Ich musste mit anderen Hausgenossen den letzten Harry-Potter-Band teilen, aber nun habe ich es geschafft. Er ist wirklich besser als die beiden letzten, aber es hat nur dann Sinn, ihn zu lesen, wenn man Nr. 5 und 6 auch kennt. Ein würdiges Ende mit allen Elementen eines guten Showdowns, mit etlichen überraschenden Wendungen, am Ende viel weniger düster, als ich erwartet hatte. Liest sich die Story anfangs auch noch etwas zäh, spätestens ab der Hälfte wird es schwer, das Buch wegzulegen.
Inzwischen wird fleißig über die theologischen Implikationen diskutiert. Es ist natürlich weder ein theologisches noch ein dezidiert “christliches” Buch. Aber die Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse zeigt doch deutliche Einflüsse aus dieser Richtung – so dass wieder deutlich wird, dass es hier nicht um dumpfen Okkultismus geht, sondern um tiefere Magie, wie C.S. Lewis sagen würde.
Um niemandem die Überraschung zu nehmen (“stirbt er oder nicht?”) geht es nur mit einem Klick weiter.
Technorati Tags: Harry Potter
Die Geschichte aus Hogwarts heraus zu verlegen, hat dem Buch gut getan. Harry ist von Beginn an verwundbar und wird gejagt, zwischenzeitlich sogar nach dem Verlust seines (dual core) Zauberstabs ist er fast völlig machtlos. Sein eigentlicher Kampf dreht sich allerdings darum, seine Zweifel an Dumbledores guten Absichten und seinen Frust und Groll über die spärlichen Anweisungen des Übervaters im Zaum zu halten und schließlich zu überwinden.
Die Bösen sind (außer Voldemort und Bellatrix Lestrange) nicht ganz so eindimensional böse (Draco Malfoy und seine Mutter retten Harry jeweils zumindest indirekt) und Snape (wusst‘ ich’s doch!) entpuppt sich schließlich als ein Großer. Harry hat seine pubertären Züge etwas überwunden, aber er bringt sich und die Freunde mindestens einmal unnötig in Gefahr – und die Geschichte nach quälendem Stillstand endlich voran. Aber bis ins finale Duell mit Voldemort bleibt er sich treu und verzichtet aufs bewusste Töten. Der Böse wird vom eigenen “Querschläger” dahingerafft.
Ein paar Mal lehnt sich die Geschichte beim Herrn der Ringe an, etwa mit dem Horcrux, der den Charakter seines Trägers negativ verändert. Oder die Zeit, die Harry und Hermine unterwegs im Zelt verbringen, erinnern von fern an Sam und Frodo in Mordor. Von Tolkien und Lewis schließlich konnte man schon lernen, dass Bosheit blind macht für andere Motive als Hass und Gier, und so zu fatalen Fehlentscheidungen führt.
Am Ende hat Harry genug gesehen und gehört, um dem Tod selbst ins Auge zu sehen – dem letzten Feind, wie es in Anlehnung an 1. Kor 15 heißt – und die ist wohl kaum ein Zufall. Harry weicht diesem Schicksal nicht mehr aus, denn nur so kann er seine Freunde (und die Welt) endgültig retten. Dann sind es nun die magischen Verflechtungen zwischen Harry und “You-know-who”, die ihn ins Leben zurück führen – nicht die tiefere Magie der Liebe wie beim stellvertretenden Tod von Harrys Mutter Lily. Aber das wäre ja auch keine Überraschung mehr gewesen.
Sieht man also von dem magischen Konstrukt einmal ab (selbst C.S. Lewis bemüht im König von Narnia ein imaginäres “Gesetz” als Klammer zwischen Tod und Auferstehung), dann ist es eben doch die Bereitschaft, das eigene Leben zu opfern, die den Ausschlag gibt: Der Verzicht auf Machtmittel und die Anwendung von Gewalt als Mittel der Durchsetzung.
Das sind auf die Schnelle meine ersten Gedanken – wie ging es Euch beim Lesen?
-ACHTUNG, SPOILER-
„wie ging es Euch beim Lesen“?
Ich war ebenfalls sehr positiv überrascht über die Art und Weise, wie die HP Saga nun ihren Abschluß findet und was J.K. Rowling noch alles dort hineingelegt hat.
Neben den für Christen auffälligen Punkten, die du genannt hast, bin ich bei drei Szenen/Beschreibungen besonders hängen geblieben, die mich in ihrer Umsetzung und ihrem Gehalt echt beeindruckt haben:
– Der Verarbeitung der Judenverfolgung im dritten Reich aus der Sicht der Verfolgten und letztlich Entdeckten.
– dem psychologischen Tiefgang in Snapes „Abschiedsszene“ und seinen Erinnerungen
– der Diskussion über den Glauben in Lovegoods Haus