Bilderbuch-Väter

Nächstes Wochenende hat mein Sohn das entscheidende Fußballspiel der Saison und ich hoffe, dass ich dabei sein kann. Es ist allerdings das erste Spiel, zu dem ich in diesem Jahr mitkomme. Und als ich daran dachte, fielen mir wieder etliche gehörte Reden und Predigten ein, in denen irgendwer bekannte, nie einen Sportwettkampf, Vorspiel oder Theaterauftritt des eigenen Nachwuchses verpasst zu haben.

Ich muss hier und heute bekennen: Ich habe das nicht geschafft und wüsste auch gar nicht, wie das gehen soll. Ich schaffe es oft nicht einmal, zu den Elternabenden zu gehen (Sprechstunden schon eher), weil meine Abendtermine schon drei Wochen oder länger vorher feststehen und die meisten Schuldirektoren der Meinung sind, man brauche solche Anlässe nur zehn Tage vorher anzukündigen (drei weitere Tage tragen die Kinder das Rundschreiben dann noch in der Büchertasche spazieren…) und alle Eltern stehen jubelnd auf der Matte, weil sie sich abends eh nur langweilen.

Ab und zu beschleichen mich aber auch Zweifel an der Wahrhaftigkeit dieser Aussagen über „immer“ und „nie“. Haben diese Väter eigentlich mehr als ein Kind? Bei zwei aktiven Fußballern mit je ein bis zwei Spielen pro Woche hat man ohnehin nur die Wahl, welches Spiel man sieht, zumal das auch noch mit einer halben bis ganzen Stunde Anreise verbunden sein kann. Vier bis fünf Stunden sind da schon mal weg. Pro Kind. Pro Wochenende. Wie machen die das?

Wie auch immer – auch wenn ich kein Soccer Dad bin, nächste Woche gehe ich mit und mache, was alle „guten“ Fußballeltern machen: Krach für die eigene Mannschaft, die Eltern der anderen Seite provozieren oder mich über sie aufregen, dem Schiedsrichter für einer möglichen Niederlage verantwortlich machen und für den hoffentlich überlegenen Sieg ein Eis ausgeben.

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11 Antworten auf „Bilderbuch-Väter“

  1. Na, dann wünsche ich Dir viel Spaß! Als Kind/Teenager fand ich die Väter am Spielfeldrand immer saucool bis peinlich. Je nachdem, wie wir spielten. :-))

  2. Na, so wie der Rasen in Nachbars Garten immer grüner ist, als der eigene, so sind natürch auch immer die anderen, die besseren Väter. Ist doch klahr. 😉 Sagen/zugeben tuts natürlich keiner ( – seine Gedanken). 😛

  3. meine erfahrungen aus der 5-jährigen – und mittlerweile beendeten – fussballkarriere meines sohnes : die guten fussballeltern sind meistens selbst im verein und gehen total in der dortigen subkultur auf, andere interessen sind nicht erkennbar. für jemanden der diesen „esprit de corps“ nicht gänzlich teilt (incl. besäufnissen am wochenende ) ist es schwer dort überhaupt mal ein lockeres gespräch anzufangen und dieses länger als 3 sätze durchzuhalten. es ist ein kleiner dorfverein, vielleicht sieht das ja in der stadt etwas anders aus. oft habe ich dann aber auch darüber nachgedacht inwieweit in unseren kirchen ähnliche subkulturen zu finden sind, da kann man was draus lernen…

    1. Da kann man sicher etwas draus lernen. Hier in der Stadt ist es etwas durchlässiger (und ohne Besäufnis, so weit ich das mitkriege), aber die ganz harten Fußballeltern gibt es überall, denke ich. Die waren aber in der Regel schon im Verein, bevor das Kind angefangen hat, selbst zu kicken.

      Aber man bekommt ein gutes Gefühl dafür, wie es jemandem geht, der zum ersten Mal einen Gottesdienst besucht 🙂

  4. 😀 netter Vergleich, an dem wohl mehr dran ist, als man denkt.
    Was wäre dann aber das „Besäufnis“ in der Gemeinde? 😉

  5. Haha, wieso habe ich genau daran auch gedacht und auch an die pfingstlichen Gemeinden? Ach wir sind doch alle so schön berechenbar.

    Und Peter, bist du schon nervös? Bald wirds ja ernst :-))

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