Es war auf dem Essener Bibeltag an Fronleichnam. Zwei Bibelarbeiten und ein Workshop lagen hinter mir, dazu etliche interessante Gespräche in den Pausen. Ich hatte viel geredet und da war sicher auch einiges dabei, das man kontrovers weiter diskutieren könnte. Während die einen schon mit dem Aufräumen begannen und die anderen noch dem Ausgang zustrebten, kam jemand mit besorgter Miene auf mich zu und es entspann sich das bis dahin intensivste Gespräch des Tages. Es ging theologisch ans Eingemachte:
„Kann man Christ sein und Fan des FC Bayern?“, lautete die ernste Frage, und die Antwort war im Tonfall meines Gegenübers auch schon mit gegeben. Der Moderator hatte mich zu Beginn als einen solchen geoutet. Unglücklicherweise, denn nun bekam ich, statt etwas Trost für die noch offenen Wunden der tragischen Finalniederlage, das gesamte Sündenregister des Vereins aus den letzten 30 Jahren präsentiert. Im Wesentlichen handelte es sich dabei um ein paar markige Sprüche des jetzigen Präsidenten und die Tatsache, dass der Verein sein (redlich verdientes, nicht etwa geliehenes oder von Scheichs und Oligarchen zugeschossenes!) Geld nutzt, um gute Spieler zu verpflichten (die im Übrigen auch meist gern und freiwillig nach München gingen).
Es gibt exzellente Argumente gegen diese extrem selektive Wahrnehmung der zahlreichen Bayernhasser. Ich war am Schluss einfach zu müde, um sie alle aufzuzählen und es hätte auch nichts gebracht. Ich fand es nur bemerkenswert, was offenbar vom Tage übrig blieb. Immerhin lautet die Gretchenfrage nicht mehr: Darf ein Christ rauchen oder Bier trinken oder gar tanzen? Aber so schrecklich viel weiter sind wir nicht gekommen. Die Debatte, inwiefern man als Christ Investmentbanker sein kann oder bei Frontex arbeiten sollte, fände ich wesentlich gewinnbringender.
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Das musst du entspannt sehen: Vorbei sind die Tage, wo wir uns wegen der Trinität, der rechten Verwaltung der Sakramente oder solcher Dinge den Kopf eingeschlagen haben. Heute – nachdem all die anderen Fragen geklärt sind – verlaufen die Frontlinen im Christentum an den Vereinsgrenzen irgendeines Fußballclubs.
Spannend wäre es, diesem Phänomen mal auf den Grund zu gehen. Warum war dieser Mann wegen Fußball so besorgt? Ich meine, da muss doch mehr dahinterstehen, als eine Beschwerde um der Beschwerde willen.
Ja, ich seh’s ganz entspannt. Der Streit um die „richtigen“ Musikstille war verbissener. Hier bei uns regt sich (trotz Überzahl der Clubfans) da auch niemand auf. Und wenn wir keine größeren Sorgen haben, ist das zwar irritierend, aber auszuhalten.
Ich kann deine Stimmungslage sehr gut nachvollziehen.
Wie oft wurde ich gefragt, wie man PAstor sein und gleichzeitig aktiv in einem Fußballverein mitkicken kann.
Und leider ist es so: es gibt immer wieder Geschwister, die egal was du machst, deine ´n Glauben in Frage stellen. Ob du zum Heilpraktiker gehst, PFeife rauchst, auf einem Konzert von den Toten Hosen warst, beim Beten die Hände in den Hosentaschen hast, ein Weizen trinkst oder einen Ohrring trägst.
Ob diese Geschwister sich wirklich um dich und deinen Glauben sorgen?
Ich wollte gar nicht jammern, es hat mich einfach nur erstaunt. Dass es hier ein Problem geben könnte, war mir gar nicht bewusst bis dahin. Aber ich habe mich da jetzt nicht abgelehnt gefühlt oder unter Druck. War schon ok…
Zumindest bei mir kam dein Blogeintrag auch nicht als Jammern an. Aber ich kenne dieses Phänomen, irgendeinen Unfug zu nehmen, um damit anderen Christen den Glauben abzusprechen leider (zu) gut. Das krasseste Beispiel, von dem ich gehört habe, war eine Gemeinde, die sich über die Frage, ob eine Frau einen Ehering tragen darf, gespalten hat. Natürlich ging es nicht um die Petrus-Stelle, sondern es wurden zwischenmenschliche Probleme ausgetragen. Und damit das „heiliger“ aussieht, schob man halt irgendeine theologische Frage vor.
Nur hier in deinem Fall wird der Mann ja kaum ein direktes Problem mit dir gehabt haben, sondern ein echtes Problem mit dem FC Bayern. Und da wird es ja spannend, warum das so ist. Leider fallen mir zumeist solche klugen Fragen nach dem Hintergrund immer erst deutlich nach dem Gespräch ein.
das war doch bestimmt nur hinter theologie versteckter neid. war vermutlich ein schalker…!?!
😉
Ide Motivation kann ich nicht beurteilen – will ich auch gar nicht…
Peter, ich bitte dich. Natürlich ist eine echte Kreuzestheologie mit dem FC Bayern NICHT vereinbar. Die klaren Aussagen der Schrift stehen dem entgegen – wenn man bereit ist, hinzuhören! Lies einfach mal in Ruhe 1Kor 1,26-29 und tue ein bisschen Buße.
@Alex: Schluck. Jetzt, wo Du’s sagst…
Wobei nach etwas Nachlesen in Offenbarung 2,17 steht, auf dem weißen Stein ist ein neuer Name (d.h. doch der Name „Neuer“!) geschrieben. Und der Kapitän kommt auch vor, in 2. Samuel 19,17: „Dein Knecht ist Lahm“.
Als Konvertit (ich leide mit dem HSV und Erzgebirge Aue) muss ich dennoch zugeben, dass der FC Bayern während der Nazi-Zeit Charakter zeigte. Während die Löwen auf Linie waren, wurde der FCB als Judenclub beschimpft. Der jüdische Präsident musste zwar gehen, aber die Bayern haben sich mit den Nachbarn nie angefreundet. Und sich in feindlicher Umgebung zu behaupten ist doch eine genuine christliche Eigenschaft, oder nicht?