„Missionserfolge“

Ein Newsletter flattert in die Inbox und jemand berichtet von einem Afrika-Einsatz. Unter vielen anderen Erfolgsmeldungen lese ich dort:

Dieses junge Mädchen kam nach dem Morgenseminar nach vorne und bezeugte, dass Jesus während des Gottesdienstes zu ihr sprach, dass sie nicht mehr stehlen soll. „Ich war eine Diebin und war schon im Gefängnis dafür“, sagte sie. „Ich musste immer stehlen. Jetzt bin ich frei“.

Und denke mir: Wir alle wissen, wie leicht es ist, nach einer ergreifenden Predigt und in einer bewegten Veranstaltung sich zu guten Vorsätzen aufzuraffen. Manche davon sind tatsächlich von Dauer, aber längst nicht alle. Der Vorsatz allein ist noch kein Erfolg. Wenn das so wäre, sähe ganz Afrika anders aus. In Kapstadt hatte es jemand als „over-evangelized“ bezeichnet.

Ich wünsche der jungen Frau von Herzen, dass sie die Kraft hat und Unterstützer findet, das durchzuziehen. Wir können auch dankbar sein für den guten Vorsatz. „Jetzt bin ich frei“ scheint mir hier eher Ausdruck einer Hoffnung als Beschreibung eines Zustands zu sein. Man sollte ihn nicht im letzteren Sinn missverstehen.

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4 Antworten auf „„Missionserfolge““

  1. Natürlich nicht. Aber ob das wirklich so war, wissen wir in einem Jahr oder zwei. Auf solche Aufrufe positiv zu reagieren ist in manchen Kulturen ja auch eine Frage der Höflichkeit gegenüber einem wichtigen Gast, der so weit gereist ist.

  2. Bei dieser Art Erfolgsmeldungen habe ich oft das Gefühl, es geht gar nicht so sehr um die Menschen, von denen berichtet wird. Sondern eher um die Veranstalter (und damit auch die „Over-Evangelizer“), die mit Sucess-Stories ihre (außergewöhliche) Wirksamkeit und ihre Spenden-Würdigkeit unter Beweis stellen wollen. Die Menschen (Heilungs-Opfer) werden damit gnadenlos instrumentalisiert. – Ich wünsche der jungen Dame sehr, dass es für sie anders war/ist.

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