Am vergangenen Sonntag hatte ich das Vergnügen (das war es wirklich), mit Michael Schalles aus der FeG Erlangen beim gemeinsamen Open Air Gottesdienst über eine der abgefahrensten Geschichten zu predigen, die ich in der Bibel kenne. Das Beste an der ganzen Predigt waren aber unsere Gespräche in der Vorbereitung. So viele spannende Details fanden ihren Weg gar nicht in die Predigt, die sich naturgemäß auf wenige griffige Punkte beschränken musste. Also werden wir hier das Gespräch noch einmal neu führen. Hier nun erst mal der Text („Einheiz-übersetzung“ ;-)) für alle, die es interessiert, geht es dann in dem Kommentaren weiter:
Als Elischa von der Krankheit befallen wurde, an der er sterben sollte, ging Joasch, der König von Israel, zu ihm hinab. Er weinte vor ihm und rief: Mein Vater, mein Vater! Wagen Israels und sein Lenker! Doch Elischa befahl ihm: Hol einen Bogen und Pfeile! Er holte sie herbei. Dann sagte Elischa zum König von Israel: Leg deine Hand auf den Bogen! Da legte er die Hand auf den Bogen, Elischa aber legte seine Hände auf die Hände des Königs. Hierauf sagte er: Öffne das Fenster nach Osten! Der König öffnete es und Elischa forderte ihn auf zu schießen. Als er abschoss, rief Elischa: Ein Siegespfeil vom Herrn, ein Siegespfeil gegen Aram. Du wirst Aram bei Afek vernichtend schlagen.
Weiter sagte er: Nimm die Pfeile! Als der König von Israel sie genommen hatte, befahl ihm Elischa, auf den Boden zu schlagen. Der König tat drei Schläge und hielt dann inne. Da wurde der Gottesmann unwillig über ihn und sagte: Du hättest fünf- oder sechsmal schlagen sollen; dann hättest du die Aramäer vernichtend geschlagen. Jetzt aber wirst du sie nur dreimal schlagen. (1. Kön 13,14-19)
Für mich war das am Sonntag auch ein großes Vergnügen, danke Peter! Und ich freue mich, dass auf diesem Wege vielleicht ein bisschen von dem Gespräch eingefangen werden kann, das mich richtig fasziniert hat.
Mich hat vor allem diese Zeichenhandlung fasziniert: Da schießt einer „zum Spaß“ aus dem Fenster und bekommt göttliche Hilfe fest zugesagt. Er schlägt auf den Boden und entscheidet damit über Triumph oder „nur“ eine gewonnene Schlacht. Ist doch verrückt, oder?
Und dann hat mich natürlich die Härte schockiert: Es gab keine Entschuldigung für Joasch, der nur halbherzig tat, was der Prophet sagte.
Übrigens: Prophet. Elischa ist ja ein besonderes Exemplar davon. Auch darüber lohnt es sich zu schreiben. Aber das vielleicht später.
Warum nicht kurz bei Elischa anfangen: Er war tatsächlich eine Art Wunderwaffe („Wagen und Lenker“), wenn man die Geschichten liest. Ein Mann, der wie James Bond (aber ohne Bond-Girls) allein einen Krieg entscheiden konnte und noch mehr. Und der natürliche Feind des Königs, wie alle echten Propheten. Denn es war klar, dass Elischa konnte, was der König gerne können würde: Sein Reich vor den Feindes Israels zu schützen. Der König konnte es nicht, weil er sich von den falschen Dingen abhängig gemacht hatte, und die Folgen dieser Abhängigkeit werden in dieser Geschichte schonungslos aufgedeckt.
Aber zurück zu den Zeichen: Soll das nur ein Spiel gewesen sein oder ist das die Interpretation im Licht der Spaßgesellschaft und Event-Kultur?
Schade, dass es nicht weitergeht…
Ja – ich warte noch auf Michael…