Nächste Woche kommt Brian McLaren. Ich freue mich darauf, weil er ein unglaublich netter Typ ist und zugleich eine Menge zu sagen hat. Es sagt das mutig und steckt eine Menge an Prügel aus dem fundamentalistischen Lager auf beiden Seiten des Atlantiks ein (obwohl das hier nicht richtig weh tut, weil diese Richtung hier zum Glück gesellschaftlich und kirchlich relativ isoliert ist – wozu also viel Zeit verplempern mit Antworten auf Kritik, die auf einem Niveau daherkommt, das sich selbst dekonstruiert und eigentlich keine Antwort verdient hat?).
Aber mir hängt (gerade was Brian angeht) dieses stereotype “ich-finde-nicht alles-gut-was-er-schreibt” langsam zum Hals heraus. Ich weiß nicht auf wie vielen Blogs ich das nun gelesen habe. Mal ehrlich: Das ist doch nie so, dass man alles gut findet, was ein anderer sagt. Wozu also dieses ständige Herumeiern, diese Angst, mit ihm in einen Topf geworfen zu werden?
Ich finde den Mann gut. Punkt. Werft mich in den Topf, steckt mich in die Schublade. Ich mag mich auch nicht vorab distanzieren, falls er hier oder da etwas sagen sollte, was ich nicht gut finde. Das sage ich ihm dann selber. Er ist ja kein Guru (das unterstellen vor allem die Kritiker, die ihre eigenen Autoritäten noch viel unterwürfiger hofieren), aber eben auch kein geeigneter Watschenmann.
Ich habe den Eindruck, dass viele Christen hier sehr aufgeschlossen sind für die Fragen, die Brian und andere aufwerfen. Nebenbei: Das halte ich für sein größtes Verdienst, dass er gute Fragen stellt. Aber vielleicht sollten wir eines gleich lernen: So zerfurcht, wie die fromme Landschaft aussieht, muss man ein dickes Fell haben und darf sich nicht jede Kritik zu Herzen nehmen.
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😉
Ja, Brian ist ein Dialogpartner. Einer von vielen. Aber ein wichtiger. Ich freue mich drauf!
Danke Peter. Yep, ich kann Brian auch sehr gut leiden, er ist sehr sehr sympatisch und wirft sehr gute Fragen auf. Ich denke jedoch nicht, dass man die Kritik in die Schuhe der Fundamentalisten schieben darf. Die meiste Kritik kommt nicht von Fundamentalisten, sondern von mainstream Evangelikale. Natürlich kommt es Brian so vor, dass er wegen seines „Glaubens Verfolgung erleide“. Nun, vielleicht hat das schon ein bißchen mit dem zu tun, was er schreibt oder sagt. Kritik geschieht nicht aus luftleerem Raum.
Ich denke dass Brian ein brillianter Fragesteller ist – und ein ziemlich mieser „Antworter“ ist. Aber, hey, ich behalte das Gute von Brian und muss demütig genug sein, mich hinterfragen zu lassen.
Kann leider nicht dabei sein bei den Emergent Events. Verfalle deshalb in Depressionen. Sind Videos/Podcasts geplant?
Danny
@ Danny: Schade, mal sehen ob wir einen Mitschnitt schaffen. Die Technik sollte da sein.
Ich denke, was in den USA evangelikaler Mainstream ist (an dessen Fundamenten Brian rüttelt, aber „Verfolgung“ ist dieser Kirchenkampf natürlich nicht), liegt bei uns schon vom Schriftverständnis eher in der fundamentalistisch-„bibeltreuen“ Randzone. Da unterscheiden sich die Landschaften doch erheblich.
Vieleicht ist dieses ständige Sich-Selbst-Distanzieren und Abgrenzen anstelle eines Sich-Selbst-Identifizieren-mit ja auch ein bißchen typisch deutsch. Mir hängt das auch zum Hals raus – vor allem, wenn ich mich selbst dabei erwische.
Ich habe McLaren in den USA auch als einen sehr netten und einfühlsamen Menschen kennen gelernt, fast ein wenig zu nett (in dem Sinn, dass ein wenig von der Schärfe seiner Position gegenüber seinen Büchern verloren ging). Aber zu nett geht ja eigentlich auch nicht – ich freu mich schon sehr auf die Tage.
Ich freue mich auch!
Und ich kann mich voll mit einem seiner Buchtitel identifizieren: A Generous Orthodoxy: Why I am a missional, evangelical, post/protestant, liberal/conservative, mystical/poetic, biblical, charismatic/contemplative, fundamentalist/Calvinist, Anabaptist/Anglican, Methodist, catholic, green, incarnational, depressed – yet hopeful, emergent, unfinished Christian. 🙂