Leben und Lästern mit Luther (1): Hebräische Nachtigallen

Alle laufen sich allmählich fürs Reformationsjubiläum warm, hier mein persönlicher Beitrag: Luthersprüche, die nicht immer die Meinung der Redaktion widerspiegeln und vermutlich auch nicht die aller LeserInnen. Über diesen Spruch dürfte sich Rolf Krüger freuen:

Wir mühen uns jetzt ab, die Propheten ins Deutsche zu übersetzen. Lieber Gott, ein wie großes und beschwerliches Werk ist es, die hebräischen Schriftsteller zu zwingen, deutsch zu reden. Sie sträuben sich, wollen ihre hebräische Art nicht aufgeben und sich der deutschen Barbarei nicht fügen. Das ist so, als ob eine Nachtigall gezwungen würde, ihre überaus wohllautende Weise aufzugeben und den Kuckuck nachzuahmen, dessen eintönige Stimme sie verabscheut.

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11 Antworten auf „Leben und Lästern mit Luther (1): Hebräische Nachtigallen“

  1. Schade, dass der Durchschnittseuropäer – so auch ich – eher nicht viel und wenn dann unbewusst Hebräisch kann, daher muss man wohl zeitgenössischen wie historischen Übersetzern glauben, dass das nicht einfach ist, Hebräisch in Deutsch wiederzugeben.

    Schade, denn es gibt Ansätze (Buber Rosenzweig), anhand derer man eine gewisse Ahnung davon bekommen kann, wie denn dieses Hebräisch so wäre – verstünde man es denn.

  2. >>Wir mühen uns jetzt ab, die Propheten ins Deutsche zu übersetzen.<<

    Es wäre doch ein schöner Gottesdienst und würdiger Beitrag zum Reformationsjubiläum von uns allen, würden wir sie aus dem Lutherdeutschen ins Bundesdeutsche übersetzen.

  3. Ich meine doch im übertragenen Sinn, „die Botschaft ins heute übersetzen“, auf unsere Verhältnisse übertragen. Würde bestimmt polarisieren. 😀

  4. Ja, und allerschönst fände ich, wenn zum Reformationsjubiläum die von Luther verhunzten hebräischen Namen und Begriffe in deutschsprachigen Bibelausgaben angemessen wiedergegeben würden. Denn Juden feiern seit alters her Pessach und nicht „Passa“, Schawuot ist nicht das „jüdische Pfingstfest“ und Moses, Salomo, Saul, Elisa und andere klingen in ihrer lutherischen Namensform doch etwas blass. Da aber der Luthertext nahezu „unantastbar“ ist, wird das wohl ein vergeblicher Wunsch bleiben.

  5. Schön wäre das schon. Und ob Luther unantastbar ist, da bin ich mir nicht sicher. Allerdings haben seine Varianten sich im Deutschen so weit durchgesetzt, dass viele Leute nicht mehr verstehen würden, von wem da die Rede ist, weil ihnen leider jeder Kontakt zum Judentum fehlt…

  6. Tote Juden mag jeder. Auch Luther. Mit den Lebenden hingegen haben viele Leute Probleme. Auch Luther seinerzeit.

    Das zentrale Dokumente des lutherischen Antisemitismus ist die grundlegende Schrift Martin Luthers „Von den Juden und ihren Lügen“ (1543). In seinen letzten Lebensjahren erscheint die Judenverfolgung als das wichtigste Anliegen von Martin Luther überhaupt. Sie ist auch das Thema seiner letzten Kanzelabkündigung am 15.2.1546 in Eisleben, drei Tage vor seinem Tod, wo er z. B. fordert: „Darum sollt ihr Herren sie nicht leiden, sondern wegtreiben.“ Und auch in seinem letzten Brief vor seinem Tod, den er von Eisleben aus an seine Frau schreibt, heißt es: „Wenn die Hauptsachen geschlichtet sind [die Streitigkeiten unter den Grafen von Mansfeld], so muss ich mich daran legen, die Juden zu vertreiben. Graf Albrecht ist ihnen feind und hat sie schon preisgegeben, aber niemand tut ihnen noch etwas“ (zit. nach Landesbischof Martin Sasse, Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!, a.a.O., S. 14).

  7. btw, Wenn ich mir den Hass der Pax-Christi-Leute in Bezug zu Israel ansehe,, die Verlautbarungen von Bischöfen zum Gazastreifen als „KZ“, die Boycottinitiativen christlicher Gruppen gegen israelische Waren sehe ich würdige Nachfolger Luthers.

    Auf der anderen Seite gibt es besonders unter den Freikirchen sehr viele Unterstützer der lebenden Juden und ihres Staates. Das mag zwar nicht im Sinne Luthers sein, aber sicher im Sinne des Juden Jesus.

  8. Das Kapitel ist düster, aber zum Glück inzwischen weitgehend aufgearbeitet, auch von den evangelischen Landeskirchen. Dass allerdings Christen in Deutschland aktuell Israel wirtschaftlich boykottieren, scheint mir eine krasse Ausnahme zu sein. Ich persönlich kenne niemanden, der das macht.

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