Langweilige Ewigkeit?

Bei einem Spaziergang am äußersten Westzipfel Frankreichs gestern haben wir über die Frage nachgedacht, ob es in der Ewigkeit nicht langweilig werden würde. Ich denke, das wird es sicher nicht, sondern wir haben eine Menge spannender Dinge zu tun. Es beginnt damit, dass die Bibel (wenn man sie nicht durch die neuplatonische Brille liest) glasklar sagt, dass sich “der Himmel” auf der Erde und nicht im Äther abspielt. Ich könnte mir vorstellen, dass Gott uns wieder als Gärtner einstellt und wir alles wieder ins Lot bringen, was die Menschheit in der Schöpfung so zerstört hat über die Jahrhunderte, besonders im letzten. Finistere – das „Ende der Welt“ (in Wirklichkeit nur das Ende Frankreichs…) bietet genug Natur, um sich das vorzustellen: Nachts hörte man ein Käuzchen und der Sternenhimmel war so klar wie er in der Stadt nie ist.

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Aber es geht ja nicht nur um Natur, sondern auch um Kultur:

Ins himmlische Jerusalem, sagt die Offenbarung des Johannes, bringen die Völker der Erde ihre Reichtümer. Das könnte zum Beispiel heißen: Es wird Museen und Ausstellungen geben, Bibliotheken (können wir dann alle Sprachen lesen und verstehen oder werden wir sie lernen – Zeit wäre ja…?) in denen man stöbern kann, Diskussionen mit den „Bewohnern“ anderer Zeiten und Länder.

Und wenn wir alles entdeckt und gelernt haben, dann geht es erst richtig weiter: Wir schaffen Neues aus dem Alten. Auch das kann man sich nicht spannend genug vorstellen: So viel Rohmaterial! Im Grunde ist die Antwort auf die Frage nach der Langeweile die: Wir haben nur 12 Töne auf der Tonleiter – wird Musik nicht irgendwann langweilig? Wir haben nur drei Grundfarben beim Licht (jedenfalls auf dem RGB-Bildschirm, an dem ich jetzt sitze), wird es da mit den Bildern nicht langweilig? Nur 26 Buchstaben, und immer noch Stoff zum Schreiben. Wir haben nur eine begrenzte Zahl chemischer Elemente – aber wie viel ist aus denen entstanden! Und bei Gott gib es keine Klones und Duplikate, nur Originale – keines seiner Werke gleicht dem anderen.

Eigentlich frage ich mich, wenn ich das so niederschreibe: Ist es vielleicht nur so, dass unsere Gottesdienste und unsere christliche (Sub-)Kultur so langweilig und verarmt ist, dass wir Sorge bekommen, was den Himmel angeht? Warum fangen wir nicht schon mal damit an? Und geben uns selbst wie anderen einen Vorgeschmack auf eine Ewigkeit, die spannender ist als alles, was wir kennen.

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