Auf dem Weg zur Basiskirche

Brauchen wir neue Gemeinde(forme)n in Deutschland? Für Johann Baptist Metz kann die notwendige „zweite Reformation“ nur über diesen Weg erfolgen, und an dem Punkt schlägt mein Herz noch etwas höher als sonst beim Lesen dieses Buches:

Zu dem Prozess einer zweiten Reformation wird es auch bei uns nur dann kommen, wenn unsere Großkirchen sich selbst endlich mehr an ihrer eigenen Basis ausdifferenzieren, wenn sie also ihrerseits Basisgemeinden ausbilden, Gemeinden, die um das Herrenmahl konzentriert sind, ohne etwa vom territorialen Prinzip geleitet zu sein und ohne eine gesellschaftliche und politische Scheinneutralität. Sie, diese Basisgemeinden, wären auch die Keimzelle für eine neue Ökumene. (Jenseits bürgerlicher Religion, S.89)

Die größten Hindernisse dafür sieht Metz in den Kirchenverträgen die ein „aufgeklärtes Staatskirchentum mit Privilegierung großkirchlicher Einrichtungen“ vorsehen, wie auch im Gemeindebild der Kirchenordnungen, besonders den Zulassungskriterien für kirchliche Ämter und dem herrschenden Pfarrersbild, das es mit der Trennung von Klerus und Laien nicht vorsieht, dass Leitungsaufgaben aus der Basisgemeinde selbst heraus vergeben und übernommen werden.

Für die emerging conversation dagegen macht Metz deutlich: alles Denken und Reden ist erst da am Ziel angekommen, wo es gemeinschaftlich gelebt wird. Nur so kann es wirken. Oder wie Lesslie Newbigin sagte: Die Gemeinde ist die Auslegung des Evangeliums.

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4 Antworten auf „Auf dem Weg zur Basiskirche“

  1. danke sehr für alle deine hinweise aus diesem buch. freut mich sehr diese gedanken zu lesen. und auch vollste zustimmung zu deinem letzten abschnitt – und ich sage mit herrn arnachie: wir stolpern weiter vorwärts auf diesem weg…

  2. Metz steht hier in einer Reihe mit vielen (kirchlichen)Theologen von Karl Barth über Rudolf Bohren bis hin zu Michael Herbst ( um nur mal 3 zu nennen), die immer wieder gefordert haben mit den „kirchlichen Ämtern und dem herrschenden Pfarrersbild“ aufzuräumen. Warum ist es nicht geglückt ? Nun, hier kann ich nicht anders als den kleinen Polemikschalter anzuknipsen: Es würde erst mal eine gewaltige „Dekonstruktion“ der steuerbetriebenen kirchlichen Maschinerie erforderlich sein, wer will das schon – davon profitieren einfach zu viele, zu viele Pfründe müssten geplündert werden. Und wer – um es mal ganz konkret zu machen – verzichtet schon gerne auf ein Pfarrersgehalt (analog Besoldungsstufe A13/A14 ) und arbeitet das Gleiche für einen Tausender weniger (wie freikirchliche Pastoren /Prediger ) wenn er nur noch von „aktiven“ Gemeindegliedern finanziert wird ?

  3. Das „liebe Geld“ dürfte tatsächlich eines der Haupthindernisse sein, um grundlegende Reformen in der Landeskirche durchzuführen.
    Man stelle sich vor, es gäbe keinen (Ironie an) „Säuglingstaufautomatismus“ (Ironie aus) mehr mit der entsprechenden Mitgliedschaft in der Kirche! Oder überhaupt die Loslösung der („biblischen“) Taufe von der (menschlich-weltlichen) Mitgliedschaft!
    Das wäre eine Aufgabe von Kirchensteuereinnahmen.
    Aber eben an dieser Mitgliedschaft hängt ein ganzes Denkgebäude: Verwaltungsnotwendigkeiten, der Pfarrer als fast alleinberechtigter „Hohepriester“, der das Taufgeschehen samt Mitgliedschaft – böse formuliert – kontrolliert, Kirchenverträge…

    Was im Kern hier und da gut gemeint ist und z.T. auch sinnvoll ist, wird als flächendeckendes Instrument (Territorialprinzip der Ev.Kirche) zum geistlichen Hemmschuh. M.E. stellt sich die Ev. an dieser Stelle selbst ein Bein.

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