Mein Problem mit dem Problem

Heute las ich in der Vorbereitung auf die Konfigruppe einen Vorschlag für einen Einstieg ins Gespräch, der ungefähr so aussah:

  • Wir malen einen großen Kreis in die Mitte und schreiben dort hinein, was in unserer Welt alles schief läuft bzw. nicht in Ordnung ist.
  • Dann überlegen wir, was man dagegen tun kann und schreiben das auf, außen herum.
  • Schließlich fragen wir, ob diese Maßnahmen denn wohl ausreichen würden, um die Probleme zu beheben

Die Antwort lautet selbstverständlich „nein“, und daher müssen wir dann auf das Thema Sünde und Erlösung zu sprechen kommen. Doch das Problem ist für mein Empfinden auf eine fatale Weise falsch gestellt. So, wie es hier aufgezogen wird, werden fast zwangsläufig „geistliche“ Lösungen gegen praktische und politische ausgespielt. Als ob es wichtiger wäre, dafür zu sorgen, dass Menschen Christen werden, statt den Armen zu helfen. Die alten Scheinalternativen lassen grüßen: Die einen beten, die anderen protestieren und reformieren…

Nicht unbedingt glaubwürdiger wird die „geistliche“ Lösung, wenn man sich eingesteht, dass sich viele reiche Christen um die Armen nicht allzu sehr sorgen und sich als Friedensstifter auch nicht gerade sehr profilieren. Rechtgläubigkeit per se führt leider keineswegs immer zu einem spürbar verbesserten Sozialverhalten. Manche sitzen im Kokon ihrer Subkultur, klagen über die böse Welt und warten auf die Entrückung – oder was auch immer.

Wenn schon, dann müsste die Frage doch lauten: Wenn wir wissen (und das tun wir ja, wenn auch nicht lückenlos und natürlich nicht über Nacht), wie wir die Erderwärmung begrenzen, Frieden fördern, Korruption eindämmen und den Hunger beenden könnten, warum tun wir es nicht einfach? Dann würde deutlich werden, dass eine Revolution der Herzen ebenso wichtig ist wie eine Revolution der Strukturen und Verhältnisse, aber keines von beiden ohne das andere bleiben darf. So wird ein Schuh draus.

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Dicht gemacht

Die russisch-orthodoxe Kirche will mit der EKD unter der Ratsvorsitzenden Margot Käßmann nicht zusammenarbeiten. Ganz überraschend kommt die Nachricht nicht, obwohl so mancher auf mehr Offenheit gehofft hat. Für die ökumenischen Beziehungen an der Basis ist das sicher schwierig. Aus evangelischer Sicht war das Verhältnis zu den Orthodoxen, die im nachkonstantinischen Zeitalter und einer pluralistischen Welt mehrheitlich noch nicht so ganz angekommen zu sein scheinen, nie ganz einfach.

Um so mehr wird es nun darauf ankommen, während der offiziell drohenden Eiszeit die persönlichen Freundschaften zwischen einzelnen Christen, Gemeinden vor Ort und unter den offiziellen Repräsentanten beider Seiten zu pflegen und die Gräben nicht größer werden zu lassen, als sie schon sind. Als Evangelische muten wir den Orthodoxen einiges zu. Wir müssen das vielleicht auch, aber dann müssen wir ihnen auch die Zeit und den Raum geben, sich daran zu reiben.

Also, wenn die „da oben“ dicht machen (wenigstens auf orthodoxer Seite), dann müssen wir hier unten uns etwas einfallen lassen, wie wir die Tür erst recht offen halten. Mal sehen, wann die nächste Gelegenheit dazu kommt.

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