Es geht weiter in The Great Emergence: Phyllis Tickle greift über Karen Armstrong auf den Gedanken der Achsenzeit von Karl Jaspers zurück. In der Kirchengeschichte und der Geschichte Europas markiert sie vier Abschnitte, die jeweils damit enden, dass eine neue Kirchen- und Glaubensgestalt sich als Antwort auf veränderte gesellschaftliche Verhältnisse bildet. Die alte Kirche bis zum Konzil Chalcedon (und der Trennung von den orientalischen Christen) bzw. dem Untergang Roms, die Mönchskirche des frühen Mittelalters seit Leo d. Gr.und Benedikt von Nursia bis zum großen Schisma 1054, die westliche Kirche bis zur Reformation (die sich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts abzeichnet) und schließlich die Ära des Protestantismus.
Jedes Mal findet eine große Entrümpelung statt, in der die Frage nach Wahrheit und Autorität neu gestellt und nicht sofort beantwortet wird. In unseren Tagen geht die Vorherrschaft des Protestantismus zu Ende, der zusammen mit dem Kapitalismus, der Mittelschicht und den Nationalstaaten groß geworden war.
… es gibt einen guten Grund, warum so viele Kommentare über the great emergence (Anm.: ich lasse das unübersetzt) heute zuerst anmerken, dass sie charakterisiert und geprägt wurde von einem Bemühen um die Begrenzung oder gar der ausgesprochenen Ablehnung eines reinen Kapitalismus; vom Verlust der demographischen Basis des konservativen oder großkirchlichen Protestantismus; von der Erosion oder populärer Ablehnung der Werte der Mittelschicht und der Kernfamilie als konstituierenden Element der Gesellschaft; von der Verschiebung der ökonomischen Machtbasis weg vom Geld hin zur Information; und vom Abstieg des Nationalstaates und dem Aufkommen der Globalisierung. Natürlich ist das der Fall! Meine Güte, wir entrümpeln. Den Müll rauszubringen ist der erste Schritt zur Renovierung. (S. 52)
mir gefällt an ihrer darstellung dieser großen veränderungen auch, dass sie davon schreibt, dass keine der formen die zu einer dieser zeiten „überholt“ wurden aufgehört hat zu existieren, sondern, dass die jeweilige veränderung und „abspaltung“ auch dazu beigetragen hat, dass das vorher dagewesene befreit wird. dadurch entsteht neues und auch das vorher dagewesene erneuert sich (das hört sich jetzt sehr nach deinem vorherigen sehr guten titel „irgendwann erfrischt es jeden“ an 😉 )