Bindung und Entwicklung

Im LebensART Team gestern haben wir eine Weile darüber diskutiert, warum sich einerseits so viele Leute nach dauerhaften Beziehungen sehnen, andererseits aber die allgemeine Frotzelei ausbricht, wenn zum Beispiel jemand heiratet.
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Eine Erklärung wäre, dass hinter dem sachten Zynismus Selbstschutz steckt. Wir haben so viel Scheitern erlebt, dass es sinnvoll scheint, sich schon mal darauf einzustellen, dass es mich auch irgendwann erwischt. Bei zu viel Optimismus ist der Katzenjammer dann zu groß.
Andererseits

tun sich offenbar auch manche schwer mit der Vorstellung, dass sich ein Mensch in einer langfristigen Bindung kontinuierlich entwickeln kann. So als wäre Routine ein unausweichliches Verhängnis. Mir scheint das in mehrfacher Hinsicht ein Trugschluss zu sein: So fängt man in wechselnden Beziehungen immer wieder bei Null an, aber jedes Mal mit größeren Altlasten im Nacken. Der Partner ist dann zwar anders, aber ich bleibe dummerweise derselbe Mensch. Folglich sagt auch niemandem einem Konzertpianisten, er solle mal mit dem Klavier aufhören und lieber Violine spielen, wenn er sich fortentwickeln möchte.

Unterm Strich denke ich, dauerhafte Beziehungen sind eine tolle Möglichkeit, sich gut zu entwickeln. Meine persönliche Erfahrung deckt das auf jeden Fall ab. Man muss die Chance freilich sehen und nutzen. Und das hat, wie alles im Leben, seinen Preis. Manchmal scheint er höher, weil er sofort fällig wird. Es gibt in einer Ehe offenbar kein Glück auf Pump.

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