„Werte wählen“ – nur wie?

Die evangelische Allianz hat unter „werte-waehlen.de“ eine Internetseite erstellt mit Fragen, die Christen den Kandidaten für die Bundestagswahl stellen können. Das ist vom Ansatz her schon mal gut gedacht und wird hoffentlich auch geschehen. Und trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass der Wertekatalog dort weniger penetranten Stallgeruch und Binnenperspektive gehabt hätte. Denn genau dies verraten die fünf Felder:

Es beginnt mit „Staat-Bürger-Medien“ – was man getrost als Reflex darauf verstehen kann, dass Evangelikale in der Öffentlichkeit – nach eigenem Dafürhalten zu Unrecht – einiges einstecken mussten und in die Fundi-Ecke gestellt wurden. Oder umgekehrt als Frage an die Politiker nach dem gesellschaftlichen Status und Schutz der eigenen (!) Bewegung.

Dann geht es weiter mit den Themen Glaube-Politik-Menschenrechte, wobei darunter hauptsächlich (insofern eine Fortsetzung von Punkt 1) Religionsfreiheit verhandelt wird. Frauenrechte etwa werden gar nicht explizit thematisiert. Weiter geht es zu den konservativen Standardthemen (3) Ehe und Familie und (4) Lebensschutz und als Punkt 5 taucht dann schließlich doch noch (als ein Punkt!) Armut und Reichtum (bei uns! – wo bleibt der Rest der Welt?) und Bewahrung der Schöpfung.

Wie soll ich es sagen… mein Verdacht ist, dass wenn Evangelikale in der ganzen Breite nur mal den Punkt 5 (Ökologie und globale wie lokale Gerechtigkeit) in seinen vielen, vielen Aspekten angehen würden, sich Fragen zu Punkt 1 und zum Teil auch 2 binnen kurzer Zeit erübrigen würden.

Vielleicht sollte mal jemand eine Website aufmachen, in der Politiker Fragen und Wünsche an Evangelikale aussprechen könnten?

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… und er lebt doch ?!?

Die Süddeutsche kommentiert die – zu erwartenden – Gerüchte, dass Michael Jackson lebt. Als Beweis werden verpixelte Handyfotos angeführt und irgendwelche Leute wollen ihn hier oder da gesehen haben. An sich nichts Neues, Elvis lebt ja auch angeblich.

Was unterscheidet nun diese Behauptungen von der Auferstehung Jesu, kann man fragen. Oder eher anders herum: Was für Gründe gibt es, in der neutestamentlichen Botschaft von Jesu Auferweckung nicht eine bloße Analogie zu einem Fankult zu sehen, der den Tod des King of Pop nicht wahr haben möchte?

Natürlich gibt es keine verschwommenen Pixel mit Jesus drauf (welches digitale Bild beweist neute noch irgend etwas anderes als die Existenz von Photoshop?), wir müssen also die Berichte selbst ansehen. Ein paar Unterschiede fallen dabei auf:

  • Michael Jackson wollen fast ausschließlich einzelne gesehen haben, während im NT in der Regel nicht nur eine Person dem Auferstandenen begegnet.
  • Während zweitens Jackson nach Ansicht der meisten, die ihn gesehen haben wollen, nie tot war (ganz analog ist ja nach islamischer Überlieferung auch nur eine Art Doppelgänger oder Attrappe Jesu hingerichtet worden), war sein Tod für alle Zeugen der Auferstehung nie in Zweifel gestanden.
  • Drittens wird von den „Zeugen“ der Grund für Michael Jacksons Fortleben im Motiv der Flucht gesucht: Vor den Fans, vor den Schulden etc. Er verfolgt eher selbstbezogene Ziele. Die Auferweckung Jesu trägt – wie sein Leben und sein Sterben – für Christen immer den Charakter des „für uns“. Der Auferstandene kommt von sich aus auf seine Jünger zu!
  • Viertens ist das „für uns“ im NT so umfassend verstanden wir kaum etwas: Während niemand annimmt, Michael Jacksons Weiterleben eröffnet ihm selbst – geschweige denn der ganzen Welt – neue Lebensperspektiven und die Hoffnung auf eine grundlegende Verwandlung der Verhältnisse in Politik, Ökosystemen, menschlichen Beziehungen und der inneren Harmonie jedes einzelnen, wird von Jesus genau das gesagt: Er ist der Erstgeborene der neuen Schöpfung – und wir ahnen erst, was das alles noch bedeuten wird.

Wäre (im Blick auf Jesus) das auch nur an einem einzigen Punkt anders gewesen damals, dann würden wir heute ebenso wenig darüber reden wie man in 200 (geschweige denn 2000) Jahren noch von Jacko sprechen wird. So aber lohnt es sich bis heute, der Frage nachzugehen, ob und wozu Jesus auferstanden ist.

Ach übrigens: der Mann mit dem Regenschirm ist natürlich Pan Tau – mit Perücke statt Melone.

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WiderSpruch des Tages

Es gibt diese seltsame Sehnsucht nach jemand, der führt – aber keine unangenehmen Entscheidungen treffen soll. Das blitzt immer mal wieder auf. Es gibt ein frei flottierendes Bedürfnis (…) nach autoritären, aber unverbindlichen Gesten. Ich finde das merkwürdig gerade bei Leuten, die von sich behaupten, nicht autoritär strukturiert zu sein.

Die scheidende Chefredakteurin Bascha Mika von der taz

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