Letzte Woche war ich auf dem St. Cuthbert’s Way unterwegs durch die Cheviot Hills in Northumberland. Der kräftige Westwind schob immer mal wieder eine Wolke heran, aus der etwas Sprühregen fiel. Dann kam die Sonne wieder heraus, und der Wechsel wurde mnachmal von einem Regenbogen begleitet. Ich blieb stehen, machte ein Foto, und ließ mich dann weiterpusten.
Zeitgleich bewegte sich der Hurrikan „Melissa“ mit unfassbaren 300 km/h Windgeschwindigkeit auf die Bahamas zu. Inzwischen hören wir von „apokalyptischen“ Verwüstungen, die in dem ohnehin schon armen Land stattgefunden haben.
Das haben fast alle mitbekommen. Weniger schlagzeilenträchtig war die Nachricht, dass – ebenfalls zeitgleich – in der vietnamesischen Stadt Hue 1.085 mm Regen innerhalb von 24 Stunden fielen. Über tausend Liter pro Quadratmeter! Zum Vergleich: Nürnberg hat einen Schnitt von 832 mm im Jahr.
Während ich den Regenbogen anschaue, geht an zwei anderen Orten die Welt unter. Nicht die ganze Welt, klar, aber die Welt der Menschen, die dort leben, eben schon. Und heute, am 2. November lesen wir aus dem Buch Genesis, wie Gott verspricht:
Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Wir haben neulich einen Schulgottesdienst gefeiert mit einer improvisierten Arche, vielen, vielen Stofftieren und darüber einem Tuch in Regenbogenfarben. Eine der Mitwirkenden sagte nachdenklich: Schon grenzwertig, wie wir das entschärfen. Aber es sind ja Kinder…
In diesem Satz aus der Sinflutgeschichte spiegeln sich die Lebensbedingungen des Holozän wider, der letzten 12.000 Jahre. Relativ stabile klimatische Muster, mit nur wenigen Schwankungen. Das ist inzwischen vorbei, und die Ereignisse der vergangenen Woche unterstreichen das erneut. Das Anthropozän hat begonnen, oder noch etwas präziser: das Kapitalozän. Das Zeitalter der „Männer, die die Welt verbrennen“, um mal einen aktuellen Buchtitel zu zitieren, oder des „Petromaskulinismus“ – auch eine treffende Bezeichnung. Erobern und ausplündern ist die Devise. Mit Konzernen, die mehr Kohle haben als mancher Nationalstaat. Jemand schlug vor, Wirbelstürme künftig nach Firmen zu benennen – Gazprom, Aramco oder Exxon. Und mit Superreichen, die ihr Jahresbudget an Emissionen dieses Jahr schon am 11. Januar verbraucht haben und seither ökologisch auf Kosten aller anderen leben.
Kann man in dieser Situation ersnthaft davon ausgehen, dass Gott das Ruder noch herumreißt und mit unsichtbarer Hand den globalen Thermostat herunterdreht? Die Erzählung von der Sintflut legt nahe, dass wir damit nicht rechnen können:
Erstens geht es in der Zusage Gottes ja explizit darum, dass er die Erde nicht zerstört. Dass wir Menschen das tun würden, ist für die Verfasser dieser Texte gar nicht denkbar gewesen.
Und zweitens greift Gott in der Bibel nicht über die Köpfe hinweg ein, sondern durch Menschen. Immer. Noah, Abraham, Mose, die Prophetinnen und Propheten. Manchmal dauert es, bis er jemand findet. Schließlich wird er selbst Mensch, um sich unübersehbar auf die Seite der Leidenden und Schwachen zu stellen und die Saat für eine neue Weltordnung zu legen, in der es nicht mehr ums Erobern und Ausplündern geht. Nicht über die Köpfe hinweg, sondern durch menschliche Köpfe, Herzen und Hände hindurch bewirkt Gott diese Veränderung der Welt. Und deshalb ist sie oft so unscheinbar und verletzlich.
Unmittelbar vor der Sintflut ist eine Notiz über Göttersöhne und Riesen eingefügt. Die Göttersöhne nehmen sich Menschenfrauen – heißt auch: Es gibt keine Göttertöchter. Göttersöhne sind keine biologische Spezies, sondern eine soziale Klasse: Die Großkönige der Antike – die Superreichen von damals, die sich ihre Gesetze schreiben lassen, die die Öffentlichkeit manipulieren, für die alles zum Objekt wird, bei Frauen angefangen und weiter über alle, die schwächer sind als sein selbst. Hatte die Sintflut also auch den Sinn, diese Übermächtigen aus dem Spiel zu nehmen?
Wenn wir vom ersten ins letzte Buch der Bibel springen, dann finden wir eine mögliche Antwort auf diese Frage. In Offenbarung 11 sind die sieben Siegel geöffnet und die siebte Posaune ist erschallt. Im himmlischen Thronsaal erklingt fröhlicher Gesang. Er hat damit zu tun, dass Gott im Tumult der Weltgeschichte seine Herrschaft aufrichtet und Gerechtigkeit schafft. Der entscheidende Satz in diesem Zusammenhang lautet:
»Und wer die Erde zugrunde richtet, wird selbst zugrunde gehen.«
Nicht die Welt geht unter in der Offenbarung, wohl aber geht die Zeit derer zu Ende, die sie verwunden und zerstören. Es ist nicht das Ende aller Dinge, sondern es sind die Geburtswehen einer neuen, besseren Welt. Aber die existiert bisher nur ganz punktuell. Daher brauchen wir Propheten, die sie uns ausmalen, und Lieder, die das tief in unser Herz und unseren Geist hineintragen.
Der Songpoet Jackson Browne schrieb im Jahr 1974 ein prophetisches Lied: Before the Deluge – Vor der Flut. Er veröffentlichte das im Jahr der Ölkrise und zwei Jahre, nachdem der Club of Rome mit bemerkenswertem Weitblick auf die Grenzen des Wachstums hingewiesen hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Texten aus dieser Zeit haben Browns eindringliche Worte nichts an Aktualität verloren. Es ist einer der ersten ökologischen Protestsongs und eine apokalyptische Warnung.
Er singt von Idealismus, Scheitern und Resignation im Bemühen, ein stimmiges Verhältnis von Mensch und der übrigen Natur zu erreichen. Schließlich wehrt die sich selbst und zeigt den Menschen ihre Grenzen auf.
Some of them were angry At the way the earth was abused By the men who learned how to forge her beauty into power And they struggled to protect her from them Only to be confused By the magnitude of her fury in the final hour
Im Kollaps und danach bleiben dann die kleinen Dinge: Kinder und Bedürftige schützen, Musik machen und alles andere, was uns tröstet und Mut gibt, durchzuhalten.
Now let the music keep our spirits high And let the buildings keep our children dry Let creation reveal its secrets by and by, by and by When the light that's lost within us reaches the sky
Im Singen und Klagen, im Hören und Helfen können wir schon mal anfangen, uns darauf einzustellen, dass manches weniger wird und vieles schwerer. Aber dass zugleich auch das Ende der modernen Riesen und das Gericht über ihre Maßlosigkeit und Dominanz kommt.
Damit wir dann handeln können und nicht hadern müssen.
Vorletzte Woche standen wir am Blacksod Lighthouse auf der Belmullet Peninsula im irischen County Mayo. Eine Tafel erinnert dort an den 4. Juni 1944. Der Leuchtturm war damals, vor 81 Jahren, auch Wetterstation.
Die 21jährige Maureen Flavin hatte in diesen Tagen Dienst in Blacksod. Sie meldete die Wetterdaten regelmäßig an die vorgesetzte Stelle von Met Éireann. Aber plötzlich kamen mehrere telefonische Nachfragen aus England. Maureen beantwortete alle nach bestem Wissen und Gewissen. Ein Sturmtief war aus Nordwesten gekommen und zog weiter Richtung Kanalküste.
Erst viele Jahre später erfuhr sie: Ihre Auskunft hatte dazu geführt, dass Eisenhower die Operation Overlord (die Landung der Alliierten in der Normandie) um zwei Tage verschob. Im Sturm wäre die Aktion mit großer Sicherheit gescheitert. Aber die deutsche Wehrmacht in Frankreich wusste auch nicht, dass sich gleich nach dem Sturm das Wetter wieder beruhigen würde. Sie war wettertechnisch blind. So ergab sich mit der Landung am 6. Juni ein zusätzlicher Überraschungseffekt für die 150.000 Mann starken Invasionstruppen. Es war einer der drei großen Wendepunkte im Zweiten Weltkrieg.
Die Einheimischen erzählen übrigens auch, dass Maureen Flavin nur deshalb am Telefon war, weil ihr Kollege und späterer Ehemann Ted Sweeney im Pub war.
Sie selbst sagte im Rückblick:
They could arrange everything but they couldn’t pre-arrange the weather!
They had it all worked out to the nearest detail, but our weather report put the first spoke in the wheel.
They would have gone ahead and the invasion would have been a complete disaster. There they were with thousands of aircraft and they couldn’t tolerate low cloud. We’re delighted we put them on the right road. We eventually had the final say!
Als Blacksod allmählich im Rückspiegel verschwand, dachte ich mir: Wenn die Entscheidungsträger doch heute noch die Größe hätten, sich von den Meteorolog:innen und Klimawissenschafter:innen etwas sagen zu lassen. Stattdessen hat die Trump-Administration die Mittel für die Klimaforschung drastisch zusammengestrichen. Das bedeutet, dass die Welt zunehmend blind wird für das, was sich in den Ozeanen und der Atmosphäre zusammenbraut.
Obwohl sie wussten, dass das System bereits gekippt war und nicht mehr funktionierte, und obwohl sie voneinander wussten, dass sie das wussten, agierten sie, als glaubten sie weiterhin an die Zukunft des Gewohnten.
Zu Millionen führten sie täglich die Scharade der Normalität auf – unter anderem deswegen, weil sie sich keine Vorstellung von einer Alternative machen konnten und deshalb vor dem Gedanken an radikale Veränderung zurückscheuten.
Heute ist das wieder so. Es ist offensichtlich, dass es nicht so weitergehen kann. Dass ein radikales Umsteuern erforderlich ist. Aber die Radikalität, in der unser Lebensstil durch die Krise in Frage gestellt wird, macht Angst. Also flüchten unsere Gesellschaften in die Verdrängung, statt sich ihrer Möglichkeiten bewusst zu werden, rechtzeitig noch etwas zu ändern.
Es wäre mal interessant, Maureen Sweeney oder Dwight D. Eisenhower dazu zu hören.
Die Mauersegler sind wieder da. Über 10.000 Kilometer weit sind sie geflogen, um hier Nester zu bauen und ihre Jungen aufzuziehen. Jetzt ziehen sie ihre Kreise über meiner Straße und ich höre ihre schrillen Rufe.
Ich freue mich, sie zu sehen – und staune, wie diese kleinen Vögel diese gewaltige Entfernung zurücklegen, Jahr um Jahr. Ende Juli fliegen die ersten schon wieder zurück. Seit tausenden von Jahren ziehen sie ihre Bahnen am Himmel. Da ist noch etwas in Ordnung – ein uraltes, lebensfreundliches Muster.
Es ist durchaus ein Kompliment (und ein tröstliches Signal), dass die gefiederten Stammgäste uns immer noch jedes Jahr besuchen kommen. Klimakrise und Insektensterben machen es ihnen ja nicht leichter. Und doch halten sie uns die Treue.
Vielleicht liegt es an dieser Treue, dass ich mir wünsche, wir wären Ihnen auch gute Gastgeber. Sie brauchen ja nicht viel: Geeignete Nistplätze an den Häusern, weniger Schadstoffe in Luft, Böden und Wasser.
Ich bin überzeugt, wenn wir dafür sorgen, tun wir nicht zuletzt uns selbst einen Gefallen. Ich hoffe, die neue Bundesregierung versteht das eines baldigen Tages auch noch. Bisher scheint sie Arten- und Klimaschutz eher als lästigen Kostenfaktor für die (Agrar-)Industrie zu verstehen. Sie sollte den Bestand der Mauersegler in ihre Kennzahlen aufnehmen und in ihre Entscheidungen einbeziehen.
Ich habe die letzten paar Jahre hier deutlich weniger geschrieben als vorher. Das hatte auch damit zu tun, dass ich an der Frage dran war, wie eine theologische und sprituelle Antwort auf die Klimakatastrophe und das Anthropozän aussehen könnte: Eine Theologie der Ermächtigung und eine Spiritualität des Engagements.
Ich habe dafür unter dem Motto „Wild und unaufhaltsam. Mutig leben auf einem erschöpften Planeten“ eine neue Website gebastelt, auf der die Texte dann sukzessive und aufeinander aufbauend erscheinen. Wenn Ihr einsteigen mögt: Hier sind die ersten paar Kapitel, es werden noch einige:
Mitten im Herbst 2023 blühte eine Erdbeere bei uns im Garten. Allmählich wundern mich diese Dinge, die zur Unzeit geschehen, schon gar nicht mehr.
Trotzdem war ich mächtig erstaunt, als ich an einem lauen Oktoberabend an einem Nadelbaum vorbeikam, der über und über mit kleinen Würstchen übersät war, aus denen dicker Blütenstaub quoll. Ich sah genauer hin: Das müsste eine Zeder sein. Kommen jetzt schon ausgewachsene Bäume völlig aus dem Rhythmus?
Weil es mir keine Ruhe ließ, las ich nach: Zedern blühen tatsächlich im Oktober. Es war mir nur noch nie aufgefallen. Die Zeder kannte also noch ihre Zeit. Auch wenn dieser Herbst fast drei Grad wärmer war als normal.
Wie schön, dass es noch Abläufe gibt, die stimmen! Im Buch Hiob in der Bibel ist an einer Stelle von den Lebensrhythmen der Tiere die Rede, wie sie Junge bekommen und großziehen und gehen lassen.
Die Beständigkeit der wilden Geschöpfe, die ihrer inneren Uhr folgen, ist für den trauernden, mit seinem Schicksal hadernden Hiob ein göttlicher Trost. Und eine Herausforderung, sich dem Leben mit all der Energie, die darin steckt, wieder zu öffnen.
Für mich war die blühende Zeder von da an etwas Ähnliches: Ein Augenzwinkern des Schöpfers, das meinen Blick für das Gute in der Welt öffnet.
Ich war diese Woche bei einer Gesprächsrunde über Naturspiritualität. Viele motivierte Menschen, tolle Ideen und interessante Konzepte. Viel positive Energie schwappte hin und her durch den Raum.
Wenn man in dem Bereich unterwegs ist, muss man sich oft rechtfertigen. Oder besser: Hat man es mit vielen kritischen Anfragen zu tun. Eine davon ist, ob die Natur nicht naiv verklärt wird, wenn wir sie als Weg zu Gott oder „Spiegel der Seele“ betrachten. Ob wir sie, anders gesagt, also nicht einfach nur so sehen, wie wir sie gerne hätten.
Gestern begegnete mir das – die Abwehr dieses vermuteten Einwands – anhand zweier Beispiele: Dass es jetzt gerade so viele Nacktschnecken gibt und dass es Viren und Pandemien gibt – das ist zum Beispiel nicht gut.
Das hat mich auf dem Heimweg noch länger beschäftigt, weil beide Beispiele das meines Erachtens nicht hergeben. Die Nacktschnecken sind erstens hauptsächlich ein Problem für unsere Gärten und Parks, also die domestizierte Natur (auch unsere Wälder sind überwiegend Nutzwälder, also Holzplantagen. Nur etwa ein Drittel gelten noch als naturnah, echte Naturwälder machen weniger als 5% aus!).
Sie sind zweitens eine Klimafolge, weil die wärmere Atmosphäre zu ergiebigeren (und in diesem Sommer auch viel häufigeren) Niederschlägen führt.
In beiden Fällen bekommen wir also eine verwundete, beschädigte Natur zu spüren, die Folgen unserer Verwüstung. Vorletztes Jahr kam ich von einer Wild Church mit einer dicken Auwaldzecke zurück. Eine Borreliose musste anschließend mit Antibiotika niedergeknüppelt werden. Wäre das vielleicht ein besseres Beispiel? Nur bedingt, denn die Verbreitung von Zecken hat eben auch damit zu tun, dass das Rotwild in unseren Wäldern bei weitem nicht ausreichend bejagt wird. Auch da ist das Gleichgewicht längst gestört.
Die Aussage „in der Natur ist auch nicht alles gut“ ist oft eben nur Ausdruck unseres verqueren Blicks auf die Natur, in dem sich immer noch alles um unsere Bedürfnisse und unser Wohlbefinden dreht und alles übrige Leben daran bemessen wird.
Eine Lektion in der Begegnung mit der Natur könnte sein, dass wir aufhören, alles auf unmittelbare Nützlichkeit hin zu bewerten und in ein Gut/Schlecht-Schema einzuordnen. Sie hat nicht erst dann ihren Wert, wenn sie erkennbar „zu etwas gut“ ist. Das wäre ja auch eine wichtige spirituelle Grundhaltung, das Urteil auszusetzen, um einen klareren Blick auf die Dinge und uns selbst zu bekommen. Sehen, was da ist.
Auf diesem Weg gibt es noch eine Menge zu entdecken. Je weniger blinde Flecken im Spiel sind, desto interessanter könnte es werden.
Es gibt Dinge, die schiebe ich gern vor mir her. Sie sind einfach nicht so dringend. „Ich mach’ das schon irgendwann, wenn grad mal mehr Zeit ist,“ denke ich mir dann. „Aber nicht jetzt, ich hab schon genug Stress.“
Manchmal komme ich mit dem Aufschieben durch. Aber dann gibt es auch die Momente, wo es lichterloh zu brennen beginnt, weil zum Beispiel der Reisepass abgelaufen und es zum Urlaub nur noch eine Woche hin ist. Dann wird es anstrengend und teuer, und manchmal ist es auch einfach zu spät.
Letzte Woche haben wir entdeckt, dass nicht nur Einzelpersonen so denken und agieren, sondern auch Gremien: Ämter, Stadträte, Regierungen. An vielen Orten wurde der Hochwasserschutz vernachlässigt. Es kommt ja nur alle hundert Jahre ein großes. Und selbst dann ist fraglich, wo genau. Wird schon gutgehen.
Aber immer öfter geht es eben nicht gut. Und dann sind ja nicht nur die betroffen, die das Problem aussitzen wollten, sondern auch die vielen anderen, die sich auf sie verlassen haben. Ein faules „wird schon gutgehen“ ist da einfach zu wenig. Wenn die Sache nämlich dringend wird, ist es schon zu spät.
Die Nacht nach dem Palmsonntag war klar und kalt, und als ich vom Frühstückstisch in den Garten schaue, sehe ich ein seltsames Objekt etwa einen Meter über dem Boden schweben.
Das UFO entpuppt sich als die Krone unseres Zwetschgenbäumchens. Meine Frau hat es am Vorabend noch verpackt gegen die Kälte. Die Obstbaumblüte hat dieses Jahr wieder recht früh begonnen. Die Zwetschge strahlt seither weiß im Sonnenlicht und wird von Bienen eifrig umsummt. Wir freuen uns an dem Anblick, aber wir machen uns auch ein bisschen Sorgen: Eine einzige klare, kalte Nacht könnte der Blütenpracht ein jähes Ende bereiten.
Obstbauern zünden in solchen Nächten kleine Feuer unter ihren Kirsch- oder Apfelbäumen an, habe ich beim Fernsehen erfahren. Das ist verständlich, aber irgendwie auch absurd. Denn die Tatsache, dass alles eher blüht und deshalb öfter Nachtfrost abkriegt, ist ja die Folge davon, dass wir so viel verheizen: Öl, Gas, Benzin, Kohle oder auch Holz.
Schon komisch, was wir alles machen, und was gar nicht (oder viel seltener) nötig wäre, wenn wir es alle zusammen gleich richtig gemacht hätten…
Inzwischen ist die Zwetschge ohne Frostschaden verblüht. Der Apfelbaum hat sich erst zwei Wochen später herausgetraut, bei über 20 Grad und Saharastaub. Vielleicht lernen die jungen Bäume ja schneller, als ich dachte.
Weil es im Sommer öfter geregnet hat als in den vorausgehenden Dürrejahren, haben viele Leute hier das gar nicht zur Kenntnis genommen. Gefühlte und gemessene Temperaturen –davon könnte der Frosch ein Lied singen, wenn er den Kochtopf denn überlebte – sind zwei Paar Stiefel.
Ich habe die Messwerte des letzten Jahres für Nürnberg hier mal in der Übersicht. Mit Ausnahme des – nur gefühlt eisigen – April liegen alle weit über dem Mittel der 30 Jahre vor 1990. Doch selbst der April ist nur Durchschnitt, also eigentlich doch nicht kalt gewesen.
Quelle: wetterkontor.de
Neun von zwölf Monaten waren mindestens zwei Grad wärmer. Da kann man nicht mehr von Einzelfällen, Anomalien und Ausreißern sprechen. Bei drei Grad Erwärmung wären mindestens 20% mehr Regen nötig, um den ansteigenden „Dampfhunger“ der Atmosphäre auszugleichen. Das haben wir in Nürnberg gerade mal so erreicht, aber es war eben nicht genug, um die niedrigen Grundwasserstände in der Region wieder aufzufüllen. Und weil ein Teil dieser Niederschläge als Starkregen fiel, floss das Wasser ab, bevor es in den Bödern verscikern konnte.
Unsere Parteien streiten derzeit über die Schuldenbremse im Staatshaushalt. Die Verengung auf das Monetäre ist in dieser Form verantwortungslos, verrückt und kurzsichtig, weil wir täglich weiter Klimaschulden auftürmen, die uns in Form von immens kostspieligen Klimafolgen viel teurer zu stehen kommen als alle Kredite und Anleihen, die zum ökologischen Umbau der Wirtschaft und Gesellschaft nötig wären. Geldschulden kann man zurückzahlen, aber wenn die Kippunkte unserer Ökosysteme erreicht sind (und etliche sind bereits überschritten), wird diese Schuldenspirale sehr schnell und vor allem unwiderruflich außer Kontrolle geraten.
Wenn Jesus in den Evangelien mit dem Kernsatz zitiert wird „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“, dann würde die Entsprechung angesichts der Risiken, die wir heute gemeinschaftlich entfesseln, jetzt lauten:
Es ist möglich, unsere destruktive Art zu leben und zu wirtschaften zu verändern. Aber dazu müssen wir bereit sein, umzudenken und uns einzugestehen, dass es so nicht weitergehen kann. Und wir müssen eine Haltung gegenüber Menschen und Mitgeschöpfen einüben, die nicht darauf aus ist, sie uns anzueignen und zu unterwerfen. Denn selbst wenn wir das nicht vorsätzlich tun, darauf läuft es derzeit hinaus. Und dass es nicht so bleiben darf, ist einfach nur fair und gerecht.
Es gibt wenige Texte aus der Bibel, die mir mehr bedeuten und mich öfter beschäftigen als das achte Kapitel des Römerbriefes, und immer öfter der Mittelteil vom Seufzen der Kreatur. Das ist der Predigttext übermorgen, am drittletzten Sonntag des Kirchenjahres, und diesmal habe ich die Evangelische Morgenfeier im BR dazu vorbereitet. In dieser Blogfassung sind ein paar Dinge etwas ausführlicher möglich als in der Sendefassung
Jetzt, im November, wenn es früh dunkel wird und das letzte bunte Laub von den Bäumen fällt, schüttele ich die Traurigkeit nicht mehr so leicht ab wie sonst. Nicht nur persönlicher Kummer meldet sich, auch all der Kummer, den ich von anderen mitbekomme. Dann tut es gut, zu spüren: Ich bin nicht der einzige, der seufzt oder sich eine Träne abwischt. Und auch wenn ich für die Traurigkeit keine Worte finde, bin ich nicht allein – sondern umgeben von einer Welt voller mitfühlender Wesen.
Dann aber, am 24. Juli 2018, bringt Talequah eine Tochter zu Welt. Es gibt wieder Hoffnung für die kinderlose Schwertwal-Sippe.
Die Freude ist jedoch nur von kurzer Dauer. Das Kalb stirbt nach wenigen Stunden. In den folgenden 17 Tagen und über eine Strecke von über 1.500 Kilometern trägt die Mutter ihr totes Baby auf ihrem Körper. Wenn es abrutscht, taucht sie ihm nach und bringt es zurück an die Oberfläche. Als hofft sie immer noch, das Kalb werde irgendwann wieder anfangen zu atmen. Es dauert bis sie schließlich so weit ist, dass sie das Kleine loslassen kann. Die Forscherinnen beobachten sie mit einer Mischung aus Ergriffenheit und Erstaunen. Wir Menschen sind nicht die einzigen Wesen, die trauern – und nicht die einzigen, die lieben. Denn Trauer gibt es nur da, wo auch Liebe ist.
Wie in der Liebe versagen auch in der Trauer manchmal die Worte, und es bleibt nur ein Seufzen. Wenn der Apostel Paulus, der ja viel auf dem Meer unterwegs war, die Geschichte von Talequah gehört hätte, hätte er sich vielleicht an seine Worte aus dem Brief an die Römer erinnert:
Wir wissen ja: Die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerz wie in Geburtswehen – bis heute. Und nicht nur sie: Uns geht es genauso! Wir haben zwar schon als Vorschuss den Geist Gottes empfangen. Trotzdem seufzen und stöhnen auch wir noch in unserem Innern.
Unheilbarer Weltschmerz
Es scheint, als hätte Paulus Ohren für die Klage und das Leid unserer Mitgeschöpfe gehabt. Und darin eine Verbindung zu seinem eigenen Schmerz entdeckt. Hören und Sehen ist ja immer „Hören und Sehen als“: Die einen hören den Ruf einer Möwe als störenden Lärm, für andere ist es der Klang der Sehnsucht nach dem weiten Meer und fernen Ländern. Die einen sehen eine Sternschnuppe als hellen Streifen am Himmel, für die anderen ist es ein zauberhafter Augenblick voller Verheißung.
Es hängt alles davon ab, wie ich hinsehe und hinhöre, und was die Bilder und Töne in mir zum Klingen bringen. Die Schriftstellerin P.D. James beschreibt das, indem sie ihren Protagonisten Adam Dalgliesh an die Küste Cornwalls schickt. Wo manch anderer nur die Brandung hören würde, begegnet der feinsinnige Detektiv dem Seufzen der Kreatur:
„Er lauschte, und zwar nicht so, dass er auf das rhythmische Schlagen der Wellen gegen den unnachgiebigen Granit achtete. Er ließ den unaufhörlichen Klang in die tiefen Schichten seines Bewusstseins, wo er zu einer ewigen Klage über den unheilbaren Schmerz der Welt wurde.“
Ich lebe nicht am Meer, aber manchmal spüre ich etwas ähnliches. Ich gehe gern in den Wald, und ganz besonders, wenn ich traurig bin oder angespannt und gestresst. Umgeben vom Grün der Bäume, Gräser und Moose, geborgen unter dem schattigen Kronendach und abseits vom Lärm der Zivilisation kann ich in der frischen Waldluft unbedrängt durchatmen. Die Aufregung legt sich und der Kopf wird wieder etwas freier. Leider hat das in den letzten fünf Jahren nicht mehr gut funktioniert. Immer öfter kam ich traurig und niedergeschlagen zurück. Die meisten Bäume sind vor Hitze und Dürre krank geworden, viele sind abgestorben. Im Frankenwald waren es dieses Frühjahr ein Viertel aller Bäume. Unwetter haben andernorts fußballfeldgroße Löcher in den Wald gerissen. Die Forstwege sind zerfurcht von den Maschinen, die Berge von Totholz abtransportieren müssen.
Das ist nicht mehr der Wald, den ich kenne. Es tut mir fast körperlich weh, die tiefen Wunden in der Natur zu betrachten. Wenn ich meine Sehnsuchtsorte nicht mehr wiedererkenne, dann ist das eine Art psychischer Kahlschlag. Dafür gibt es seit einigen Jahren den Begriff „Solastalgie“. Das heißt so viel wie: Leiden an der Trostlosigkeit. Als wäre der Freund, der mir immer geduldig zugehört und mich getröstet hatte, nun selber sterbenskrank und verzweifelt. Immer wieder einmal hat der Wald mit mir geseufzt. Jetzt seufze ich mit dem Wald, und das geht in Ordnung.
Wenn nur das Seufzen bleibt
„Uns geht es genauso!“, schreibt Paulus. Damals wie heute versuchen Menschen, ihre tiefe Erfahrung von Schmerz und Verbundenheit auszudrücken. Manchmal reicht es nur für ein tiefes Seufzen.
Andere singen von ihrer Trauer, zum Beispiel die Musikerin LeAnn Rimes in „Throw my arms around the world“: „Ich lege meinen Bauch auf den Boden, drücke mein Ohr auf die Erde, ich kann hören, wie sie innerlich weint, dass sie einfach nie, nie gehört wird. […] Ich möchte die Welt in meine Arme schließen, vielleicht kann ich sie ins Leben zurück lieben.“
Ich denke noch einmal zurück an die Walmutter. Talequahs Schmerz ist vermutlich nicht nur die Trauer über das verlorene Kalb, sondern auch darüber, dass ihre Sippe dort, wo sie lebt, keine Zukunft mehr hat. So etwas spüren Wale tatsächlich! Anders als noch zu Paulus’ Zeiten sind wir Menschen es, die uns und anderen Lebewesen solchen Schaden zufügen, indem wir das Wasser und die Luft verschmutzen und vergiften. Im Lärm unserer Schiffe und Flugzeuge, unserer Kraftwerke und Fabriken, unserer Dauerberieselung mit Musik und Nachrichten, geht das leise Seufzen der Kreatur so leicht unter. Parallel dazu haben immer mehr Menschen Mühe, sich selbst noch zu spüren. Kein Wunder, würde Paulus sagen, es hängt ja beides zusammen. Weil wir taub geworden sind für andere Geschöpfe, nehmen wir auch die leisen Signale der eigenen Seele nicht mehr wahr. Die äußere und die innere Verwüstung gehen Hand in Hand.
Womöglich hätten wir alle etwas weniger Grund zum Seufzen und Stöhnen, wenn wir fremdem Leid gegenüber kein so dickes Fell hätten. Aber wenn unsere Gesellschaft die leisen Töne so meisterlich verdrängt, müsste die Schöpfung da nicht lauter und nachdrücklicher auftreten? Bernhard Pötter schreibt in einem Kommentar für die taz:
»Wenn sie krachen, stinken und raufen würden, wenn sie auf der Straße Autoreifen anzünden und ihre Wut rausschreien würden, wenn sich die Moore mit der Polizei prügeln würden und das Wasser im Wasserwerfer streiken würde. Wenn wir mit Wäldern, Seegraswiesen und Mittelgebirgen Tarifverhandlungen führen müssten und uns über ihre unverschämten Forderungen ärgern könnten – es wäre eine bessere Welt. Wenn die Natur endlich mal das Maul aufreißen würde – vielleicht würden wir dann endlich das Gras wachsen hören.«
Aber vielleicht geschieht das ja gerade? Seit einiger Zeit rempeln Schwertwale in der Straße von Gibraltar immer wieder Segelyachten an. Vorsätzlich, wie es scheint. Manche Boote waren danach manövrierunfähig. In den sozialen Medien wurde das als „Orca-Aufstand“ regelrecht gefeiert. Ist es nur ein ruppiges Spiel, oder haben die Tiere womöglich verstanden, wer für den Lärm und Schmutz in ihrem Zuhause verantwortlich ist, und reagieren nun entsprechend? Und selbst wenn wir Menschen nur unser eigenes schlechtes Gewissen in das Verhalten der Wale hineinlesen – steht dahinter vielleicht die Einsicht, dass wir den Anstoß und die Unterstützung unserer Mitgeschöpfe brauchen, um das Schlimmste für uns selbst und andere zu verhindern?
Mein neues Wir-Gefühl
In letzter Zeit habe ich öfter mit den Tieren im Garten gesprochen. Den Eichhörnchen, die sich bis auf zwei Meter herangewagt haben. Den Meisen, Amseln und Rotkehlchen. Den gewitzten Krähen, die Nüsse knacken, indem sie sie aus einigen Metern Höhe auf den Asphalt meiner Straße fallen lassen. Ich weiß schon, dass sie den Inhalt meiner Worte nicht verstehen. Aber vielleicht verstehen sie ja, dass ich mit ihnen rede: Dass sie für mich ein Gegenüber sind, auch wenn sie keine Haustiere sind, bei denen wir das alle tun.
Kürzlich kam ich an einem Baum vorbei, dem jemand ein Schild umgehängt hatte. Darauf steht: „Ich mach Dir Luft.“ Ich fand es schön, dass hier „Ich“ und „Dir“ stand und nicht: „Bäume produzieren Sauerstoff“ oder etwas ähnlich Objektivierend-Belehrendes. Ein Gespräch habe ich mit dem Baum zwar nicht angefangen, aber ich habe ihn als Verbündeten empfunden. Solche Begegnungen persönlich zu nehmen und mich von der fürsorglichen Nähe meiner Mitgeschöpfe berühren zu lassen, weckt in mir ein neues Wir-Gefühl. Und dann fühle ich mich schon ein bisschen weniger einsam und verloren.
Ein solch geschwisterliches Verhältnis zu den Mitgeschöpfen kennen wir auch von Franziskus von Assisi. Der hob Raupen und Würmer vom Weg auf, damit sie nicht zertreten werden. Er ließ hungrige Bienen im Winter mit Süßwein füttern und wies den Klostergärtner an, um die Beete herum genug Platz zu lassen für Wildkräuter, weil die auf ihre Art von der Schönheit des Vaters aller Dinge erzählen.
Wie verletzlich wir doch sind
Paulus musste sich vor 2.000 Jahren noch keine Gedanken machen über Umweltkatastrophen, Kipppunkte und Artensterben. Für ihn bezieht sich das Seufzen der Schöpfung auf die Vergänglichkeit. Vergänglichkeit, das heißt: Als Mensch bin ich – wie alle Geschöpfe – nicht einfach nur endlich und sterblich, sondern auch schon mitten im Leben ungeheuer verletzlich an Leib und Seele. Ich ahne, dass mich Krankheiten, Unfälle, veränderte Lebensumstände jederzeit aus der Bahn werfen können. Und so wirft es einen Schatten auf mein Leben jetzt und alle unverdient glücklichen Momente darin, wenn ich lese und höre, was anderen denkenden und fühlenden Wesen Furchtbares zustößt.
Das Leid da draußen, nah oder fern, erzeugt ein Echo tief in meinem Inneren. Dabei schwingt nicht nur die Erinnerung an das Schwere mit, das ich schon erlebt habe, sondern auch eine Ahnung davon, was alles noch geschehen könnte. Was noch möglich ist, weil es gerade tausendfach anderen passiert, die ja auch nichts dafür können. Und deswegen ist dieses fremde Leid gar nicht nur fremd, sondern irgendwie auch mein eigenes; selbst wenn es bisher nicht eingetreten ist und das vielleicht auch niemals wird.
Dieses Bewusstsein meiner Verletzlichkeit, meiner Vergänglichkeit kann mich ganz schön verunsichern. Darf, ja soll ich mich dem stellen, oder macht – wie beim sprichwörtlichen Kaninchen vor der Schlange – das Hinschauen alles noch schlimmer? Was rettet mich vor der drohenden Resignation und Verzweiflung? Was hilft? Oder gibt es gar keinen Ausweg? Bleibt es beim ewigen Seufzen?
Für Paulus scheint schon in der angespannten Sehnsucht danach, dass Vergänglichkeit und Tod überwunden werden, ein Funke Hoffnung zu stecken:
Die ganze Schöpfung wartet doch sehnsüchtig darauf, dass Gott die Herrlichkeit seiner Kinder offenbart. Denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen – allerdings nicht durch eigene Schuld. Vielmehr hat Gott es so bestimmt. Damit ist aber eine Hoffnung verbunden: Denn auch die Schöpfung wird befreit werden aus der Sklaverei der Vergänglichkeit. Sie wird ebenfalls zu der Freiheit kommen, die Gottes Kinder in der Herrlichkeit erwartet.
Seufzen und Hoffen, Schmerzen und neues Leben gehören offenbar eng zueinander. Das ist vielleicht der Grund, warum Paulus zu Anfang des Textes, den wir heute gehört haben, von Geburtswehen spricht: Auf den ersten Blick ein etwas gewöhnungsbedürftiger Vergleich, aber es stimmt schon:
Die Wehen sind voller Schmerz und gleichzeitig voller Hoffnung, dass der Schmerz überwunden und das neue Leben in all seiner kleinen, schrumpeligen Baby-Herrlichkeit sichtbar wird!
Diese Geburtswehen von Gottes neuer Welt betreffen Frauen und Männer. Sie aus der Perspektive der werdenden Mutter zu sehen hilft mir, unter Schmerz durchzuhalten. Das rettet mich vor Verzweiflung und hält den Fluchtreflex im Zaum.
Der Vergleich mit der Geburt hilft zum einen, weil er den Blick über den momentanen, akuten Schmerz hinaus richtet. Aber er erinnert mich auch an das, was wir selbst erlebt haben und was mir andere Eltern oft erzählt haben: Wenn die Schmerzen irgendwann kaum noch auszuhalten sind, hilft nur noch eines: Dass der Mutter jemand die Hand hält und sie spüren lässt: Ich bin da und weiche nicht von deiner Seite, bis alles durchgestanden ist.
Gekommen, um zu bleiben
Wenn Paulus von den Geburtswehen spricht, dann ist da auch jemand, der sagt: „Ich bin da und weiche nicht vin deiner Seite“ – Gott!
Auf dieses „ich bin da“ Gottes gründet sich für Paulus die Hoffnung der Menschen. In Jesus von Nazareth ist Gott Teil seiner seufzenden Welt geworden. Er ist gekommen, um zu bleiben, bis alles gut ist. Und im Heiligen Geist bleibt er bei jeder und jedem einzelnen. So, wie Jesus bis hin zum Tod am Kreuz das Leid und die Dunkelheit der Menschen geteilt hat, so tut er es jetzt durch den Geist. Und diese bleibende Anwesenheit Gottes im Schmerz enthält das Versprechen, dass Schmerz und Leid ein Ende finden. Er schließt die Welt in seine Arme und liebt sie zurück ins Leben. Paulus sagt es fast ein bisschen trotzig:
Ich bin überzeugt: Das Leid, das wir gegenwärtig erleben, steht in keinem Verhältnis zu der Herrlichkeit, die uns erwartet. Gott wird sie an uns offenbar machen.
Und allen, die sich lieber heraushalten und nicht in Mitleidenschaft ziehen lassen wollen, die das zähe Warten und die Härten einer aus den Fugen geratenen Welt lieber auslassen oder überspringen würden, hält er entgegen:
Denn wir sind zwar gerettet, aber noch ist alles erst Hoffnung. Und eine Hoffnung, die wir schon erfüllt sehen, ist keine Hoffnung mehr. Wer hofft schließlich auf das, was er schon vor sich sieht? Wir aber hoffen auf etwas, das wir noch nicht sehen. Darum müssen wir geduldig warten.
Diesen Gedankengang des Paulus hat wohl auch P.D. James verstanden. Ihre Romanfigur Adam Dalgliesh ist nicht nur Polizist, sondern auch Poet. Er hört nicht nur das Seufzen der Kreatur im Meeresrauschen, er sieht auch den Schmerz im Licht der Liebe:
„Die Welt ist ein wunderbarer und schrecklicher Ort. Gräueltaten werden jede Minute verübt, und am Ende sterben jene, die wir lieben. Wenn die Schreie aller Lebewesen auf der Erde ein einziger Schmerzensschrei wären, würde das gewiss die Sterne erschüttern. Aber wir haben die Liebe. Sie mag nur ein zerbrechlicher Schutz gegen die Schrecken der Welt sein, aber wir müssen sie festhalten und an sie glauben, denn sie ist alles, was wir haben.“
Warten, ausharren, und ab und zu ein Seufzen: Wenn ich die Liebe nicht verlieren will, muss ich den Schmerz zulassen. Auch den Schmerz der anderen. Aber ich kann das auch, ohne daran zu zerbrechen. Denn Liebe und Schmerz verbinden mich mit all den anderen Geschöpfen – und mit dem Schöpfer selbst. Der hört nicht nur mein Seufzen, er seufzt mit mir, weil es auch ihm nahegeht. Ganz anders als manche Zeitgenossen nimmt er nämlich eigenen Schmerz nicht zum Anlass, anderen bedenkenlos Schmerz zuzufügen. Im Gegenteil: Er trägt meinen Schmerz mit, aus freien Stücken – ein solidarisches Seufzen.
Eines unserer Kinder kam, als es noch klein war, öfters nachts zu uns ins Schlafzimmer. Ein schlechter Traum, ein lautes Geräusch oder irgendwas anderes hatten es aus dem Schlaf gerissen. Ich erkannte schon am Klang der Schritte, wer da neben meinem Bett stand. Manchmal hielt ich dann still und hoffte, meine Frau würde wach. Und manchmal war es umgekehrt.
Da stand nun der Zwerg und brauchte einen von uns. Gleichzeitig wollte er uns aber nicht aufwecken und womöglich schlechte Laune riskieren. Er löste das Dilemma, indem er ganz tief schnaufte. Und wenn das Schnaufen noch nicht reichte, hängte er nach ein paar Versuchen einen kleinen Seufzer dran. Damit hatte er dann eigentlich immer Erfolg, und zugleich waren wir Eltern immer ein bisschen gerührt, wie schonend wir geweckt wurden.
So ähnlich stelle ich mir Gottes mütterlich-väterliche Liebe vor. Sie ist für den Augenblick alles, was wir haben. Und sie ist gekommen, um zu bleiben. Unter allen Umständen. Während wir schnaufen und seufzen. Bis schließlich und endlich alles gut ist in der Welt. Für alle Geschöpfe Gottes: Wale, Wald, uns Menschen – und die Amsel, die mitten in der Nacht übt, mit ihren lädierten Flügeln wieder loszufliegen.
Ich habe mir vor kurzem ein paar Gedanken über die Frage gemacht, ob und wie das mit der christlichen Hoffnung noch funktioniert angesichts der Tatsache, dass die Zukunftsperspektiven sich (nicht nur gefühlt) merklich verdüstern. Und dabei ein paar Fäden wieder aufgenommen, die ich hier schon entwickelt hatte.
Ein Erlebnis vom vergangenen Sonntag geht mir nicht aus dem Kopf: An einer Tankstelle steht jemand draußen vor dem Kassenhäuschen und raucht eine Zigarette. Als er fertig ist, geht er hinein, und ich erkenne: Das ist einer der Angestellten. Er hat nicht etwa hinter dem Kassenhäuschen geraucht, sondern davor – auf der Seite, wo die Zapfsäulen stehen und reger Betrieb herrscht. Wohlgemerkt: an einem heißen Sommertag!
Die Person, die eigentlich darauf achten sollte, dass niemand an dieser Tankstelle raucht, steht da in aller Öffentlichkeit und tut genau das, was sie verhindern soll. Sie kann es tun, weil es eine Art Gewohnheitsrecht für Raucher gibt: Raucher „dürfen“ einfach mal so ihren Arbeitsplatz für ein paar Minuten verlassen und sie „dürfen“ ihre Kippen auch einfach so in die Gegend werfen, obwohl die Filter hochgradig umweltschädlich sind.
Und so ist die Szene eben auch ein Bild für den Zustand unserer Gesellschaft in der anbrechenden Klimakatastrophe: Ausgerechnet die Leute, die verhindern sollten, dass wir uns selbst und andere gefährden, nehmen sich demonstrativ die Freiheit, Regeln und Verpflichtungen, denen sie (wie wir alle) unterliegen, zu ignorieren. Und sie können es, weil es quasi ein Gewohnheitsrecht auf fossiles Heizen und unbeschränkte Automobilität gibt, das keine Regierung bisher ernsthaft anzutasten wagte. Für die stetig zunehmende Anzahl der Populisten in Bund und Land zählt dieses Gewohnheitsrecht mehr als jedes demokratisch beschlossene Gesetz.
Ich habe mir die Tankstelle gemerkt. Sie ist ein gefährlicher Ort, den ich künftig meiden werde. Leider lässt sich das im Blick auf das größere Problem des globalen Klimakollapses nicht machen. Das heißt: Mit den Gefährdern in der Politik müssen wir uns anlegen. Und mit denen, die gerade so wütend und beleidigt auf ihrem explosiven Gewohnheitsrecht beharren, auch.
In dieser Kombination liegt das eigentliche Problem: Menschen reagieren allergisch bis aggressiv, wenn es um Gewohnheitsrechte geht. Sie in Frage zu stellen, wird in aller Regel als persönlicher Angriff gedeutet. Und wenn diese Wut dann noch bestärkt wird durch lautstarke Kulturkämpfer aus der rechten Presse- und bürgerlichen Parteienlandschaft, dann brauchen alle, die Kritik am Verhalten dieser Gewohnheits-Rechten üben, schon ein recht dickes Fell, um das heil zu überstehen.
Das Evangelium für den Trinitatissonntag morgen ist das Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus in Johannes 3, in dem Jesus von der (für sein Gegenüber befremdlichen) Notwendigkeit spricht, von neuem (genauer: „von oben“) geboren zu werden. Und dann noch den kryptischen Satz über den Geist/Wind anhängt, der Menschen treibt.
Nikodemus (…) suchte Jesus bei Nacht auf und sagte zu ihm: Rabbi, wir wissen, du bist ein Lehrer, der von Gott gekommen ist; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist. Jesus antwortete ihm: Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus entgegnete ihm: Wie kann ein Mensch, der schon alt ist, geboren werden? Er kann doch nicht in den Schoß seiner Mutter zurückkehren und ein zweites Mal geboren werden. Jesus antwortete: Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.
Joh 3,1-8
Aus den vielen Dingen, die es dazu zu sagen gibt, greife ich hier nur ein paar Punkte heraus. Ich fange mal mit dem Begriff „Wiedergeburt“ an. Wenn zur „natürlichen“ Geburt da in irgendeiner Form eine Analogie besteht, dann am ehesten darin, dass Geburt für die, die geboren werden, weder eine Errungenschaft noch eine Erfahrung ist. Sondern ein Widerfahrnis, aufgrund dessen ich mich in einem Geflecht von Beziehungen wiederfinde. Und deren werde ich mir zunehmend bewusst.
So wie ein Neugeborenes in eine Familie – klein, groß, eher heil oder eher traumatisiert, reich oder arm – hineingeboren wird, so finden sich Menschen auch in einer Beziehung zu Gott wieder. Noch genauer (wir feiern ja die Dreieinigkeit): Sie nehmen, ohne es darauf angelegt zu haben, teil an der Beziehung, die Gott in sich schon ist. Und dem Beziehungsgeflecht, das um ihn herum entsteht (dem „Reich Gottes“). Diese Verbindung mit Gott wird für sie zur prägenden, identitätsstiftenden Beziehung.
Ich bin also nicht mehr durch meine soziale und biologische Herkunft definiert und festgelegt, sondern dieses neue Verhältnis bestimmt, wer und wie ich bin und wohin mein Weg führt. Nicht die Vergangenheit mit ihren Altlasten und Erfolgen legt meine Zukunft fest, sondern Gottes fürsorgliche Gegenwart in meinem Leben. Nicht das „Fleisch“ in seiner Vergänglichkeit, Anfälligkeit und den nachlassenden Kräften (und der Verzweiflung, Aggression und Niedergeschlagenheit über diesen Verfall in der Welt, bei mir selbst und anderen) macht mich aus. Nicht die guten oder schlechten Gene, die meine Eltern mir mitgegeben haben. Sondern ein geheimnisvoller Antrieb, der immer wieder ganz unvermittelt gute Dinge geschehen lässt.
Diese Kraft kann ich ebensowenig dingfest machen wie den Wind oder die Wolken am Himmel. Aber wenn ich lerne, mich auf sie einzustellen, dann wird (wie beim Wind) einiges leichter.
So weit, so bekannt für viele. Aber hier kommt der neue Gedanke: Wenn Gott mich aus einer Lebensweise befreit, die von der Vergangenheit gespeist wird und in der sich die Vergangenheit reproduziert (History will teach us nothing, lautet ein Songtitel von Sting), und mir ein Leben in und aus seiner Gegenwart ermöglicht, dann hat diese Transformation eine ganz aktuelle Parallele: Die hart umkämpfte Klima- und Energiewende.
Denn auch da geht es darum sich von einer Lebensweise zu verabschieden, die Ablagerungen der Vergangenheit (fossile Brennstoffe, die in vielen Millionen Jahren entstanden, noch älteres und länger strahlendes Uran, aber auch Holz, das Jahrzehnte braucht zum Wachsen) verbrennt. Weil das die Zukunft aller Menschen verqualmt und beschädigt. Wir müssen also maßgeblich bis ausschließlich von dem leben, was uns im jeweiligen Augenblick an Energie in Wind und Sonne zur Verfügung steht. Auch hier also: Bezug zur Gegenwart vor Bezug zur Vergangenheit.
Kann die persönliche Energiewende der Wiedergeburt in Gottes verzweigte Sippe die kollektive Transformation unserer Lebens- und Wirtschaftsweise erleichtern? In den USA halten viele Christen, die sich selbst als „wiedergeboren“ bezeichnen, Ökologie und Klimaschutz für Teufelszeug. Aber ich denke, das ist eine bis zur Unkenntlichkeit entstellte Form des Glaubens. Eine Form von Kirche, die ebenso destruktiv ist wie die parasitäre Lebensweise, die sie mit dem Reich Gottes verwechselt. Die sich an die Vergangenheit klammert und sie festhält, statt sich dem Wind des Wandels auszusetzen.
In der kommenden Woche haben wir in Nürnberg den Kirchentag zu Gast. Mit dabei ist unter anderem auch Eckart von Hirschhausen. Der schrieb kürzlich in Chrismon davon, welche Rolle Christen in den Krisen dieser Zeit spielen könnten:
Während der Zeithorizont von Politikern oft nicht ausreicht, um auf den ersten Blick unpopuläre Entscheidungen voranzubringen, könnten es sich die Kirchen in der Gewissheit ihres Auftrags und ihrer Geschichte leisten, jetzt in Vorleistung zu gehen. Wenn sich so viele Menschen ohnmächtig fühlen, wo ist denn dann diese ominöse Macht? Was können Sie tun?
Als Wiedergeborene leben wir in den Geburtswehen der neuen Schöpfung. Auch diese noch ausstehende Geburt ist etwas, das nicht in unserer Hand liegt – zum Glück. Aber wir können jetzt schon, so gut es geht, leben, als wäre das Neue schon da.
Noah hat sich im vergangenen Jahr wieder an die Spitze der Vornamen-Hitliste für kleine Jungs gesetzt und Matteo auf Platz 2 verwiesen. Es wird ihnen später vielleicht ähnlich gehen wie mir früher (in der fünften Klasse war ich einer von drei Peters), oder wie all den Bens, den Hannas, und was da noch im Trend lag die letzten Jahre.
Was die Eltern im einzelnen zu dieser Wahl veranlasst hat, mag unterschiedlich sein. Ich frage mich allerdings, ob im Falle der Noahs auch das kollektive Unbewusste eine Rolle spielt. Ob es also kein völliger Zufall ist, dass steigende Meeresspiegel, schmelzende Gletscher und zunehmende Extremwetterereignisse (Flut, Dürre, Sturm und Hitze) inzwischen ein stetes Hintergrundrauschen in den Nachrichtenkanälen darstellen.
Und weil wir uns an die Ursachen dafür (und unsere Verstrickung darin) so ungern erinnern lassen, weil viele sich lieber über Klimaproteste aufregen und vor den immer offensichtlicheren Folgen unserer Lebensweise die Augen verschließen – könnte es sein, dass sich das, was da schon die ganze Zeit brodelt, nun eben auf diesem Wege meldet?
Und damit nicht genug – vielleicht steckt ja auch Gott dahinter? Weil er sich freut, wenn sich jemand um den Erhalt der Artenvielfalt sorgt. Weil diese Welt Menschen braucht, die mehr auf ihn hören als auf die Stimmen der Maßlosigkeit und Dominanz. Weil wir das ohne leise und laute, vor allem aber ständig präsente Erinnerungen so schnell aus dem Blick verlieren.
Das relativ kalte und endlich mal wieder ausreichend feuchte Aprilwetter vor Ort täuscht vielleicht etwas darüber hinweg, dass die Nachrichten von der Klimafront alles andere als ermutigend sind. Drei Meldungen aus der laufenden Woche beschäftigen mich dazu:
Apropos Vorfahrt: Vor kurzem war ich ein paar Tage in Frankreich. Dort wird der Durchgangsverkehr in den Städten immer wieder durch Bodenwellen und Zebrastreifen verlangsamt. Als ähnliche Maßnahmen hier vor 30 Jahren diskutiert wurden, hieß es, das könne man nicht machen, weil dann ein Rettungswagen kostbare Zeit verliere. Rettungswagen sind offenbar immer dann interessant, wenn sie als Vorwand gegen Beschränkungen des Autoverkehrs herhalten können. Ich weiß nicht, wie viele Menschenleben die Bodenwellen in Frankreich gekostet haben. Womöglich haben sie mehr gerettet, weil man nicht einfach so durch die Stadt rasen kann wie bei uns.
Arme, Alte und Kranke sind bestimmten Akteuren im politischen Spektrum keinen Cent beim Bürgergeld oder der Kindergrundsicherung wert. Aber wenn Änderungen am eigenen Lebensstil gefragt sind, entdecken eben diese Leute urplötzlich ihr Herz für die Schwachen, denen man das auf keinen Fall zumuten kann. Diese Art von Solidarität kostet nichts und bringt nur denen einen Vorteil, die dieses Schmierentheater aufführen. Irgendwann wird der Schwindel auffliegen, aber dann ist es zu spät.
Wir einfachen Leute fühlen uns oft zu Unrecht bestraft. Wir können doch nichts dafür, dass sich die Bundesregierung nicht genug um das Erreichen des 1,5 Grad-Ziels bemüht. Wir wollen nur ein gutes Leben leben und das ist derzeit schwer genug zu haben. „Das trifft die Falschen“, so lautet also der Reflex, wenn Streiks oder Klimademos in den Alltag eingreifen, und die Falschen, das sind wir Normalos. Wir und dieses vermeintlich unantastbare Recht auf Ungestörtheit, auf die Verteidigung des stetig fließenden Status Quo, das deutsche Second Amendment sozusagen.
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