage nachgeht, was eigentlich mit Leuten passiert, wenn sie in der Bibel lesen. Viele würden nun erwarten, dass vor allem konservative Werte und Einstellungen davon befördert werden, und an einigen Stellen ist das auch der Fall.

Zugleich aber entdeckten die Forscher, dass Christen die rabiaten Sicherheitsgesetze des Patriot Act um so kritischer sahen, je öfter sie zur Bibel griffen. Ähnliches gilt für die Abschaffung der Todesstrafe und einen humanen Strafvollzug oder die Vereinbarkeit (!) von Bibel und moderner Wissenschaft.

Soziale Gerechtigkeit und Konsumverzicht standen bei den Viellesern deutlich höher im Kurs als bei den Weniglesern. Man fragt sich, ob der Bible Belt mit seinem stramm konservativen Wählerpotenzial seinen Namen eigentlich noch verdient, oder ob diese Positionen nicht ein Hinweis darauf sind, dass den Konservativen die Bibel herzlich egal ist oder nur insofern relevant, als sie ihre rechte Agenda vermeintlich legitimiert.

Warum das so ist, erklärt Aaron B. Franzen so:

Frequent Bible readers may have different views of biblical authority, but they tend to read it devotionally, looking for ways in which Scripture is speaking directly to them. They will read until struck by something that sticks out in the text. Even if the reader thinks the Bible has some error or needs a lot of interpretation, this thunderbolt moment can take on tremendous personal significance.

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5 Antworten auf „Caution: Bible Hazard :)“

  1. Ich höre schon das die rechten Kirchen ihren Leuten verbieten die Bibel zu lesen, weil es zur eigenen Bedrohung wird. Das wäre doch die Ironie schlechthin.

  2. Sehr interessante Untersuchung. Meine Erfahrung ist, daß besonders konservative Christen des Bibel Belt gern die Bibel für ihre Zwecke oder vorgefertigen Meinungen nutzen, um ein Statement zu setzen. I.d.R. spielt da aber ein hermeneutisches Raster mit, was wenig Spielraum läßt. Z.B. hatte ich in der ersten Stunde Sunday-School-class, die ich unterrichten sollte, einen 14-Jährigen aus Pensacola/Florida, die dermaßen indoktriniert war, daß er trotz des Wissens um die hebräischen, aramäischen und griechischen Originale der Bibel nicht davon abweichen wollte/konnte, daß die alte King James Version die überhaupt einzige Bibel schelechthin sei. Soweit mein Eindruck.

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