Mark Zuckerberg selbst wurde neulich irgendwo sinngemäß mit der Bemerkung zitiert, wer meine, seinen Facebook-Kontakte seien wirkliche Freunde, der wisse nicht, was der Begriff bedeutet. Aber auch an anderen Stellen entsteht durch die Eigendynamik sozialer Netze Verwirrung.
In den letzten Wochen habe ich bei mir einen wachsenden Widerwillen gegen Geburtstagsgrüße entdeckt. Es liegt einfach daran, dass die Pinnwand-Grüße so inflationäre in der Häufigkeit, zugleich aber so stereotyp in der Formulierung sind. Da gibt es die betont joviale Version {„burzeltach“), das „Happy Birthday“ (in der Hoffnung, das Englisch weniger banal klingt), die formal-fromme („Herzliche Glück- und Segenswünsche“, „Gottes reichen Segen“), moderat fromme („ich wünsch dir Gottes Segen…“) und salopp-fromme („fetten Segen“); man kann es sich auch ganz leicht machen und den „like“ Button unter einem der vielen anderen Einträge klicken.
Wenn man der achte oder dreizehnte Gratulant ist, scheint beides gleich einfallslos zu sein: Die Standard-Textbausteine der anderen wiederholen oder nur ein Daumen-hoch klicken. Bei all den Leuten, denen man im weiten „Freundes“-Kreis täglich vor den Augen hunderter anderer gratulieren könnte, nun lyrisch und originell zu werden, haut in der Praxis einfach nicht hin. Vielleicht sollte man sich eher drauf einigen, dass man sich wie in manchen Beziehungen nicht nur „nichts schenkt“, sondern auch auf Pinnwand-Glücwünsche verzichtet? Oder gibt es irgendeinen Filter, der die Glückwünsche nur für den Adressaten sichtbar macht?
Wenn ich sie nicht jeden Tag lese, sondern nur ab und an (an meinem eigenen Geburtstag und an mich adressiert), und dann vielleicht auf einer Karte – oder durchaus auch in einer Mail, die, weil nicht den Blicken anderer ausgesetzt, vielleicht noch ein paar persönlichere Worte zulässt –, dann brauche ich auch keine lyrische Innovation, dann freut mich sogar das Formelhafte und Schlichte wieder.
Volle Zustimmung! Ich hab mir fest vorgenommen: Geburtstags-Glückwünsche nur persönlich! Was durchaus auch per E-Mail geht.
Da gibt es einen einfachen Trick dagegen – einfach kein Geburtsdatum auf Facebook veröffentlichen (also dagegen, dass man die Grüße bekommt).
Es ist sowieso wesentlich schlauer nicht sein richtiges Geburtsdatum bei Facebook (oder einem anderen Onlinedienst) anzugeben. (Über Vorname und Geburtsdatum kann man jede Person ziemlich eindeutig identifizieren – da hilft nicht mal Heiraten oder Umziehen etwas)
Ciao!
Stefan
@Stefan: es sind ja die quasi täglichen Grüße an diesen und jenen, die die Inflation ausmachen, weniger die, die man selbst einmal im Jahr bekommt.
D’accord.
Ich habe auch noch nie verstanden, warum man private Botschaften an eine Person (wie beispielsweise eben Geburtstagsgrüße) bevorzugt auf deren Facebook-Pinnwand schreibt und nicht als Facebook-Nachricht (wenn es denn schon Facebook sein muss). Wird das bewusst gemacht oder ist das schlicht Unvermögen?