Verschnaufpause

Heute musste man im Wald weder Wind- noch Schneebruch befürchten, also ging ich in der Nachmittagssonne eine Runde laufen. Die Forstverwaltung hat im Herbst ein paar neue Tümpel im Buckenhofer Forst angelegt, die sich nun zum ersten Mal überhaupt mit Wasser füllen. Der Februar 2020 war (so die Werte für Nürnberg, Erlangen hat noch etwas mehr Niederschlag abbekommen) 4,4 Grad zu warm, aber er brachte auch 267% der üblichen Regenmenge. Nach zwei sehr trockenen Jahren ist das ein bisschen Rückkehr zur Normalität (falls man davon überhaupt noch reden kann).

Photo by Gary Bendig on Unsplash

Ich stand eine Weile am Ufer und schaute zu, wie sich Himmel und Sonne still und friedlich im Wasser spiegelten. Ein Entenpärchen hatte den Ort entdeckt und sich auf dem Wasser niedergelassen.

Während ich da stand, merkte ich, dass ich mich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig über den Sonnenschein freuen konnte. Nach dem ausgiebigen Regen ist er erst einmal keine Bedrohung für die angeschlagene Vegetation. Und die Erinnerung an Staub und Hitze der beiden letzten Sommer ist auch ein bisschen verblasst.

Es war eine schöne Verschnaufpause. Und doch wird es wohl nur eine Pause bleiben, denn die Erhitzung des Planeten hat schon so dramatisch zugenommen. Zurückdrehen lässt sie sich nicht, bestenfalls verlangsamen. Nicht nur die Bolsonaros, Trumps und Morrisons dieser Welt, sondern auch die Scheuers, Lindners und Altmeiers, die Bleifüße, Kreuzfahrer und Vielflieger hierzulande und anderswo werden sich allerdings so leicht umstimmen lassen.

Als ich mich zuhause hinsetzte, las ich die folgenden Sätze zum Leben mit und nach dem Klimawandel. Sie klingen wie eine Anleitung für die Fastenzeit, allerdings mit einem Zeithorizont, der sieben Wochen weit überschreitet:

So trivial es klingt, es wird wichtig sein, zu lernen, mit dem Wenigen, knappen Lebensmitteln und beschränkten Mitteln des täglichen Bedarfs klarzukommen. Es wird darauf ankommen, einfachste Techniken zu beherrschen, mit denen unsere Vorfahren ihr Leben gemeistert haben, handwerkliche Fähigkeiten, Basis-Techniken des Überlebens, Hilfe in der Nachbarschaft, Zusammenhalt im Freundeskreis und in der Familie.

Jörg Friedrich in telepolis

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