… aber er ist einfach gut:
In der geistlichen Renaissance, die wie ich glaube im Entstehen ist, wird es nicht die Botschaft des Paulus sein, die die Herzen zusammenschweißt, wie in der Reformation und der wesley’schen Erweckung, sondern die menschliche Gestalt Jesu. Und unter den Lehren Jesu werden die Aussagen zur Gewaltlosigkeit und der Liebe zu den Feinden einen zentralen Raum einnehmen. Nicht weil sie wahrer wären als alle anderen, aber weil sie der einzige Weg sind, Unterdrückung zu überwinden ohne neue Unterdrückung zu schaffen.
Ich gebe zu bedenken, dass die entscheidende religiöse Frage heute nicht mehr die Frage der Reformation sein sollte, „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ sondern vielmehr „Wie finden wir Gott in unseren Feinden?“ Was die Schuld für Luther war, ist für uns der Feind geworden: der Stecken, der uns zu Gott treiben kann. Was oft eine reine Privatangelegenheit war – Rechtfertigung aus Gnade durch Glauben – ist in unserem Zeitalter so groß geworden, dass es die Welt umgreift. Wie John Stoner anmerkte, können wir uns vor unseren Feinden ebenso wenig retten wie vor unseren Sünden, aber Gottes erstaunliche Gnade rettet uns vor beidem.
Tatsächlich gibt es für unsere Zeit keinen anderen Weg zu Gott als durch unseren Feind, denn den Feind zu lieben ist zum Schlüssel geworden, sowohl für das Überleben der Menschheit im Atomzeitalter als auch für persönliche Veränderung. Heute müssen wir, mehr als je zuvor, uns dem Gott zuwenden, der die Sonne über den Bösen und den Guten aufgehen lässt, oder wir haben gar keine Sonnenaufgänge mehr.
Hallo Peter,
vielen Dank, dass Du die Wink-Zitate ins Netz stellst. So kurz wie sie sind, geben sie reichlich Stoff zum Nachdenken und Nach-Leben.
Mit der These, dass es entscheidend darauf ankommt, seine Feinde zu lieben, ist Wink meiner Meinung nach der Zeit (mindestens) einen Schritt voraus. Wir Christen sind doch oftmals noch nicht einmal in der Lage, einander zu lieben.
Du selbst gehst mit Christen, die auf dieser Website andere Meinungen vertreten als Du, sehr respektvoll um und hütest Dich vor pauschalen Verurteilungen. Die meisten Komentatoren folgen Deinem Beispiel. Das ist ausgespochen wohltuend, aber leider in christlichen Webforen nicht die Regel.
Nach meiner (zugegeben begrenzten) Erfahrung, sind wir auch im Gemeindealltag eher bereit zu kritisieren als aufzuerbauen und scheuen uns nicht, die Wahrheit zu sagen – vergessen aber, dass dies in Liebe geschehen sollte.
Nur die Christen, die man an ihrer Liebe zu ihren Mitchristen erkennt, sind reif, auch ihren Feinden mit Liebe zu begegnen.
@ skippy: Stimmt – es gibt vermutlich einige Christen, die andere Christen als ihre größten Feinde betrachten, weil deren Verhalten oder Ansichten sie (bzw. ihren Sinn für Ordnung) in Frage stellt. Daher dann auch die giftige Reaktion. In dem Fall wären Bruder- und Feindesliebe kurioserweise dasselbe.
Schon bemerkenswert wie kompakt und ‚zitierfähig‘ Wink seine Gedanken auf den Punkt bringt. Roger Ellis hat mich ‚damals‘ auf Wink aufmerksam gemacht. Ich fand und finde seine Sachen unglaublich inspirierend und herausfordernd. Für mich wirklich einer, der theologische Inhalte provozierend in die Nach-Moderne rettet. Mich wunderte schon damals, dass kaum etwas von ihm ins Deutsche übersetzt wurde? Wahrscheinlich ist er für die einen zu undogmatisch/’unliberal‘, für andere wiederum passt er nicht in das konservative/evangelikale Schema (sicher auch wegen seiner Veröffentlichungen zum Thema Homosexualität).
Auf alle Fälle mehr davon, dann muss man nicht immer die dicken Wälzer ausgraben. 🙂
@ Markus: das Irre ist, er hat hunderte von Seiten in dieser Klarheit und Dichte geschrieben. Die Wälzer kann man alle zwei Jahre wieder lesen…
Ich stimme dem nicht zu. Was wirklich notwendig ist, ist uns unseres ewigen Wesens bewusst zu werden und aus ihm zu leben. Da ist Feindesliebe eine Selbstverständlichkeit.
Es ist wirklich ein beeindruckender Artikel von Walter Wink.
Gewaltlosigkeit, Gütekraft, Unterdrückung überwinden ohne neue Unterdrückung zu schaffen.
Der Weg zum ewigen Wesen in uns.
Sonnenaufgänge für die ganze Menschheit.
Ein Zitat fällt mir dazu ein:
Wer auf den rechten Weg will, muss durchaus durch sich selbst hindurch! von Wilhelm Busch.
Feindesliebe braucht nicht wenig Selbstüberwindung, man muss den Nächsten so annehmen wie er ist und so wertschätzen.
Vielen Dank,
Namasthé (aus dem Indischen: Ich verneige mich vor dem göttlichen Licht in dir)