Immer für eine Überraschung gut, so oder so, ist der amerikanische TV-Prediger Pat Robertson. Nun hat er Anhänger wie Kritiker mit der unmissverständlichen Aussage verblüfft, die Erde sei keine 6.000 Jahre alt – diese Behauptung hielt sich lange in christlich-fundamentalistischen Kreisen.
Und auch der Grund für den Meinungsumschwung wird deutlich: Wer Sachen behauptet, die wissenschaftlich widerlegt sind, der verliert die nachfolgende Generation, konstatiert Robertson kurz und bündig. Und tatsächlich haben die konservativen Evangelikalen in den USA ein gravierendes Nachwuchsproblem.
Das Spannende an dieser Sache ist, dass es hinter allem irritierenden Dogmatismus einen noch robusteren Pragmatismus gibt. Der schlägt vielleicht erst spät zu, aber dann setzt er sich durch. Bevor der Glaube ausstirbt, wird er halt doch modernisiert. Ein bisschen wenigstens. Vom Kreationismus dürfte sich Robertson damit noch nicht unbedingt verabschiedet haben. Aber seine Nachfolger erledigen das dann vielleicht demnächst.
Der ernüchternde Aspekt bleibt freilich der: So lange diese Jungs Oberwasser hatten, haben sie alles Störende abgeblockt. Wenn sie nun geschwächt sind, werden sie umgänglich – ein allzu menschlicher Mechanismus, der nicht auf bestimmte theologische Richtungen beschränkt sein muss.
Es ist doch so einfach. Als Jesus Wasser in Wein verwandelt hat, wurde aus Wasser ein gereifter Wein. Könnte Gott nicht auch eine „reife, alte“ Welt geschaffen haben. Wieso verläßt man sich auf menschliche Weisheit und nicht auf Gottes Aussagen. Die menschliche Weisheit ist nicht nur richtig, sondern auch falsch, was die vielen Fehler in der Evolutionstheorie (!) angehen. Aber die das behaupten sind ja alles böse Fundamentalisten.
@Thomas: Wer hat denn je behauptet, die Evolutionstheorie sei makellos? Und wann und wo hat sich Gott denn in deinem Sinne vernehmbar zum exakten Alter der Erde geäußert?
Die Frage ist doch nicht, ob Gott das getan haben könnte, zum Spaß ein paar Fossilien verbuddelt und all das, sondern ob er es tatsächlich getan hat und warum es das tun sollte – eine Art Stone Washed Erde im Antik-Look produzieren? Ich finde die Idee ehrlich gesagt noch viel seltsamer als den Gedanken, den Du damit zu retten versuchst. Vor allem führt die Verwendung des Begriffs „Reife“, der ja einen immanenten Prozess beschreibt, alle Zeitvorstellungen ad absurdum. Instant-Reife ist eben keine „Reife“, sondern diese Erde wäre ein künstliches Fertigprodukt. Nebenbei wäre auf keine Datierung mehr Verlass, wenn man immer damit rechnen muss, dass Gott kurz mal auf den FastForward Knopf drückt.
Fundamentalisten sind im übrigen nicht böse (wo hast Du denn das bloß her?), sie halten zwar oft alle möglichen anderen Leute für böse (was Fragen aufwirft nach ihrem Seelenleben), und sie sitzen (wie viele, oft auch sehr intelligente Menschen) einem hartnäckigen und bedauerlichen Selbstbetrug auf, weil sie Gott mit einem Buch verwechseln, dem sie nun etwas verzweifelt Vollkommenheit in jeder Hinsicht attestieren müssen. Wie man hier ganz wunderbar sieht: Man stellt eine unhaltbare Behauptung auf (die Erde ist 6.000 Jahre alt) und muss zu deren „Untermauerung“ nun andere, ebenso aus der Luft gegriffene und völlig unlogische Postulate nachschieben – die klassische Lufthaken-Strategie. Das macht doch nur jemand, der unter einem gewaltigen inneren Druck steht, weil er aus Angst vor dem Zusammenbruch seines wackligen Weltbildes das Offensichtliche leugnen muss.
Und das Ganze nun auch noch als „einfach“ zu bezeichnen, dazu gehört schon viel Chuzpe.
@Peter: Vielen Dank für diesen Kommentar! Du sprichst mir damit aus der Seele!
Zum einen ist die Radiokarbon Methode fehlerhaft:
http://www.mehrvideos.de/shop/roger-liebi/wahrheit-oder-irrtum-memmingen
Die Fossilien sind während der Sintflut entstanden.
Die zusammenhängende biblische Chronologie läßt auf ein ungefähres Alter der Erde schließen.
http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=0&start=1&searchstring=biblische+Chronologie&author=173&language=0&category=0&mediatype=0&order=12&count=25&x=43&y=19
Jeder Mensch ist böse – egal ob Fundamentalist oder nicht. Es gibt nur einen vollkommen guten Menschen.
Das Gott mit einem Buch verwechselt wird ist eine Unterstellung, die nicht haltbar ist.
Die Bibel ist nicht „ein“ Buch. Sie ist „das“ Buch. Dieses Buch dient dazu, den Verfasser selber kennenzulernen. Diesen Zweck hat das Buch. Wer sein Buch verachtet, verachtet auch ihn selber:
Spr 13,13 Wer das Wort verachtet, der wird zugrundegehen; wer aber das Gebot fürchtet, der wird belohnt.
Die Methode der Lufthackenstrategie sehe ich eigentlich nur bei den Evolutionisten.
@Thomas: Das sind die Kommentare, wo ich mich immer frage, ob das alles nur Parodie ist, oder ob man wirklich ernsthaft solche Sachen glauben kann. Fällt mir einfach schwer.
@ Peter
Wie willst Du dann glauben, dass Dich der Geist Jesu Christi vom Toten auferwecken kann? Leider wurden wir alle zu stark durch eine falsche Theorie indoktriniert die bei jeder Natursendung, in der Schule und wissenschaftlichen Büchern bis zum Erbrechen wiederholt wird. Ich habe diese Dinge ehrlich geprüft und bin zur festen Überzeugung gekommen, dass jeder Satz der Bibel stimmt. Ich glaube nicht blind, sondern die erfüllte Prophetie in der Bibel bestätigte mir, dass dieses Buch stimmt.
Pat Robertson ist nicht der Maßstab. Auf das was er sagt, würde ich keinen Wert legen: http://distomos.blogspot.com/2012/11/pat-robertson-so-viele-von-uns.html
Danke Peter, dass du eine Entwicklung unter uns Christen auf den Punkt bringst: „Bevor der Glaube ausstirbt, wird er halt doch modernisiert.“
Das ist was überall passiert. Wo es keine wahre Nachfolge mehr gibt, werden Menschen einfach durch christliche Unterhaltung, eine Kindertaufe oder ähnlichem zu Mitgliedern der Kirchen erklärt…
Christen passen ihren Glauben der Umwelt an… Das kann nur falsch sein, weil Gott immer derselbe bleibt…
@Viktor J.: Robertson war noch nie der Maßstab, aber man kann an diesem Beispiel manche Dinge sehr schön ablesen.
Christen müssten ihren Glauben neuen Lebenserfahrungen und Situationen übrigens nur dann nicht anpassen, wenn sie darunter eine vollkommene Gotteserkenntnis verstehen würden (vgl. 1.Kor 13,9). Nachdem das nicht der Fall ist, passen sie ihn seit 2.000 Jahren ununterbrochen an (vgl. Joh 16,13).
Und wo sie dazu (aus Furcht, aus Faulheit oder warum auch immer) nicht mehr in der Lage sind, da befördern sie sich ins Abseits. Sie sind nicht mehr in der Lage, das Evangelium in eine sinnvolle Beziehung zum Leben in dieser Welt zu setzen und verraten damit ihren Auftrag. Das hat sogar Robertson bemerkt, wenn auch reichlich spät. Insofern hat sein Pragmatismus noch einen gesunden Kern. Den Dogmatismus dagegen, der aus Deinen (und Thomas‘) Zeilen spricht, finde ich viel bedenklicher.
Nennst du Menschen, die an unveränderliche Wahrheiten glauben Anhänger eines Dogmatismus?
Ich glaube, dass die Gotteserkenntnis in Jesus Christus erschienen ist. Wie er Gott offenbart hat, ist auch normativ für uns – oder nicht?
Darf ich meinen Glauben verändern nur weil die Umwelt es verlangt? z.B. die Popularwissenschaft etwas dazu widersprüchliches behauptet? Oder zur Zeit des Kommunismus? Oder zur Zeit der ersten Jünger? Dann wären sie Christus nicht nachgefolgt…
1Kor 13,9-10 macht deutlich, dass unsere Gotteserkenntnis und unser Wissen nicht vollkommen sind. Das gebe ich unumwunden zu. Ich werde Gott erst von Angesicht zu Angesicht erkennen, wenn ich vor ihm stehen werde.
Das bedeutet aber nicht, dass die Erkenntnis und die Wahrheit die die Jünger erkannt haben fehlerhaft oder unvollkommen ist – oder sich sogar verändert.
Deswegen wird die Gotteserkenntnis auch nicht seit 2000 Jahren angepasst. Wo sie angepasst wird, verschwindet christlicher Glaube. Wo man zurück zur wahren Gotteserkenntnis greift ist Reformation und Erneuerung.
Ich habe keine Angst mich vor den Menschen ins Abseits zu befördern. Das hat Jesus auch getan und es seinen Nachfolgern auf den Weg mitgegeben.
Das alles bedeutet für mich nicht, dass ich nicht versuche das Evangelium in Beziehung zu unserem Leben heute zu setzen. Natürlich versuche ich die gute alte Wahrheit in heutige Worte und Formen zu bringen.
Gerade diejenigen, die ihre Botschaft inhaltlich den Menschen anpassen, verraten ihren Auftrag (2Tim 4,3-4).
@Viktor J.: Na klar ist das Dogmatismus. Und 1.Kor 13 bedeutet genau das: Solche Reinheitsphantasien sind dem Evangelium unangemessen, weil sie suggerieren, dass Christen im Exklusivbesitz sämtlicher verfügbarer Wahrheit wären. Kein Wunder, dass man dann weder von der Wissenschaft noch von sonst jemandem noch etwas lernt.
Jesus hat sich ins Abseits befördert, weil er auf Menschen zugegangen ist und das damals herrschende Gottesbild und Verständnis der Bibel über den Haufen warf – und sich dabei mit den Mächtigen anlegte, denen eben solche Ab- und Ausgrenzungsmechanismen genutzt hatten.
Und die Reformation war keineswegs nur ein „Zurück“; auch der Pietismus hat den Glauben mächtig modernisiert. Hier noch sauber Form und Inhalt unterscheiden zu wollen, ist längst nicht mehr möglich. Nun muss man zwar längst nicht jede Veränderung für geglückt halten, man darf eben aber auch nicht jede Anpassung so verteufeln.
Ich sag´s Dir nochmal Peter. Das was ist glaube, ist kein blinder Glaube. Ich habe Gottes Wort geprüft und festgestellt, dass ich mich 100 Prozent darauf verlassen kann. Gott fordert übrigens auch jeden Bibelleser auf, sein Wort zu prüfen. Wenn man dagegen Dinge aus seinem Wort herausnimmt – Wo fängt man an und wo hört man auf? Ich kann mir doch nicht anmaßen, dass ich weiß wie die Welt entstanden ist. Keiner war dabei. Auch die Wissenschaftler nicht. Warum verläßt man sich nicht auf den, der sagt, wie er sie gemacht hat? Die Evolution ist immer noch eine Theorie (?), die soviel Löcher und Lücken hat, dass man nicht weiß wo vorne und hinten ist. Wie wär´s, wenn Du Dir mal einen Vortrag von John Lennox anhören oder ansehen würdest, oder von Werner Gitt. Die sind auch seriöse Wissenschaftler, aber glauben an eine Schöpfung. Glaub mir ich stelle keine Dogmen auf. Ich war mal katholisch und glaubte selber auch an die Evolutionstheorie. Die ganze Theorie ist Schwachsinn.
Schon gut, Thomas. Wiederholung macht’s nicht besser und was Du schreibst, spricht für sich.