Gestern abend habe ich es endlich doch noch geschafft, in “Walk the Line” zu gehen. Die wilden Jahre von Johnny Cash sind mitreißend erzählt und es ist leicht nachzuvollziehen, dass der Film drei Golden Globes und Reese Witherspoon für ihre Rolle den Oskar bekam. Aber das ist ja nur das Vordergründige.
Mir hat gut gefallen, wie Johnny Cashs schwierige Lebensgeschichte (vor allem mit dem jähzornigen und verbitterten Vater) so dargestellt wurde, dass man ihn verstehen konnte. Gleichzeitig kam er aber nicht als “Opfer” weg, sondern man hätte ihm zwischendurch auch gern mal eine runtergehauen für seine Drogengeschichten und sein unverantwortliches Verhalten. Gut, dass ihn June vor dem totalen Absturz rettet und nach allen Irrwegen ein versöhnliches Ende steht. Nun würde mich interessieren, wie es weiterging. Vielleicht sollte ich mal in Steve Turners Cash-Biografie schauen.
“Ein Mann namens Cash. Die autorisierte Biografie” (Steve Turner)
Aber zurück zum Film. Eine der stärksten Szenen fand ich, als der von floskelhaften, halbherzig heruntergenudelten Gospelsongs gelangweilte Plattenproduzent zu ihm sagt, er solle sich vorstellen, er sei am Verbluten und könnte noch ein einziges Lied singen, das Gott und der Welt das ausdrückt, was er wirklich empfindet. Das war der Wendepunkt.
Ich glaube, die meisten von uns brauchen Leute, die ihnen ab und zu so eine Frage stellen.
Ich hab den Film auch erst letzte Woche gesehen und ähnlich empfunden wie du. Neben der von dir genannten gehörte für mich zu den stärksten Szenen, wie er auf den „Rat“ der Bosse seiner Plattenfirmen (er solle an seine christlichen Kunden denken, denen es sicher nicht gefiele, wenn er im Folsom Prison vor Verbrechern spiele) antwortete: „Dann sind es keine Christen.“
Ja – das war auch ein starker Satz. Sogar für das heutige Amerika.