Unsichtbare Unfreiheit

Unter der treffenden Überschrift „Selbstzufriedene Unmündigkeit“ betrachtet Felix Stephan für Zeit Online zwei Autorinnen aus China und fragt, warum dort eigentlich kaum jemand gegen die autoritäre Regierung aufbegehrt. Wirklich bemerkenswert daran sind nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten mit dem Westen:

Von Chinesen höre man oft, dass ein Einzelner nichts ändern könne und dass das hier eben das Leben sei, mit dem man irgendwie zurechtkommen müsse. Dem Einzelnen bleibe nur, das Beste aus der eigenen Hilflosigkeit zu machen, also zu reisen und in der Galerie Lafayette Haussmann einkaufen zu gehen. Die persönlichen Freiheiten überwiegen die politischen.

Stephan zitiert Guo Xiaolu, die in Zürich lebt, mit den Worten

Früher hatten Kunst und Literatur einen sehr viel größeren Einfluss auf die Politik, aber heute leben wir in einer globalen Konsumkultur, in der kommerzielle Werte die Richtung der Politik vorgeben.“

Die Fragestellung des Artikels ähnelt der von Walter Wink in seiner Powers-Trilogie:

Wie ist es möglich, dass buchstäblich Milliarden von Menschen es zulassen, hereingelegt und abgezockt zu werden von kleinen elitären Zirkeln, die sich auf Armeen stützen, die bei weitem nicht ausreichen um die Weltbevölkerung zu unterdrücken? Das ist wohl das größte politische Mysterium aller Zeiten: das regelmäßige Versagen der Massen, ihre zahlenmäßige Überlegenheit auszunutzen, um ihre Unterdrücker abzuschütteln.

Wink hat in seiner theologischen Deutung der paulinischen Rede von „Mächten und Gewalten“ herausgearbeitet, wie wirtschaftliche Strukturen und gesellschaftliche Institutionen Menschen dazu bewegen, sich aus freien Stücken in den Dienst derselben zu stellen, und warum den Betroffenen Widerstand oder ein Bemühen um Veränderung aussichts- und sinnlos erscheint.

Diese Beobachtungen decken sich an entscheidenden Stellen mit dem, was Byung-Chul Han in Psychopolitik: Neoliberalismus und die neuen Machttechniken schreibt. Es ist immer weniger äußerer Zwang nötig, um Menschen zur Konformität zu bewegen. Im Unterschied zu Deleuze und Foucault, die nach den Funktionsweisen der Disziplinargesellschaft fragten, sieht er in der Leistungs- und Konsumgesellschaft neoliberaler Prägung viel subtilere Formen der Macht und Ausbeutung am Werk.

Die Machttechnik des neoliberalen Regimes nimmt eine subtile Form an. Es bemächtigt sich nicht direkt des Individuums. Vielmehr sorgt es dafür, dass das Individuum von sich aus auf sich selbst so einwirkt, dass es den Herrschaftszusammenhang in sich abbildet, wobei es ihn als Freiheit interpretiert. Selbstoptimierung und Unterwerfung, Freiheit und Ausbeutung fallen hier in eins.

Das neue globale Machtgefüge beeinflusst auch die Einstellung zu politischen Fragen. Wahlbeteiligungen sinken stetig. Die Mentalität wandelt sich in eben jene Richtung auf die selbstgefällige Unmündigkeit:

Die Freiheit des Bürgers weicht der Passivität des Konsumenten. Der Wähler als Konsument hat heute kein wirkliches Interesse an der Politik, an der aktiven Gestaltung der Gemeinschaft.  Er ist weder gewillt noch fähig zum gemeinsamen, politischen Handeln. Er reagiert nur passiv auf die Politik, indem er nörgelt, sich beschwert, genauso wie der Konsument gegenüber den Waren oder Dienstleistungen, die ihm nicht gefallen.

Es ist in dieser Situation schon gar nicht mehr klar, gegen wen man in dieser Situation eigentlich aufbegehren sollte. Big Data weiß vermutlich mehr über uns als staatliche Geheimdienste, und diese informationen haben die Unternehmen von uns allen freiwillig ausgehändigt (bzw. ausgehandygt) bekommen. Damit ist auch die theologische Aufgabe für eine Art „Befreiungstheologie des Konsumzeitalters“ formuliert: Die klassischen Strategien der großen Bürgerrechtsbegewegungen des 20. Jahrhunderts setzen voraus, dass Unterdrücker klar benannt werden können und man mit dem Finger auf die Zwänge zeigen kann. Das wird immer schwieriger.

Wink hat ganz zu Recht stets betont, dass diese Mächte eine sichtbare und eine unsichtbare Seite haben. Er hat herausgearbeitet, dass uns Paulus keine metaphysische Theorie an die Hand gibt, sondern eine Sprache schenkt, in der bestimmte Erfahrungen überhaupt thematisiert und gedeutet werden können. In der fluiden Moderne aber tritt das Sichtbare und Materielle zunehmend zurück (wir konsumieren Emotionen, die nur noch locker an bestimmte Produkte geknüpft sind, von denen viele digital und damit weitgehend immateriell sind). Wenn uns für diese neuen unsichtbaren Unfreiheiten der Blick und die Worte fehlen, droht eben jene Unmündigkeit, von der Stephan schreibt.

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Ehe für alle?

Den folgenden Text habe ich für den Lorenzer Kommentargottesdienst gestern geschrieben. Das Thema hat mich ja verschiedentlich hier schon beschäftigt, dies ist die momentane Quintessenz meiner Überlegungen. Die Diskussion verlief erwartungsgemäß kontrovers. 

„Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ Dieser Satz könnte sich in diesen Tagen wieder einmal bewahrheiten – nicht überall auf der Welt, aber in den meisten westlichen Ländern. Familie, das wissen wir alle schon länger (auch wenn die Bewertungen dieses Sachverhalts unterschiedlich ausfallen), ist im 21. Jahrhundert nicht mehr nur das klassische Vater-Mutter-1,2 Kinder-Arrangement. Ein ähnlicher Wandel bahnt sich nun im Verständnis der Ehe an:

Am 22. Mai dieses Jahres sprachen sich fast zwei Drittel der überwiegend katholischen Iren per Volksentscheid für die Einführung der „Ehe für Alle“ aus. Am 26. Juni entschied der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass gleichgeschlechtlichen Paaren nirgendwo im Land die Eheschließung verwehrt werden darf. Richter Anthony Kennedy – ein Konservativer aus einer irisch-katholischen Familie – begründete das Urteil so:

Kein Bund ist tiefgründiger als die Ehe. Er vereint in sich die höchsten Ideale der Liebe, Treue, Hingabe, Aufopferung und Familie. Indem sie die Ehe eingehen, werden zwei Menschen zu etwas Größerem als zuvor. Wie manche Kläger uns zeigen, verkörpert die Ehe eine Liebe, die so groß ist, dass sie sogar den Tod überdauert. Anzunehmen, dass diese Männer und Frauen die Idee der Ehe nicht respektieren, würde ihnen nicht gerecht. Sie respektieren sie, sie respektieren sie so sehr, dass sie diese Erfüllung für sich selbst wünschen. Ihre Hoffnung ist, dass sie nicht dazu verdammt sind, in Einsamkeit zu leben, ausgeschlossen von einer der ältesten Institutionen der Zivilisation. Sie erbitten sich die gleiche Würde vor dem Gesetz. Die Verfassung garantiert ihnen dieses Recht.

In Deutschland scheitert eine vergleichbare Regelung bekanntlich noch am Bauchgefühl von Kanzlerin Angela Merkel. Aber die große Resonanz auf die Entscheidungen in Irland und den USA lässt ahnen, dass sich die „Ehe für alle“ auch bei uns bald durchsetzt. Hier wie dort gibt es freilich beachtliche Minderheiten, bei denen diese Neudefinition schwere Bauchschmerzen verursacht. Unter ihnen sind auch viele sehr religiöse Menschen. Zugleich fällt auf, dass die Differenzen nicht nur durch unterschiedliche soziale Milieus bedingt sind, sondern auch mit dem Alter zu tun haben. Viele meiner konservativen Bekannten räumen im persönlichen Gespräch ein, dass ihre Kinder völlig anders denken als sie selbst.

Aber es wäre zu einfach, diese Diskussion auf simple Gegensätze wir konservativ und progressiv, evangelikal und liberal, bibeltreu und zeitgeistaffin oder jung und alt zu reduzieren. Viele von uns sind groß geworden mit einem mal mehr, mal weniger modernisierten Bild der christlichen Familie, in der die „Ehe von Mann und Frau als gute Gabe Gottes“ gilt (so sagt es die lutherische Trauagende) und Kinder als der sichtbare Segen des Ehestandes (so haben wir es gesungen). Solche Texte sind die kulturelle Brille, durch die wir die Schrift lesen und auslegen.

Seit die Aufklärung den – wie sie fand: potenziell intoleranten – Glauben sanft in die Privatsphäre abgedrängt hatte, seit jeder preußische Untertan nach seiner Façon selig zu werden hatte (aber bitte ohne sich in die Politik einzumischen), entdeckte die Kirche die Förderung und Besserung der Familie als Aufgabenfeld. Gefallene Mädchen, unverheiratete Töchter, Witwen und Waisen sowieso, trinkende Väter oder Mütter, deren Genesung Not tut. In Ermangelung anderer Gottesbeweise füllte die glückliche – oder zumindest anständige und um Besserung bemühte – Familie diese Lücke. Die Kirchen waren bei Trauung, Geburt und Taufe präsent und betrachteten diese Art der Familienpflege als Kernkompetenz. Singles und Geschiedene hielt die kerngemeindliche Familienseligkeit mancherorts auf Distanz. Und im evangelischen Pfarrhaus als Mittelpunkt der Gemeinde wurde das christlich-bürgerliche Familienideal modellhaft vorgelebt.

Eher vereinzelt und leise erinnerten evangelische Theologen daran, dass Jesus und Paulus unverheiratet waren und die höchste Bestimmung des Menschen nicht in der Rolle als Eltern und Ehepartner sahen, sondern im Trachten nach dem Reich Gottes. Immer wieder wurde hingegen das Gegenüber von Mann und Frau aus der Schöpfungsgeschichte auf Gott projiziert. Das eigentliche Ebenbild Gottes ist aus dieser Perspektive nicht der einzelne Mensch oder die Menschheit insgesamt, sondern Mann und Frau, das heterosexuelle Ehepaar, die einander in ihrer Unterschiedlichkeit annehmen, lieben und ergänzen. Diese Konstruktion des Geschlechterverhältnisses war insofern sympathisch, als sie die traditionelle Unterordnung der Frau unter den Mann aufweichte. Der Preis war eine theologische Überhöhung dieser geschlechtlichen Polarität zu einer absoluten, Gott- und naturgegebenen „Schöpfungsordnung“, die als das Fundament von Kirche und Gesellschaft unbedingt zu verteidigen ist.

In fast jedem öffentlichen Gebäude erinnern uns die Toiletten daran, dass Menschen – zumindest für Architekten und Bürokraten – entweder als Frauen oder als Männer existieren. Was – und vor allem wer – sich nicht in dieses binäre Entweder/Oder fügt, gilt unwillkürlich als schräg, stur oder neurotisch. Legt man aber diese kulturbedingte „heteronormative“ Brille ab, ergibt sich ein komplexeres Bild: „Männlich“ und „weiblich“ sind keine transzendentalen Kategorien und keineswegs immer exklusiv auf einander bezogen: Ein „Mann“ ist nicht dadurch definiert, dass ihm alles vermeintlich Weibliche fehlt (und umgekehrt), und das Begehren richtet sich ebenfalls nicht ausschließlich auf das „ganz andere“. Versuche, geschlechtliche Uneindeutigkeiten zu ignorieren oder sie durch medizinische Eingriffe verschwinden zu lassen, haben immenses Leid verursacht. Wenn also „normal“ nicht nur einen statistischen Durchschnitt, sondern einen anzustrebenden Zustand bezeichnet, dann muss die Norm hier neu definiert werden. Das ist anstrengend und schmerzhaft.

Normen und Bauchgefühle – der gesellschaftliche Kontext dieser Diskussion ist der Bedeutungsverlust der oft sehr kirchlich gesinnten „bürgerlichen Mitte“ in Deutschland. Der Jesuit Eckhart Bieger schreibt dazu treffend:

„Die Bürgerliche Mitte entwickelt eine eigene Mentalität, einfach deshalb, weil alle anderen Lebenswelten in einem Abstand zur Mitte leben. Deshalb fühlen sich die Bewohner der Mitte als die Normalbürger. Sie müssen nicht darüber nachdenken, sondern sie erleben alle an anderen Milieus als abweichend von der Mitte […] Sie erwarten, dass andere sich ihnen anpassen.“

Nun könnte man die Bemühungen um die Ehe für alle ja durchaus so verstehen, dass hier Ideale der bürgerlichen Mitte in andere Milieus ausstrahlen. Aber diesem droht der Verlust eines identitätsstiftenden Alleinstellungsmerkmals, wenn das Andere „normal“ sein darf. Dieser „Werteverfall“ wird als Kränkung und Herabsetzung erlebt: Die „Ehe für alle“ relativiert das bisherige Eheideal, und diese Relativierung ist eine gefühlte Beschädigung – auch der eigenen Person und Lebensgeschichte.

Im Gegensatz zum bürgerlich-neuzeitlichen Eheideal sind die biblischen Aussagen zur Ehe erstaunlich vielschichtig und unsystematisch. Die Vielehe etwa tritt stillschweigend zurück, wird aber nirgends ausdrücklich für abgeschafft erklärt. Eine Definition im engeren Sinn fehlt.

Dass der Versuch, die unterschiedlichen Positionen zur Ehe für alle auf den Konflikt zwischen Bibeltreuen und Bibelverächtern zu reduzieren, nicht aufgeht, lässt sich an eben jenen Texten aus der biblischen Urgeschichte zeigen, die immer wieder zur Begründung einer nicht verhandelbaren „Schöpfungsordnung“ herangezogen wurden.

Wir haben in Genesis 1 und 2 zwei unterschiedliche Erzählungen. Dass sie hintereinander stehen, hat zu dem Fehlschluss Anlass gegeben, die zweite Geschichte baue auf die erste auf und erzähle sie weiter, und in Folge dessen hat man (ähnlich wie das klassische Krippenspiel es mit den Geburtsgeschichten von Matthäus und Lukas macht) die einzelnen Aussagen munter vermischt.

In Genesis 1 lesen wir von der Gattung Mensch und nicht von einzelnen Exemplaren:

Gott sprach: Machen wir den Menschen in unserem Bild nach unserem Gleichnis! Sie sollen schalten über das Fischvolk des Meeres, den Vogel des Himmels, das Getier, die Erde all, und alles Gerege, das auf Erden sich regt.
Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn, männlich, weiblich schuf er sie.
Gott segnete sie, Gott sprach zu ihnen: Fruchtet und mehrt euch und füllet die Erde und bemächtigt euch ihrer! Schaltet über das Fischvolk des Meers, den Vogel des Himmels und alles Lebendige, das auf Erden sich regt!

Es ist hier mit keinem Wort gesagt, dass es im Anfang nur zwei Menschen gab, so wie es auch von den Tieren nicht vorausgesetzt ist, dass im Urzustand (ähnlich wie auf der Arche Noah) nur je ein Paar vorhanden war. Hätten wir die zweite Geschichte nicht immer schon im Ohr und im Hinterkopf, wären wir aufgrund dieses Textes vermutlich nie auf eine solche Idee gekommen. Die Menschen sollen sich vermehren, ebenso wie die Erde ihrerseits Tiere und Pflanzen hervorbringt. Über das, was wir unter Ehe verstehen, ist damit noch gar nichts ausgesagt, sogar die Substantive „Mann“ und „Frau“ fehlen.

Umgekehrt fehlt der Gedanke der Fortpflanzung nun in der zweiten Schöpfungserzählung. Hier deuten sich leise Elemente eines biblischen Eheverständnisses an, wenn am Ende einer langen Reihe inkompatibler Lebewesen die „Männin“ – so übersetzte Martin Luther – erscheint. Zunächst aber ist der Mann ganz allein im Garten:

ER, Gott, sprach: Nicht gut ist, dass der Mensch allein sei, ich will ihm eine Hilfe machen, ihm Gegenpart.
ER, Gott, bildete aus dem Acker alles Lebendige des Feldes und allen Vogel des Himmels und brachte sie zum Menschen […] Aber für einen Menschen erfand sich keine Hilfe, ihm Gegenpart.
ER senkte auf den Menschen Betäubung, dass er entschlief, und nahm von seinen Rippen eine und schloss Fleisch an ihre Stelle. ER, Gott, baute die Rippe, die er vom Menschen nahm, zu einem Weibe und brachte es zum Menschen.
Der Mensch sprach: Diesmal ist sie’s! Bein von meinem Gebein, Fleisch von meinem Fleisch! Die sei gerufen Ischa, Weib, denn von Isch, vom Mann, ist die genommen. Darum lässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter und haftet seinem Weibe an, und sie werden zu Einem Fleisch. (2,18-24)

Nun kann man den Hinweis auf die Intimität zwischen Mann und Frau zwar so lesen, dass Kinder die natürliche Folge davon sind. Dennoch zeigt sich deutlich, dass die Fortpflanzung nicht der Stiftungsgrund für das Verhältnis von Mann und Frau ist, sondern das beherrschende Thema dieser Zeilen ist die Partnerschaft und das Gegenüber beider, den Kontrast bildet die Einsamkeit. Der Geschlechterunterschied tritt hier auffällig zurück hinter die Betonung der Ebenbürtigkeit und Ähnlichkeit von Mann und Frau. Kinder können dazugehören, müssen aber nicht.

Ehe lässt sich also ohne Bruch mit der biblischen Überlieferung, wenn auch nicht ohne die Brillen manch kirchlicher Tradition abzusetzen, inklusiv verstehen. Nicht die korrekte Geschlechterverteilung macht sie aus, sondern Ebenbürtigkeit, Zuneigung, Treue und Fürsorge. Wer sich danach sehnt und darauf einlässt, sollte auch in den Kirchen nicht am zeremoniellen Katzentisch abgespeist werden.

Dann können wir auch in Ruhe die politischen Entscheidungen abwarten. Letzte Woche schrieb die 13-jährige Lily an die Kanzlerin, sie solle der „Ehe für alle“ zustimmen. Heiraten zu dürfen gehöre zu den Grundbedürfnissen wie Nahrung und Wasser. „Jeder“, so schreibt sie, „verdient eine Chance auf ein gleichermaßen glückliches Leben. Finden Sie nicht auch?“

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Wochenendweisheit: Multitasking

Das Multitasking ist keine Fähigkeit, zu der allein der Mensch in der spätmodernen Arbeits- und Informationsgesellschaft fähig wäre. Es handelt sich vielmehr um einen Regress. Das Mulititasking ist gerade bei Tieren in der freien Wildbahn weit verbreitet. Es ist eine Aufmerksamkeitstechnik, die unerlässlich ist für das Überleben in der Wildnis.

Byung-Chul Han,  Müdigkeitsgesellschaft, S. 26

Multi-Tasking by Chim Chim, on Flickr
Creative Commons Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 2.0 Generic License   by  Chim Chim 
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Poetisches Urteil

Kaum zu glauben, dass Juristen auch solche Texte schreiben können. Der Supreme Court der Vereinigten Staaten hat gestern die gleichgeschlechtliche Ehe für verfassungsgemäß erklärt. Richter Anthony Kennedy drückte es so aus:

Kein Bund ist tiefgründiger als die Ehe. Er vereint in sich die höchsten Ideale der Liebe, Treue, Hingabe, Aufopferung und Familie. In dem sie die Ehe eingehen, werden zwei Menschen zu etwas Größerem als zuvor. Wie manche Kläger uns zeigen, verkörpert die Ehe eine Liebe, die so groß ist, dass sie sogar den Tod überdauert. Anzunehmen, dass diese Männer und Frauen die Idee der Ehe nicht respektieren, würde ihnen nicht gerecht. Sie respektieren sie, sie respektieren sie so sehr, dass sie diese Erfüllung für sich selbst wünschen. Ihre Hoffnung ist, dass sie nicht dazu verdammt sind, in Einsamkeit zu leben, ausgeschlossen von einer der ältesten Institutionen der Zivilisation. Sie erbitten sich die gleiche Würde vor dem Gesetz. Die Verfassung garantiert ihnen dieses Recht. So wird es angeordnet.“

(Übersetzung der SZ)

PS: Davon könnten sich manche Theologen auch eine Scheibe abschneiden. Rein sprachlich, natürlich.

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Für einen Perspektivwechsel ist man nie zu alt

Diese Woche hat Tony Campolo, der große alte Vorkämpfer der Linksevangelikalen, eine kurze Erklärung veröffentlicht, in der es um die Akzeptanz Homosexueller in den christlichen Gemeinden geht. Nun war Tony schon immer jemand, der den traditionell konservativen Standpunkt (wenn du dich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlst, bleib enthaltsam) mit maximaler Fairness gegenüber der inklusiven Gegenposition vertrat, was nicht zuletzt daran lag, dass er mit der wunderbaren Peggy verheiratet ist, die das schon immer anders sah. Tony seinerseits war eine Art Brückenbauer, der einen völligen Bruch zwischen den verschiedenen Lagern zu verhindern suchte.

Er war aber wohl auch sehr unsicher im Blick auf seine Position. Nun hat er sie, nach langem und intensivem Ringen, revidiert. Tony gibt keine Gründe an, die in der Diskussion nicht schon vorgekommen wären. Er ist sich auch der Möglichkeit bewusst, dass er sich irren könnte. Den Ausschlag gaben schließlich die Beziehungen zu ganz konkreten Menschen:

I have come to know so many gay Christian couples whose relationships work in much the same way as our own. Our friendships with these couples have helped me understand how important it is for the exclusion and disapproval of their unions by the Christian community to end. We in the Church should actively support such families. Furthermore, we should be doing all we can to reach, comfort and include all those precious children of God who have been wrongly led to believe that they are mistakes or just not good enough for God, simply because they are not straight.

Nach Steve Chalke im vorletzten und Vicky Beeching wie auch dem Ethik-Professor David Gushee im letzten Jahr ist mit Tony Campolo ein weiterer profilierter Evangelikaler zu einer Neubewertung seine Position gekommen. In Deutschland hat dieser Worthaus-Vortrag von Siegfried Zimmer für Diskussionen gesorgt. Für die EKD hat sich der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm deutlich zu einer inklusiven Auffassung von Ehe bekannt.

Christian Piatt hat den entscheidenden Impuls für diesen Wandel der Auffassungen gestern treffsicher beschrieben:

Ultimately, marriage equality and being both open and affirming of people of all sexual/gender identities and orientations in our larger Christian community are not issues: they are people. They’re human beings, stories, families, relationships, children, struggles and joyful discoveries. They are school lunches, utility bills, career moves, birthdays weddings and funerals. They’re self doubt, a search for meaning, belonging and, often times, a desire to be connected with something bigger and more enduring than ourselves.

They’re like anyone else in these ways, and many more. They are us. All it usually takes is a willingness to sit down, listen, share and change in whatever ways love and compassion may work within us. It worked for Jesus. It worked for Tony. It’s good enough for me. What about you?

Annahme ist dann möglich, wenn ich sehe, wie viel größer die Gemeinsamkeiten sind als die Unterschiede. Doch das funktioniert nur, wenn ich keine Kardinaldifferenz zwischen Homo- und Heterosexuellen behaupte, sondern diesen Unterschied als nur einen von vielen möglichen sehe. Aber denken wir noch ein bisschen weiter:

Mich persönlich hat gestern eine Meldung aus Gambia beschäftigt. Der diktatorisch regierende Präsident Yahya Jamme hat die französische EU-Vertreterin aus Gambia ausgewiesen, weil sie den Umgang mit Homosexuellen kritisierte. Frage: Ist es denn wirklich nur ein dummer Zufall, dass so viele Diktatoren den Hass auf Schwule (es geht ja meistens um Männer…) schüren? Wenn nicht, wo genau liegt die innere Verbindung, der gemeinsame Nenner, der rücksichtslose Macht und rigide Ordnungsideologien bzw. die Ausgrenzung abweichender Orientierungen und Lebenskonzepte verbindet?

Ich unterstelle damit nicht, dass alle Konservativen verkappte Gewaltherrscher sind. Ich frage mich nur, ob da Denkstrukturen vorhanden sind, die auch dazu taugen, derartige Repression zu legitimieren oder die zumindest dafür sorgten, dass sie nicht schon längst entschlossen genug verurteilt und bekämpft wurde. Meine Vermutung: Die Wurzel liegt im Weltbild des Patriarchats (und damit verbunden der Heteronormativität). Ein strikt binäres und komplementäres Geschlechterverhältnis mit dem Mann als „Haupt“, das für Christen mit wenigen Ausnahmen seit der Römerzeit „normal“ war und das noch bei Max Weber als „naturgewachsen“ galt – das entspricht der Rede von der Schöpfungsordnung in manchen Theologien. Ein homosexuelles Paar bedroht nicht nur die traditionelle Vorstellung von Männlichkeit und damit die symbolische Ordnung, sondern auch die von Macht, weil in dieser Welt beides untrennbar zusammengehört.

Hier geht es um Privilegien, die für die Menschen unsichtbar sind, die sie genießen. Wunderbar dargestellt hat dies Susan Cotrell in diesem Blogpost zu einem Statement von Franklin Graham, der ebenso naiv wie zynisch behauptet hatte, Schwarze könnten es doch ganz einfach vermeiden von weißen Polizisten erschossen zu werden, sie müssten einfach immer nur uneingeschränkt allen Befehlen Folge leisten und Respekt vor der Autorität des Beamten zeigen. Graham gelingt es, zumindest vor sich selbst, den offensichtlichen Rassismus der Cops in ein Autoritätsproblem der schwarzen Minderheit umzudefinieren. Erst wenn man sich mit den Unterlegenen identifiziert (indem man sie, wie Cotrell, kennt, achtet und ihnen zuhört), wird die allgegenwärtige Unterdrückung sichtbar.

Tony Campolo hat diesen Schritt getan. Er hat dafür Jahre gebraucht, andere haben ihn noch vor sich. Hoffen wir, dass sein Beispiel Schule macht.

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Die Zechpreller der Postmoderne

Religion, schreibt Zygmunt Bauman, steht in der Postmoderne vor dem Problem, dass die Konsum- und Erlebnisgesellschaft das Thema Transzendenz weitgehend besetzt und aus dem Jenseits ins Diesseits verlagert hat. Für ein „Leben in Fülle“ werden zahllose Techniken, Waren und Dienstleistungen angeboten, mit denen die einzelnen ihr Lebensglück optimieren können.

Swim at your own risk

Manchmal fällt die Orientierung schwer. Die postmodernste Form von Religion ist daher der Fundamentalismus, und der ist für Bauman gerade „keine kleine Nachwehe angeblich längst ausgetriebener, doch immer noch nicht ganz unterdrückter mystischer Sehnsüchte“ oder gar eine Flucht in die Vormoderne:

Der Fundamentalismus ist ein durch und durch zeitgenössisches, postmodernes Phänomen, das sich die „rationalisierenden“ Reformen und technischen Entwicklungen der Moderne voll und ganz zu eigen macht und weniger ein Rollback moderner Ansätze erreichen, als vielmehr den Kuchen essen und ihn behalten will: einen vollen Genuss moderner Attraktionen, ohne den Preis zu zahlen, den sie fordern.

Der „Preis“ ist ein Leben unter den Bedingungen der permanenten Wahl mit der ständigen Sorge, das Beste und Entscheidende zu verpassen und die vorhandenen Möglichkeiten nicht befriedigend auszureizen. Damit bleibt letztlich auch jede(r) allein. Folglich beschreibt Bauman den Preis für die postmoderne Freiheit als

… die bittere Erfahrung […] eines aus riskanten Entscheidungen bestehenden Lebens – stets unter dem Zwang, auf bestimmte Chancen zu setzen und andere zu vergeben; es ist die Erfahrung der jeder Entscheidung innewohnenden unabänderlichen Ungewissheit; der unerträglichen, weil mit niemandem geteilten Verantwortung für die unbekannten Konsequenzen jeglicher Wahl; der beständigen Furcht, sich die Zukunft und bisher nicht vorstellbare Möglichkeiten zu verbauen;

Im Unterschied zur traditionellen Religion, in der die Schwäche der Gattung Mensch das Problem darstellte, scheinen der Menschheit insgesamt heute kaum noch Grenzen gesetzt. Dieser Omnipotenz steht aber die Versagensangst und Unvollkommenheit des einzelnen Menschen um so schroffer gegenüber. Folglich treibt der Fundamentalismus mit seinen klaren Ordnungskategorien und Orientierungshilfen „den Kult der Expertenberatung und den besessenen Selbstdrill unter Spezialistenaufsicht, wie die postmoderne Konsumkultur sie alltäglich propagiert, lediglich zu ihrem radikalen Schluss.“

In dieser Hinsicht verkörpert der Fundamentalismus die Errungenschaften wie die Schattenseiten der Postmoderne. Er verspricht die Erlösung vom Wahlzwang durch die Bindung an eine absolute, höchste Autorität:

Der Fundamentalismus ist eine radikale Medizin gegen den Flucht der postmodernen, marktbeherrschten Konsumgesellschaft, gegen die risikokontaminierte Freiheit […].

In einer Welt, in der jede Lebensform gestattet und doch keine sicher ist, bringen sie den Mut auf, jedem, der es hören will, zu erklären, wie er sich entscheiden muss, damit die Entscheidung ungefährlich bleibt und vor allen in Frage kommenden Gerichten bestehen kann. In dieser Hinsicht gehört der Fundamentalismus zu einer größeren Familie totalitärer oder prototoatlitärer Lösungen, die all denen angeboten werden, die die Bürde der individuellen Freiheit unerträglich finden.

Bauman kann den Fundamentalismus daher auch als „alternativen Rationalismus“ bezeichnen, der sich gegen den neoliberalen Rationalismus totaler Wahlfreiheit stellt, der alles beliebig erscheinen lässt. Hier wird nun umgekehrt alles der Gewissheit untergeordnet.

In ihrer fundamentalistischen Version wird Religion nicht zur »Privatsache«, nicht wie alle anderen individuellen Belange privatisiert und im Stillen praktiziert […]: Sie regelt verbindlich und unmissverständlich jeden Bereich des Lebens und hebt damit die Bürde der Verantwortung auf, die schwer auf den Schultern des einzelnen lastet.

Und dann stellt Bauman die entscheidende Frage: Lassen sich Antworten auf all diese real existierenden Schwierigkeiten finden, die keinen Hang zum Totalitären haben? Auf die Theologie bezogen könnte das bedeuten: Wenn es keine absolute äußere Autorität (Buch, Papst etc.) gibt, kann der Glaube an das Evangelium zu einer inneren Quelle von Kraft und Mut werden, die uns in dieser verrückten Welt hilft, die Augen offen zu halten, ohne dabei zu resignieren? Finden wir unsere eigene Stimme und lernen wir, mutig verantwortliche Entscheidungen zu treffen, oder versuchen wir lieber, all das fehlerfrei aufzusagen, was uns als unfehlbare Richtschnur angepriesen wurde? Was könnte Menschen dazu bewegen, sich die eigene Interpretations- und Anpassungsleistung in Glaubensfragen einzugestehen, statt auf Buchstaben zu zeigen und daraus alternativlose Konsequenzen zu ziehen?

Parker Palmer hat einmal geschrieben: „Wir sind unvollkommene und kaputte Wesen, die in einer unvollkommenen, kaputten Welt leben. Die Genialität des menschlichen Herzens liegt darin, aus diesen Spannungen Einsicht, Energie und neues Leben zu gewinnen.“ Vielleicht hat das auch mit jener Fähigkeit zu tun, die Rilke in seinem vielzitierten Brief an Franz Kappus beschreibt:

ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, lieber Herr, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.

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Was ist schon modern?

Heute ist es genau vier Wochen her, dass wir abends durch den Pessach-Trubel in der Jerusalemer Altstadt gingen (ich hatte in meinem Leben noch nie so viele schwangere Frauen und kinderreiche Familien gesehen wie dort. Hierzulande fällt man mit vier Kindern schon auf, dort hätten wir am untersten Ende der Skala gelegen). Aus der Ferne warfen wir einen Blick auf die Klagemauer, vor der die Haredim dicht gedrängt standen. Als wir uns auf den Rückweg machten, sprach uns einer von ihnen an. Mit seinem festlichen Schtreimel sah er aus wie eine Gestalt aus dem 18. Jahrhundert.

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Der Eindruck änderte sich jedoch, als er ein paar Bücher und Traktate aus seinem schwarzen Mantel zog. Die englischen Titel sprachen davon, wie man es schnell zu Reichtum bringt – mit Gottes Hilfe natürlich. Der Verfasser sei übrigens ein Rabbi aus Frankfurt, sagte unser Gegenüber. Auf den ersten Blick konnte ich wenig Unterschied zum christlichen Wohlstandsevangelium erkennen. Da weder die Zeit noch die Sprachkenntnisse für ein theologisches Gespräch ausreichten, gingen wir bald weiter.

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Später habe ich bei Gilles Kepel nachgelesen, der die Renaissance des (Ultra-)orthodoxen Judentums seit den Siebzigern beschreibt. Und auch da zeigt sich, dass Moderne und Vormoderne sich eigenartig mischen und durchdringen, so dass man das Ergebnis nicht einfach als „altmodisch“ abtun kann. Kegel schreibt:

Allgemein betrachtet, kann man sagen, dass die ganze jüdische Welt in den siebziger Jahren eine Bewegung der Teschuwa (was soviel bedeutet wie „Rückkehr zum Judentum“ und „Reue“, das heißt Rückkehr zu einer strikten Einhaltung des jüdischen Gesetzes, der Halacha) erlebte. Die „Reumütig Zurückgekehrten“ (Baalei Teschuwa) verschließen sich den Versuchungen der säkularen Gesellschaft, um ihr Dasein ausschließlich auf die Gebote und Verbote zu gründen, die sie heiligen jüdischen Texten entnehmen. (Die Rache Gottes, S. 205)

Kepel untersucht Bücher und Selbstzeugnisse der Rückkehrer, die vormals laizistisch, areligiös oder atheistisch waren, dann aber in Begegnung mit einem Rabbi oder in einer der zahlreichen neugegründeten Talmudschulen erkannten, dass die Säkularisierung in eine Sackgasse und die moderne Gesellschaft in eine Wertekrise führt, eine „Epoche der Anomie“. Dem konservativen Protestantismus ebenfalls nicht fremd ist die Kritik an der Aufklärung: Hochmut der Vernunft, der notgedrungen zum Totalitarismus führt, erst in der Französischen Revolution, dann im Dritten Reich. Diese Argumentationslinie ist bei verwandten Strömungen in der katholischen Kirche auch anzutreffen (ich habe sie erst vergangene Woche wieder in einer Diskussion entdeckt). (205)

Vorbereitet wurde das Wiedererstarken der Haredim in den USA. Dort zerbrach während der sechziger Jahre das Bündnis von Juden und Afroamerikanern in der Bürgerrechtsbewegung. Es kam zu Ausschreitungen gegen jüdische Geschäfte und Einrichtungen.

Eine ganze Philosophie des Universalismus, des Zusammenhalts der Gesamtgesellschaft zerbricht hier unter der Gewalt eines stark ritualisierten, den anderen gezielt ausgrenzenden Partikularismus. In dieser Situation verschärfter ethnischer, rassischer und religiöser Abgrenzungen sehen jene ihre Chance gekommen, die die äußerliche gesetzestreue und Trennung von den Gojim zum obersten Prinzip der jüdischen Identität erklären. (215)

Ein weiterer Faktor dieses Aufstiegs ist die Gegenkultur der 68er-Generation. Die Auflehnung gegen das bürgerliche Establishment, gegen Konformismus und Repression, die Begeisterung für speziale Utopien und Experimente wie die Sehnsucht, eine bessere Gesellschaft auf den Ruinen der bestehenden zu schaffen, zogen viele junge Juden an – ihr Anteil an der Protestbewegung wurde dreimal so hoch veranschlagt wie in der Gesamtbevölkerung. Viele dieser Hippies fanden den Weg in die konservativen Talmudschulen zu einer Zeit, als andere sich den Jesus People anschlossen (und dem amerikanischen Evangelikalismus einen kräftigen Wachstumsschub einbrachten).

In Frankreich waren jüdische Studenten 1968 federführend in der radikalen Linken und lang entschiedene Gegner des Staates Israel. Seit dem Schock des Münchener Attentats von 1972 wandelte sich die Stimmung jedoch. Viele distanzierten sich vom linken Aktivismus und besannen sich auf ihre jüdische Identität. Verstärkt wurde diese Bewegung in den folgenden Jahren durch junge sephardische Juden, die aus dem Maghreb eingewandert waren.

Die weitere Entwicklung ist durch den Ausgang des Sechstagekrieges bestimmt: Die heiligen Stätten sind in jüdischer Hand, die Grenzen des säkularen Staates Israel (den die Haredim ablehnten) entsprechen plötzlich denen zur Zeit Davids, selbst säkulare Juden betrachten den Sieg über die arabischen Armeen als göttliches Wunder. Wenn aber die Einnahme des Landes eine Tat Gottes war, dann ist eine Rückgabe ein Akt des Ungehorsams, also kategorisch ausgeschlossen. Das zumindest ist die Interpretation der Ereignisse durch die nationalreligiöse Bewegung Gusch Emunim. Plötzlich sind Kombinationen von Kampfanzug und Kippa, Jeans und Zizit denkbar. Religiös-zionistische Schulen und Lehranstalten entstehen und werden staatlich gefördert, der Siedlungsbau in den besetzten Gebieten beginnt und wird nach der Wahl Menachem Begins 1977 nachträglich legalisiert, um nur ein paar Ereignisse zu nennen, die Kepel aufzählt. Seither wächst der Einfluss der Religiösen auf die Politik und das öffentliche Leben.

Aus ihren religiösen Traditionen weitgehend entfremdeten Hippies und Linken wurden Strenggläubige, die eigentlich gerade am Aussterben waren. Ein erstaunliches Comeback, das unter anderem die Frage aufwirft, was wohl eines Tages aus diesen religiösen Protestkulturen wird. Die widersprüchliche Sehnsucht danach, irgendwie aus der Zeit zu fallen, gehört offenbar untrennbar in unsere Zeit hinein. Anders gesagt: Pointiert unmodern sein zu wollen, ist ganz schön modern.

Die andere Lektion lautet: Fortschritt ist keine Einbahnstraße. Es wäre naiv zu glauben, dass einmal erreichte Verbesserungen unwiderruflich erhalten bleiben, und dass die Entdeckungen und Erkenntnisse, die ihnen zugrunde liegen, keiner sorgfältigen Begründung mehr bedürfen.

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Die Sicherheitslücke

Die Sicherheit hat dem Reichtum und dem Ruhm den ersten Rang unter den modernen Götzen abgelaufen. Die Nachrichten spiegeln das fast im Wochenrhythmus wider. Sicherheit ist die fixe Idee, von der die Moderne seit dem Erdbeben vom Lissabon beherrscht wird, hat Zygmunt Bauman in Collateral Damage geschrieben. Dafür ist uns kaum ein Opfer zu groß, bis heute. Wer radikale oder grausame Maßnahmen in der Politik durchsetzen möchte, muss die Bedrohung beschwören. Wer zur Macht aufsteigen möchte, muss sein Programm als Prävention von Risiken verkaufen.

Gestern hat sich nun herausgestellt, dass der BND im Auftrag der NSA nicht nur potenzielle Straftäter überwacht und ausgespäht hat, sondern auch Politiker und Unternehmen, und zwar ohne Kenntnis der (überforderten, inkompetenten oder desinteressierten?) Kontrollorgane, monatlich des Kanzleramtes. Für Kai Biermann von der Zeit ist das der Albtraum der Demokratie. Unterdessen fordern Politiker der GroKo seit Wochen weitere Befugnisse in der Überwachung (die Vorratsdatenspeicherung), obwohl sich die unkontrollierbaren Dienste jetzt schon an keine demokratischen Regeln mehr halten. Und der NSU-Prozess zeigt Woche für Woche, wie deutsche Sicherheitsbehörden sich, etwa mit ihren V-Leuten, im rechten Sumpf verstricken und ihn eher ausweiten, statt ihn trocken zu legen, weil sie selbst längst zur Parallelgesellschaft geworden sind.

Der Absturz von Germanwings 4U9525 hat gezeigt, wie eine Sicherheitsmaßnahme – die gepanzerte Cockpittüre – zur tödlichen Falle für 150 Menschen wurde. Ungeachtet dessen wurden umgehend neue Forderungen erhoben (Berufsverbote für psychisch Kranke), die völlig zu Unrecht Millionen von Menschen als gemeingefährlich stigmatisieren – und es um so wahrscheinlicher machen, dass Betroffene ihre Krankheit möglichst lange verheimlichen, statt sich behandeln zu lassen.

17209448546_f3f217e254_zDer Wahn, alles kontrollieren zu müssen, führt offenkundig dazu, dass wir immer mehr die Kontrolle verlieren. Hier nun schlicht und lapidar auf Gottvertrauen zu verweisen, ist nicht unproblematisch. Gott lässt sich sicher nicht als Garant für unsere Unversehrtheit unter allen Umständen in die Pflicht nehmen. Aber der Glaube, dass Gott auf der Seite der Leidenden steht und die Hoffnung darauf, dass er – spät vielleicht, aber doch – Trauer in Freude verwandeln wird, könnten in uns den Mut wachsen lassen, mit manchen Risiken zu leben.

Denn da, wo wir Risiken um jeden Preis ausschalten wollen, verspielen wir nicht nur unsere Freiheit, wir erschaffen womöglich auch noch schlimmere Gefahren als die, vor denen wir uns fürchten. Das wäre vielleicht der erste Schritt, um aus den Albträumen aufzuwachen.

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Die Suche nach der verlorenen Heimat

Gilles Kepel befasst sich seit langem mit fundamentalistischer Religiosität. 1991 schrieb er sein Buch „Die Rache Gottes“ und markiert die späten Siebziger als Beginn einer „Krise der Moderne“, die in den unterschiedlichen Religionen zu ähnlichen Phänomenen führt. Man versucht, die Moderne mit ihren eigenen Mitteln zu überwinden.

Der neue Kurs der katholischen Kirche seit dem Amtsantritt von Papst Johannes Paul II. oder die evangelikalen Bewegungen, die die Vereinigten Staaten bis ins Innerste erschüttern, werden – außerhalb der ständig größer werdenden Schar der Anhänger – herablassend als eine Erscheinungsform des mittelalterlichen Obskurantismus interpretiert.

Wenn man diese Phänomene aber miteinander vergleicht, erkennt man, dass dieses weitverbreitete Urteil nicht den Tatsachen entspricht. Die meisten Anhänger und Aktivisten der zeitgenössischen religiösen Bewegungen entstammen keineswegs ungebildeten Bevölkerungsschichten (Analphabeten, alten Menschen, Bauern usw.), sondern verfügen häufig über ein staatliches Diplom in vorwiegend technischen Studienrichtungen. Die Art und Weise, wie sie die Gesellschaft beschreiben, deren Krise analysieren und eine Therapie vorschlagen, ist geprägt von Denkmustern eines Bildungssystems, das selbst eine typische Errungenschaft der Moderne ist – die sie doch gerade bekämpfen wollen. (…)

Die religiösen Bewegungen zu studieren, die damals auf der ganzen Welt aus dem Boden schießen, heißt, durch sie hindurch die umfassenden Veränderungen zu erkennen, die die zeitgenössischen Gesellschaften in diesem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts durchmachen – Veränderungen, deren Auswirkungen die Öffentlichkeit zwar empfindet, deren Ursachen ihr jedoch schleierhaft sind. Diese mitunter so sonderbar, irrational und fanatisch anmutenden Bewegungen zu studieren heißt, ihre Argumentation und die von Ihnen angestrebten Alternativen Sozialisationsformen in dem Maße ernst zu nehmen, wie sie über eine Welt verzweifeln, in der sie sich nicht mehr zu Hause fühlen.

Auf dem Studientag emergente Theologie (8./9. Mai in Fulda) werden wir uns übrigens weiter und intensiver mit der Thematik auseinandersetzen.

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Sinndustrialisierung

Wie „diesseitige Tranzendenz“ funktioniert, schildert Zygmunt Bauman in „Postmoderne Religion?“ so treffend, dass es auch nach gut 15 Jahren nicht minder aktuell klingt. Nicht die Konsumgüter an sich lassen die Kassen klingeln, sondern die Verheißung ungeahnten Erlebens – eine Art Heilsversprechen bzw. eine Form der Erleuchtung. Dazu muss der Konsument allerdings seinen Teil beitragen und an sich arbeiten, indem er nämlich seine Genussfähigkeit maximiert. Auch dafür gibt es selbstverständlich die passenden Dienstleistungen und Angebote:

Das Versprechen neuer, überwältigender, sinnverwirrender oder haarsträubender, jedenfalls immer erregenderer Erfahrungen gilt als das Verkaufsargument für Lebensmittel, Getränke, Autos und Kosmetika genauso wie Brillen oder Pauschalreisen. Alles lockt mit der Aussicht auf bis dato unbekannte Eindrücke, die zu »durchleben« stärker wäre als jegliches bereits Probierte. Jedes neue Gefühlserlebnis muss »größer«, überwältigender und aufregender werden als das vorherige, und das Schwindelgefühl eines »totalen« Gipfelerlebnisses winkt immer schemenhaft am Horizont. Man hofft – und genau dies wird auch stillschweigend oder ausdrücklich insinuiert –, man werde auf dem Wege der quantitativen Akkumulation sinnlicher Intensität schließlich zu einem qualitativen Durchbruch gelangen – zu einem nicht nur tieferen und genussreicheren, sondern »völlig anderen« Erlebnis; man hofft, auf dieser Reise würden einem »metaempirische« Waren und Dienstleistungen helfen – alles was darauf abzielt, die psychischen und körperlichen, »Eindrücke empfangenden« Kräfte und Fähigkeiten zu stärken. Es geht nicht nur um das Angebot immer noch erhabenerer Freuden – man muss auch lernen, das ganze in ihnen enthaltenen Potenzial herauszupressen; (…)

Das Ziel eines solchen Trainings charakterisiert die Metapher des multiplen Orgasmus: ein Körper in Hochform, in dem ein ebenso trainierter Geist steckt, ist in der Lage zu wiederholter, ja sogar anhaltender Gefühlsintensität; ein Körper, der immer auf der Höhe ist, stets offen für alle Erfahrungsmöglichkeiten, die die Welt ringsum nur bieten kann – eine Art wohltemperiertes Klavier, jederzeit zu Melodien von erhebender Schönheit bereit.

 

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Tod und Popcorn

Der Tod drängelte sich – unerwartet, wie so oft – ganz oben auf die Tagesordnung meiner letzten Woche. Das relativierte manches, was mich sonst vielleicht mehr beschäftigt hätte, ließ mich aber noch länger über ein paar Seiten aus Zygmunt Baumans Essay „Postmoderne Religion?“ nachdenken. Dort spricht Bauman von einer „antieschatologischen Revolution“ in der Moderne. Gegenüber der Vormoderne, deren ganz Sorge sich um die Frage des ewigen Seelenheils drehte, verschiebt sich die Aufmerksamkeit radikal auf das Diesseitige. Sünden- und Höllenängste des Mittelalters führten ironischerweise dazu, dass die

Faszination und Betörung durch das Leben nach dem Tod sowie die Anforderungen einer ganz auf Seelenheil ausgerichteten Frömmigkeit auf Gipfel getrieben wurden, die für Menschen, die noch am normalen Leben teilnehmen wollten, nicht mehr zu erreichen waren. Mönche. Prediger und andere »Künstler religiösen Lebens« setzten Frömmigkeitsmaßstäbe, die nicht nur mit allgemein verbreiteten »sündhaften Neigungen« kollidierten, sondern auch mit der bloßen ‚Aufrechterhaltung des Lebens als solchem; die Aussicht auf ein »ewiges Leben« geriet damit für alle mit Ausnahme einiger Heiliger außer Reichweite.

Als Reaktion darauf und nicht unbedingt im Sinne der Bußprediger, entwickelte sich aus dieser Maßlosigkeit heraus einerseits eine makabre Zurschaustellung von Tod und Leiden, andererseits schlug das memento mori um in ein memento vivere und die Freuden des irdischen Lebens (geflissentlich übersehen von vormodernen „missionarischen“ Paradigmen, die bis heute alles auf die Frage konzentrieren, wohin jemand wohl käme, sollte er heute sterben).

Denn analog zum paulinischen „Tod, wo ist dein Stachel?“ entwickelte die Moderne mit großem Erfolg drei komplementäre Strategien, um den Schrecken des Todes zu relativieren.

Der Tod wurde erstens in professionelle Obhut verwiesen und aus dem Alltag ausgegliedert:

Wie alles andere im Modernen Leben wurde der Tod einer arbeitsteiligen Behandlung unterworfen: er wurde zur Sache von »Spezialisten«. Für alle übrigen, die Nichtprofis, entwickelte sich der Tod zu etwas Anstößigem; eine peinliche, in gewisser Weise […] der Pornografie verwandte Angelegenheit, ein Ereignis, über das man nicht öffentlich und schon gar nicht »vor den Kindern« sprach. Man verbannte die toten und vor allem die Sterbenden aus dem Alltagsleben…

Zweitens wurde der Tod zerlegt in Einheiten, die sich bewältigen ließen:

Wie alle anderen »Ganzheiten« wurde auch die Aussicht auf den absolut und unwiderruflich bevorstehenden Tod scheibchenweise in unzählige, immer kleinere Bedrohungen für unser Überleben fragmentiert. an dem Faktum selbst kann man nicht viel ändern, und es wäre einfältig, sich mit etwas zu befassen, woran nun einmal nichts zu ändern ist. Die kleinen Gefahren jedoch kann man bekämpfen, zur Seite drücken, ja sogar besiegen. Und der Kampf gegen sie ist eine so zeit und energieraubende Betätigung, dass von beidem nichts übrigbleibt, um über die letztendliche Nichtigkeit all dessen nachzusinnen. Der Tod […] wurde in die kleinen, doch unzähligen Fallen und Hinterhalte des täglichen Lebens aufgelöst. Man neigt dazu, ihn immer wieder anklopfen zu hören – in fettreichem Fast Food, in salmonellenverseuchten Eiern oder cholesterinreichen Versuchungen, im Sex ohne Kondom oder im Zigarettenrauch, in asthmaerzeugenden Hausstaubmilben, … in zuwenig oder zuviel körperlicher Bewegung, in übermäßigem Essen oder übertriebenem Fasten, in zuviel Ozon und im Ozonloch; doch weiß man nun, wie man die Tür verbarrikadieren muss, wenn er klopft, und man kann die alten verrosteten Schlösser und Riegel oder Alarmanlagen gegen immer »neue und bessere« austauschen.

Drittens fand eine Virtualisierung des Todes statt. Während der wirkliche Tod immer mehr im Privaten verschwindet, wird der öffentliche Tod in Kino und Fernsehen unterhaltsam und spektakulär inszeniert, der tödliche Kampf zur einer Kunstform entwickelt, die (Tarantino lässt grüßen) um ihrer selbst willen existiert. Die schiere Flut des Sterbens auf der Mattscheibe erzeugt denselben Effekt wie eine Menge nackter Körper auf einem Bild, sie neutralisiert die Wirkung des einzelnen (hier Begehren, da Schrecken und Empathie).

In noch viel eindrucksvollerer Weise, als Aldous Huxley es sich ausmalte, ist seine Vision einer Todeskonditionierung (indem man Kindern Menschen im Todeskampf zeigt und sie dabei mit ihren Líeblingssüßigkeiten füttert) zur gängigen Praxis geworden – mit Auswirkungen, die dem, was er sich vorstellte, nicht sehr nachstehen.

Die Vorstellung des Lebens als eines „Seins zum Tode“ ist damit massiv geschwächt. Der Tod verleiht dem Leben, das auf ihn zuläuft, keine Bedeutung mehr, sondern er ist nur noch das Nicht-Ereignis, das eine Lebensgeschichte beendet, die just in dem Augenblick uninteressant und irrelevant wird, wo sie keine neuen Episoden mehr hervorzubringen verspricht. Und während der Tod im Leben eines vormodernen Menschen, das wenig Abwechslung und Überraschung bot, das eine völlig unkalkulierbare Ereignis war, so ist er heute häufig das einigermaßen absehbare, jedenfalls medizinisch erklärbare Ende eines Lebens, das von Umbrüchen, Ungewissheiten und Apokalypsen – Bauman spricht von der „Instabilität alles Erreichten und der Zerbrechlichkeit menschlicher Bindungen“ und der „Launenhaftigkeit von Regeln, die sich schon vor Spielende wieder ändern“ – gekennzeichnet ist.

Ungewissheit postmodernen Typs zeugt nicht von einem Bedarf an Religion, sie bewirkt vielmehr eine ständig steigende Nachfrage für Identitätsexperten. Wen die Ungewissheit postmodernen Typs quält, der braucht keine Prediger, die ihm etwas über die Schwäche des Menschen und die Unzulänglichkeit menschlichen Vermögens erzählen. Er braucht die Bestätigung, dass er/sie es schaffen kann – und Anleitung, wie dies anzustellen sei.

Ich kann nicht auf alles eingehen, was Bauman hier anreißt, aber mich hat seine Analyse insofern überrascht, als ich im Blick auf seine jüdische Herkunft erwartet hätte, dass er den Kern des Glaubens und damit von Religion nicht in der Frage nach Tod und Jenseits sieht, wie es dann im katholischen Spätmittelalter der Fall war. Zu Beginn des Essays, aus dem ich zitiert habe, beschreibt er noch sehr treffend die Unmöglichkeit einer umfassenden Definition von Religion, nur um das alles mit einem Satz von Tisch zu wischen und festzustellen, Religion sei „schließlich nichts anderes […] als das intuitive Wissen um die Grenzen dessen, was wir Menschen als solche tun und verstehen können“, Religiosität bestehe mithin im „Bewusstsein menschlicher Unzulänglichkeit und dem Eingeständnis der Schwäche“, die er im Folgenden dann strikt auf Tod und Transzendenz bezieht.

Für den Alttestamentler Walter Dietrich hingegen (und das hätte ich bei Bauman eigentlich erwartet, weil es ja sein Ur-Anliegen darstellt) ist der rote Faden der hebräischen Bibel die Frage nach Gerechtigkeit, der „Herstellung und Wahrung lebensfreundlicher Verhältnisse gerade für die in ihrer Existenz oder ihrem Wohl Bedrohten […]. Für Israel kennzeichnend ist dabei, dass sich religiöse Motivation und politische Aktion untrennbar miteinander verbinden“ (Der rote Faden des Alten Testaments, in: Ders., Theopolitik. Studien zur Theologie und Ethik des Alten Testaments, S. 21)

Für mein Empfinden gilt diese Aussage ebenso für das Christentum und Jesu Botschaft vom Reich Gottes. Besonders auch in dem Sinn, dass Jesu Eintreten für Gerechtigkeit ihn zum Märtyrer und Opfer eines Justizmordes machte – ein Ereignis, an dem deutlich wird, dass sich derjenige ganz besonders mit dem Tod beschäftigen muss, der die sozialen Verhältnisse verändern will. Dazu kommt das für die ersten Christen völlig unerwartete Geschehen der Auferweckung, in dem erkennbar wird, dass der Tod als die Summe und endgültige Festschreibung aller lebensfeindlichen Verhältnisse und Bedrohungen auf eine völlig andere Art und Weise und von anderer Seite relativiert wurde, als es im Projekt der Moderne geschah und geschieht. Wer sich gegen Großkonzerne, Geheimdienste, Diktatoren, rechte Todesschwadronen oder mafiöse Strukturen stellt, darf keine Angst vor dem Tod haben und wird ihn schwerlich durch den Konsum von Popcorn und Actionkino ausblenden können.

Ein „aktuelles“ Evangelium, das sich auf Identitätsmanagement reduzieren lässt und zu diesem Zweck die Ur-Angst postmoderner Menschen beschwichtigt, in den ständigen Wahlzwängen Entscheidendes zu verpassen, ist ebenso ungenügend wie ein traditionelles, dass sich auf Schuld und Tod reduzieren lässt. Wer mutig vom Tod reden kann, hat auch in Sachen Gerechtigkeit etwas zu sagen. Wer sich vor dem Tod in Wellness flüchtet, wird auch davor zurückschrecken, sich den Mächten dieser Welt tapfer entgegenzustellen.

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Bloß nicht grün werden

Da hatte ich doch eben Žižeks Feststellung erwähnt, die Vergangenheit werde ständig neu erfunden um Machtansprüche in der Gegenwart zu erheben, als ich über diesen Artikel von Elizabeth Stoker-Bruenig stolperte, der das Unbehagen katholischer Traditionalisten mit Papst Franziskus’ pragmatischem (statt dogmatischem) und dialogischem Zugang zur Vergangenheit beleuchtet. Dabei fallen ihr Widersprüche wie dieser auf:

The conservative reverence for the past does not necessarily mean that their tactics or politics to protect it will be properly traditional. … Thus conservatives can claim a deep attachment to the America of their grandparents while trying to dismantle labor unions and Social Security, mainstays of the era they profess to love.

Und sie fährt fort:

To insist that the Church differentiate herself from the world by adhering to the praxis of the past—be it saying Mass in Latin or ignoring man-made climate change because it is not present in biblical text—is to relate to the past in a wholly modern way. Those who ignored climate change in the Middle Ages did so because it was unknown, not because they intended to make a particular statement about the transcendent factual bearing of the biblical text. … To consider whether or not one would prefer to be modern is to be modern; the decision is already made.

Gegenwärtig, so Stoker-Bruenig, arbeitet der Papst an einem Papier zur Klimaproblematik, und Rechtskatholiken wie Neokonservative schießen schon lange vor dessen Erscheinen gegen seinen vermeintlichen Inhalt – etwa indem sie beklagen, der Papst kontaminiere die reine Lehre mit „grünem Heidentum“. Das ist freilich nur möglich, weil ausgerechnet jene, die sich auf die Vergangenheit berufen, dabei verdrängen, dass mit Franziskus von Assisi (oder Hildegard von Bingen, aber die dürfte ihnen schon deshalb noch suspekter sein, weil sie eine Frau war) schon einmal andere Zugänge zu Natur und Schöpfung da waren als neuzeitliche Ausbeutung und „Unterwerfung“ derselben.

Man kann ja gern verschiedener Meinung sein, was die Gegenwart und den zukünftigen Weg angeht. Wenn allerdings die immer schon passend gefilterte Vergangenheit dazu missbraucht wird, andere als Verräter an einem heiligen Erbe zu diskreditieren, dann ist das schlicht ein reaktionärer Backlash. Genau dieser Vorwurf wurde Jesus ja auch gemacht. Zudem kann natürlich auch kein Konservativer wissen, was Luther oder irgendeine andere kirchlich-theologische Normgröße täte, wenn sie oder er heute lebte. Relativ sicher sagen lässt sich hingegen: Sie täten vermutlich nicht exakt dasselbe wie zu ihren Lebzeiten. Es ist also kein Ausdruck von Respekt vor den Müttern und Vätern, ihr Lebenswerk zur kirchenpolitischen Keule zu machen. Stoker-Bruenig bilanziert abschließend:

the past cannot be recovered, but only shabbily reconstructed. It is most useful when considered an open matter. This is true of the past in our lives, of the past in politics, of the past in the Church: Dialogue is the most we can make of it. And that is enough.

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Der „Rudelschalter“

Jaron Lanier hat im November 2014 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bekommen. In seiner Rede übt er Kritik an „gegen die utopische Aufladung, gegen die Erlösungsversprechen, gegen die Heilslehre einer neuen, technologisch inthronisierten Hypermoderne“ (Zeit Online). Das Internet und Big Data werden die elementaren Probleme nicht lösen, sondern sie scheinen einige davon eher verstärken. Dazu gehört unter anderem die Tendenz, sich mit einer Gruppe zu identifizieren und (so hätte Miroslav Volf das jetzt gesagt) dabei alles andere auszuschließen, indem man es als feindlich einstuft. Lanier wählt ein drastisches Bild, nämlich eine aktualisierte Form des „homo homini lupus“ (Hobbes/Plautus):

Die dunkelste meiner digitalen Ängste betrifft das, was ich den ‚Rudelschalter‘ nenne. Es ist die These von einem hartnäckigen Zug des menschlichen Charakters, der sich dem Frieden widersetzt. Nach dieser Theorie sind die Menschen Wölfe; wir gehören zu einer Spezies, die als Individuum oder als Rudel funktionieren kann. In uns ist ein Schalter. Und wir neigen dazu, uns immer wieder plötzlich in Rudel zu verwandeln, ohne dass wir es selbst bemerken.

Rudelbildung wird, um es mit Bauman zu sagen, aufgrund der Verflüssigung und Schwächung traditioneller Identitäten derzeit immer attraktiver. Den Hintergrund dieser Sorge beschreibt Lanier so:

Die traditionelle Definition von „Frieden“ bezieht sich auf den Frieden zwischen Rudeln oder Klans, und so ist „Stammesgefühl“ vielleicht die gefährlichste unserer Sünden. Es zersetzt uns tief im Wesen. Trotzdem wird Schwarmidentität fast überall als Tugend angesehen. Das Buch der Sprüche im Alten Testament enthält eine Liste von Sünden, darunter Lügen, Mord, Hochmut, aber auch „Hader zwischen Brüdern säen“. Ähnliche Gebote gibt es in allen Kulturen, allen politischen Systemen, allen Religionen, die ich studiert habe. Ich will damit nicht sagen, dass alle Kulturen und Glaubensbekenntnisse gleich sind, sondern dass es eine Gefahr gibt, die uns gemein ist, weil sie in unserer Natur liegt, und die wir abzuwehren lernen müssen. Die Loyalität gegenüber dem Rudel wird immer wieder mit Tugend verwechselt, obwohl – besonders wenn! – Menschen sich selbst als Rebellen sehen. Es tritt immer Rudel gegen Rudel an.“

 

Die Verbindung von Rudelbildung und rebellischem Pathos ist besonders scharf beobachtet. Pegida, im November noch kein großes Thema, wäre dafür sicher kein schlechtes Beispiel. Das nämlich ist die Logik, die „wir sind das Volk“ mit Affekten der Fremdenfeindlichkeit und der Wut auf das Establishment verknüpft. Walter Wink hat den Mob einmal als Beispiel dafür verwendet, dass Gruppen von Menschen (vor allem negative) Dinge tun, die der einzelne vermutlich unterlassen würde. In beide Fällen sorgt die Identifikation mit einer durch Feindbilder bestimmten Gruppe für eine Radikalisierung der Personen und Situationen. Das Kollektiv ist eine eigene Form von Macht.

Lanier sieht als Gegenmittel eine komplexere Form von Identität, die nicht mehr über die Zuordnung zu einem einzigen „Clan“ funktionieren darf:

Das Beste wäre vielleicht, wenn jedes Individuum vielen verschiedenen Gruppen angehörte, so dass kaum klare Klans erkennbar wären, die gegeneinander antreten könnten. Während der digitalen Anfänge vor ein paar Jahrzehnten war genau das meine Hoffnung für digitale Netzwerke. Wenn sich in einer besser verbundenen Welt jeder Mensch zu einer verwirrenden Vielfalt von „Teams“ zugehörig fühlen würde, wären die Loyalitäten vielleicht zu komplex, als dass traditionelle Rivalitäten eskalieren könnten. Das ist auch der Grund, warum mir der Trend sozialer Netzwerke Sorgen bereitet, die Leute in Gruppen zusammenzutreiben […] Die Welt kommt mir jedes Mal vor wie ein besserer Ort, wenn mir jemand begegnet, der sich mehreren Sportmannschaften verbunden fühlt und sich bei einem Spiel nicht entscheiden kann, zu wem er hält. Dieser Mensch ist begeistert, aber er ist auch verwirrt; plötzlich ist er ein Individuum und kein Teil eines Rudels mehr. Der Schalter wird zurückgesetzt.

Volf plädierte schon vor ein paar Jahren in Von der Ausgrenzung zur Umarmung ganz analog für eine hybride Identität, die sich mehr über die Beziehung als den Ausschluss. Wer das Buch noch nicht Gelsen hat, sollte spätestens jetzt einen tiefen Blick hinein werfen. Er schreibt im Blick auf ein christliches Selbstverständnis:

Die Distanz zu unserer eigenen Kultur, die aus dem Geist der neuen Schöpfung geboren ist, sollte uns aus dem Griff unserer Kultur lösen und uns fähig machen, mit ihrer Fluidität zu leben und ihre Hybridität zu bejahen. Andere Kulturen sind keine Bedrohung für die Reinheit unserer unverdorbenen kulturellen Identität, sondern eine mögliche Quelle für ihre Bereicherung. Sich überschneidende und überlagernde Kulturen können, wenn in ihnen Menschen leben, die mutig genug sind, nicht einfach nur dazuzugehören, einander zu einer dynamischen Vitalität verhelfen.

Mutig genug… da liegt die Herausforderung.

Bei aller nötigen Opposition gegen Pegida und ähnliche Bewegungen hilft es daher auch nicht, bloß „zurückzurudeln“. In der Tatortfolge „Hydra“ über den Mord an einem Neonazi sagte der Dortmunder Kommissar Faber neulich „Deutscher, Grieche, Türke, Holländer – Nazi kann jeder … Vergessen sie den Nazi. Fischer war ein Mensch.“ Wink spricht davon, dass es darum geht, zu erkennen, wie ähnlich mein Feind mir sein kann – weil wir beide Menschen sind.

Rudel kann jeder. Es tut unterm Strich niemandem gut.

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Sprachlicher Schweinebraten

Wenn man heute mit einer großen Gruppe irgendwo hinfährt, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass irgendwer kein Gluten verträgt, jemand anders keine Laktose oder Fructose, dass manche vegetarische und vegane Ernährung bevorzugen. Manchmal gibt es eine klare medizinische Indikation, manchmal ist es eine Ahnung oder Vermutung, der Menschen folgen, manches lassen sie sich vielleicht auch bloß einreden, und manches mag eine Laune sein, die mal besser, mal schlechter begründet ist.

Aber weil wir gemeinsam etwas erleben oder besprechen wollen, debattieren wir nicht mehr über Sinn und Unsinn der unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten, sondern gehen pragmatisch damit um. Vielleicht auch, weil wir wissen, wie ethisch und gesundheitlich fragwürdig das Essen inzwischen ist, das für die meisten noch „normal“ im Sinne von „gewohnt“ und „üblich“ ist. Jeder bekommt, was er braucht – oder, in den Augen der Skeptiker: was er vielleicht auch nur zu brauchen meint. Am Ende kann und muss das jeder selbst beurteilen. Für das Küchenpersonal und die Verwaltung von Hotels und Tagungshäusern ist es zweifellos ein größerer Aufwand, dessen Kosten alle gemeinsam tragen, aber wir haben uns daran gewöhnt. Jeder kennt inzwischen Leute, die besondere Wünsche oder Bedürfnisse haben. Wozu sollten wir sie ausgrenzen oder benachteiligen? Es wäre ein ebenso schmerzhafter wie unnötiger Verlust.

Das ist ein schönes Beispiel für einen weithin funktionierenden Pluralismus. Er funktioniert sogar in Gruppen, in denen der Begriff „Pluralismus“ sonst eher Pickel verursacht.

Vielleicht kann die erfolgreich gelernte Lektion ja als Modell dienen, das sich auf andere Bereiche übertragen lässt. Kürzlich postete ein Facebookfreund ein Foto von Charlton Heston mit dem Zitat, Politische Korrektheit sei eine Diktatur mit Manieren. Sarrazins „Tugendterror“ lässt grüßen. Heston hat unter anderem mal in einem Bibelfilm mitgespielt und ist ein erklärter Waffenfreak, für ihn besteht da offenbar kein Widerspruch. Vor allem aber ist er weiß, männlich und schon recht alt. Vermutlich tut er sich schwer damit, dass plötzlich alle möglichen Minderheiten mitreden wollen und manche gewohnten Rede- und Denkweisen der alten Eliten nachdrücklich in Frage stellen. Die Welt war für seinesgleichen damals eben noch heiler und das Leben einfacher, als man noch bedenkenlos „Neger“ sagen durfte – man selbst war ja keiner. Zeitlich mag das stimmen oder auch nicht mit dem einfacheren, besseren Leben, ursächlich haben unsere Probleme heute aber rein gar nichts damit zu tun, dass wir sensibler mit Menschen umgehen, die anders sind als wir.

Freilich kann man(n) sich nun darüber empören, dass manchen Leuten Omis traditionell gewürzter sprachlicher Schweinebraten nicht mehr gut genug ist und sie die begriffliche Speisekarte ändern wollen, aber davon werden die Unterschiede nicht weggehen und die Spannungen nicht aufhören – im Gegenteil.

Man muss nicht jede Unverträglichkeit teilen, nicht jede Präferenz anderer gut finden und jede einzelne sprachliche Innovation für einen Gewinn halten. Gelassenheit und Großmut reichen einstweilen aus: Solange mir die unterschiedlichen Menschen etwas bedeuten und ich sie dabei haben möchte – in der Kirche, als Freunde und Nachbarn, Seite an Seite im Ringen um gute politische Lösungen für unsere Probleme – kann ich nicht nur den Speiseplan, sondern auch meine Worte mit Bedacht wählen und mich bemühen zu verstehen, warum andere dieses oder jenes so schwer verdaulich finden.

Vielleicht kommt unterdessen manche(r) ja doch noch auf den Geschmack.

 

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Der postmoderne Kick

Ein Wesensmerkmal der Post- oder fluiden Moderne ist die Auflösung der bisherigen Stabilität. Das ist auf vielerlei Art beschrieben und veranschaulicht worden und doch wird hier und da noch über Postmoderne so geredet, als ließe sie sich in Kategorien der soliden Moderne fassen: Fixpunkte, Dogmen, gleichbleibende Konturen.

Vielleicht findet ja der eine oder andere Fußballfan, sofern er nicht dem britischen Reduktionismus eines Gary Lineker (22 Mann, ein Ball…) auf den Leim geht, sondern Augen hat für die komplexe, manchmal sehr kunstvolle Struktur des Spiels, den Schlüssel zum Verständnis dieses Phänomens. Xabi Alonsos erster Profi-Trainer sagt über den vielleicht besten Spieler der aktuellen Bundesliga-Hinrunde: »Ich hatte Spieler, für die war Fußball Krieg. Für Xabi ist das Spiel ein Konzert.« Ein Paradigmenwechsel.

 

Denn auch der Fußball ist gerade dabei, den Schritt über die Moderne hinaus zu nehmen: Formationen und Positionen lösen sich auf, und besonders jene Spielertypen sind gefragt, die sich ad hoc anpassen können. Exemplarisch zu besichtigen im Spiel von Pep Guardiolas wild rotierenden Bayern, selbst wenn der Turbo gegen Hertha BSC (und zuvor gegen Manchester City) nur phasenweise gezündet hat.

Mike Goodman hat das jüngst so kommentiert:

Trying to discuss Pep Guardiola’s tactics is a bit like discovering that the language you’ve spoken your entire life doesn’t really exist. There are words, like full-back or midfielder, that suddenly come to mean completely different things from what they used to. The grammar and syntax of positions and formations that have always worked a certain way (albeit with all the exceptions and caveats of a normal language) suddenly don’t.

Die Worte sind noch da, aber sie bedeuten etwas anderes und sie werden anders verknüpft. Alan Roxburgh hat schon vor Jahren davon gesprochen, dass die alten Landkarten nicht mehr funktionieren. Und doch meinen manche immer noch, die Postmoderne – oder besser mit Zygmunt Bauman: die fluide Moderne – lasse sich kartographieren oder man könne einfach neue, eindeutige Übersetzungstabellen und Wörterbücher erstellen.

Reduktionisten würden sagen, dass auch Guardiola nur elf Mann auf den Platz schicken kann – nichts Neues unter der Sonne, eine flüchtige Modeerscheinung, sagen die ewig modernen Postmoderne-Skeptiker. Britische Reduktionisten kaufen mit den Ölmillionen von Scheichs und Oligarchen die elf besten, aber die Mannschaften fallen wegen (!) des vielen Geldes, das dem Umdenken im Weg steht, eher zurück. Dem entspricht in etwa der ebenso beliebte Ansatz der Moderne-Optimierer, die weitermachen wie immer, nur eben etwas besser und aufwändiger.

Man muss diese Veränderungen nicht mögen, man sollte sie schon gar nicht heilig sprechen, aber wer sie nicht versteht – und vor allem nicht darauf eingestellt ist, dass man in jedem einzelnen Moment genau hinsehen und hinhören muss, weil man nicht mehr davon ausgehen kann, dass Worte und Situationen heute noch dasselbe bedeuten wie gestern –, der könnte einen ähnlich schweren Stand haben wie Trainer und Teams, die gegen Guardiola und die Bayern antreten.

Im besten Fall bekommt man aus einer solchen Begegnung den nötigen Kick, die Zeichen der Zeit zu verstehen, sich auf andere Perspektiven einzulassen und scheinbar Vertrautes neu in den Blick zu nehmen.

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