In diesem spannenden Video geht Jeremy Rifkin der Frage nach dem Ursprung der Menschheit, der Zivilisation und der menschlichen Natur nach. Er setzt ein mit der Feststellung, dass der Mensch nicht – wie manche Denker der Aufklärung und Vertreter der (frühen) Evolutionstheorie vermuteten – primär von Aggression und Trieb zur Selbstdurchsetzung gelenkt wird, sondern von Empathie, Kooperation und dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit.
Auf die Frage, ob es gelingen kann, globale Solidarität jenseits von ethnischen, religiösen, ideologischen und nationalen Grenzen zu ermöglichen, kommt er eher nebenbei darauf zu sprechen, dass genetische Daten darauf hindeuten, dass die heute Menschheit tatsächlich von einem Mann und einer Frau abstammt und dass daher die globale Familie genetisch betrachtet gar keine Fiktion ist. Weiß jemand, wer diesen Nachweis geführt hat?
Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich sage damit nicht, dass Genesis 1-2 in allen Einzelheiten wörtlich auszulegen wäre, besonders was die Theorie von der Erbsünde betrifft. Aber für einen fruchtbaren Dialog zwischen Theologie und Wissenschaft liefert Rifkin ein paar schöne Ansatzpunkte.
Interessanter Link, vielen Dank. Mit dieser These steht er allerdings auch unter den „jüngeren“ Evolutionsbiologen und -Soziologen auf einsamerem Posten; „Original Selfishness“ ist wohl viel eher diejenige Kraft, die aus vielerlei Gründen die Entwicklung zum Homo sapiens vorangetrieben hat, als auch das Material darstellt, mit dem wir Menschen nur zu leicht gegen Gott handeln.
Was die These von „einem Adam und einer Eva“ abstammt, ist hier die Forschung auch nicht richtig zitiert: Worauf er wohl hinaus will, ist die Tatsache, dass wir evolutionsgeschichtlich schon sehr früh eine Symbiose mit Einzellern eingegangen sind, die in unserer Zelle als Mitochondrien für die „Energieherstellung“ verantwortlich sind. Diese vermehren sich (-wie Prokaryonten das nunmal tun-) durch Zellteilung und werden ausschließlich über die weibliche Zeile weitergegeben; quasi ein 2.Vererbungsweg unabhängig von dem menschlichen Genom. Interessanterweise gibt es (soweit bis heute bekannt) keine Variabilität in der mitochondrialen DNA sondern nur eine eine einzige Form in allen Menschen, was man sich mit der Annahme erklärt, dass alle menschlichen Mitochondrien auf eine einzige Vorfahrin, die „mitochondriale Eva“ zurückzuführen sind. Der Begriff ist allerdings irreführend, weil es sich nicht um ein einziges Urindividuum handelt, sondern um einen sehr begrenzten Genpool, der sich (was sich rechnerisch zeigen läßt) auf ein einziges Genom verengt hat. Die „mitochondriale Eva“ ist also der Konvergenzpunkt einer Population von einigen tausend Hominiden, was die bisherige „Out-of Africa“-Hypothese eigentlich nur bestätigt.
Falls du genauere Literatur dazu möchtest, kann ich sie gerne nachliefern, aber Berlin ist auch so eine Reise wert 😉
Posts mit „Eva“ im Titel lassen mich ja immer auf alles gefasst sein.
🙂
Ich hatte ehrlich schon überlegt, ob ich „Adam, Eva (nicht Herman!) und die globale Familie” schreiben soll.
Ich denke man ruhig sagen das Theologie eine Wissenschaft ist.
Vielleicht meinst Du Glaube und Wissenschaft.
Ich denke mal, dass die Leser eines christlichen Blogs wissen, welche Eva gemeint ist, wenn davor der Name Adam steht 😉
Das habe ich auch schon mal gelesen, dass es für die gemeinsame Abstammung der Menschheit von einem einzigen Pärchen (auch) genetische Indizien geben soll. Die Bibel ist da ja sowieso über jeden Zweifel erhaben. Natürlich widerlegt so etwas allein nicht die Evolutionstheorie. Zumal man vermutlich auch nicht die absolute Anzahl der „1. Generation homo sapiens“ bestimmen kann, da nur ein winziger Bruchteil der Menschheit fossil erhalten ist.
Auch die wissenschaftliche Suche nach dem „Erbsündengen“ halte ich indes für mindestens so schwierig wie die nach dem „Schwulengen“. Letzteres hat man ja bereits schon versucht zu finden.
@ Tertullian
beim Lesen deinen kurz angerissenen Kommentare kann ich mich leider des unangenehmen Eindrucks nicht erwehren, dass sie eine Art zu argumentieren darstellt, die wir als Christen eigentlich tunlichst vermeiden sollten, wenn wir überhaupt mit einem stimmigen und „glaub-würdigen“ Bild unserer Wirklichkeit und des Erlösungsgeschehens mit unseren Mitmenschen ins Gespräch kommen wollen.
Dass Genesis 1-3 von den Verfassern nicht als historischen Berichte gedacht waren (-und Adam und Eva damit auch keine historischen Perönlichkeiten sind-), sollte eigentlich allgemein bekannt sein. Da finde ich Aussagen wie „die Bibel ist über jeden Zweifel erhaben“ wenig hilfreich, weil sie genau dazu überhaupt keine Aussagen machen will; und die Evolutionstheorie (als wissenschaftliche Methode ohne weltanschauliche Einfärbung) ist wissenschaflich durch Daten so gut wie wenig andere Theorien untermauert, so dass eigentlich schon lange keine Rede mehr davon sein sollte, sie als Christ „wiederlegen“?? zu wollen.
Dass sich damit auch die evolutionsbiologisch sinnlose „Suche“ nach evtl. doch vorhandenen genetischen Uhrahnen a priori erübrigt, wird dennoch häufig nicht konsequent genug gedacht; mein Eindruck ist, dass man gerne noch mit dieser Möglichkeit „flirtet“, nur für den Fall …
Auch gibt es in der mir bekannten Literatur keine einzige ernstzunehmende Arbeit, die sich auf die Suche nach einem wie auch immer gearteten „Erbsünden-Gen“ gemacht hätte, dazu scheint der Sachverhalt wesentlich komplexer zu sein: Dass höhere Primaten praktisch identische Verhaltensweisen zu ihrem Verhaltensrepertoir zählen, die bei uns Menschen in Verbindung mit unserem Bewusstsein und der Möglichkeit zu wählen als sündhaft angesehen würde (Streiten, Diebstahl, Täuschung, vorsätzliche Tötung (auch Massenmord), Kannibalismus, Tötung von Säuglingen etz), hat im Gegenteil auch bei Theologen zunehmend zu der Erkenntnis geführt, dass wir die klassichen Puzzlesteine von Genesis 1-3 falsch herum gelesen haben: Nicht die (in Genesis nirgends erwähnte) Vollkommenheit eines Einzelmenschen lag am Anfang, von der er durch Ungehorsam abgefallen ist und wir mit ihm, sondern die Wurzel für unsere Sünde (Habsucht, Machtstreben, Unehrlichkeit, mich-selber-wichtiger-alsGott-nehmen etz.) hat eine ihrer Hauptwurzeln in der „evolutionär angelegten Selbstbezogenheit“, die insgesamt unsere Entwicklung vorangetrieben hat, letztlich aber immer noch so tief sitzt, dass wir wie Paulus immer wieder die Erfahrung machen, dass wir zwei Gesetze in unseren Gliedern verspüren. Um uns von dieser grundlegenden Selbstbezogenheit zu lösen (ein Herz aus Fleisch anstelle eines aus Stein), hat Gott uns seinen heiligen Geist gegeben; ohne ihn kommen wir da tatsächlich nicht weiter. Theologisch spannend ist es, den Gedanken weiterzudenken, was es dann bedeutet, dass die Vollendung nicht in den Anfängen der Welt zu suchen ist, sondern seit Ostern als Gottes Verheißung aussteht.
Zu guter Letzt (weil du den Begriff schon „hingeworfen“ hast): Der Weg Gottes, die Menschheit über 5,7 Milliarden Jahre Erdgeschichte aus primordialen Lebensformen entwickeln zu lassen (und die Nicht-Historizität von Adam und Eva) sollte uns als Christen auch vorsichtig werden lassen, moraltheologische Argumente wie eine „Schöpfungsordnung“ zu schnell zur Untermauerung bestehender Ansichten heranzuführen. Genetische Variabilität mit der daraus folgernden Veränderung von Phänotyp und Selektionsfähigkeit ist der Grundmechanismus, den Gott immer schon verwendet hat, um uns in diesen Kosmos zu rufen. Und dieser Mechanismus macht, -ob uns das jetzt weltanschaulich passt oder nicht-, auch nicht vor Gensequenzen halt, die möglicherweise sexuelle Orientierung mit-prägen. Mein genereller Eindruck ist, dass wir als Christen gedanklich immer noch in einem statischen Universum leben (also eines, das so wir wie es vorfinden, von Gott eingerichtet wurden) und die Konsequenzen, die sich aus der tatsächlichen, nämlich dynamischen Entwicklung für den Glauben ergeben haben, nur ansatzweise bedacht haben. Für mich ist es Gott, der dahinter steht, von daher habe ich auch keine Ängste, mich den Implikationen eines geänderten Weltbildes zu stellen.
Wie viele von diesen „höheren Primaten“ behaupten denn so etwas von sich selber?
@Michael: Danke für die ausführlichen und fachkundigen Kommentare.
„Original Selfishness“ als treibende Kraft in Frage zu stellen hatte ich auch gar nicht im Sinn, sondern eher den Gedanken, dass hier auch biologisch betrachtet etwas dazukommt, was uns von vielen anderen Lebewesen unterscheidet und so etwas wie „Menschlichkeit“ ausmacht, in der eine Art Bestimmung erkannt werden könnte. Die kann man natürlich auch verfehlen. Aber bei all den plumpen vulgärdarwinistischen Parolen, die man hier und da zu lesen bekommt, finde ich es schon beruhigend zu wissen, dass wir zur Empathie fähig sind, dieses Potenzial entwickeln können und damit am Ende auch noch glücklicher leben.
@Ingo: Klar, auch Theologie kann Wissenschaft sein bzw. sich wissenschaftlicher Methoden bedienen. „Theologie und Naturwissenschaft“ wäre die bessere Formulierung gewesen.
Darüber stand mal ein Artikell in de National Geographic den ich gelsen hab.
Das ein Genprojekt Abstammungslinien an bestimmten „Genen“ fest macht.
Und die sagen das es zumindest eine „Eva“ gäbe.
Weis nicht mehr genau wie er hieß, kann man villeicht online auf der hp suchen?