Bilderbuch-Väter

Nächstes Wochenende hat mein Sohn das entscheidende Fußballspiel der Saison und ich hoffe, dass ich dabei sein kann. Es ist allerdings das erste Spiel, zu dem ich in diesem Jahr mitkomme. Und als ich daran dachte, fielen mir wieder etliche gehörte Reden und Predigten ein, in denen irgendwer bekannte, nie einen Sportwettkampf, Vorspiel oder Theaterauftritt des eigenen Nachwuchses verpasst zu haben.

Ich muss hier und heute bekennen: Ich habe das nicht geschafft und wüsste auch gar nicht, wie das gehen soll. Ich schaffe es oft nicht einmal, zu den Elternabenden zu gehen (Sprechstunden schon eher), weil meine Abendtermine schon drei Wochen oder länger vorher feststehen und die meisten Schuldirektoren der Meinung sind, man brauche solche Anlässe nur zehn Tage vorher anzukündigen (drei weitere Tage tragen die Kinder das Rundschreiben dann noch in der Büchertasche spazieren…) und alle Eltern stehen jubelnd auf der Matte, weil sie sich abends eh nur langweilen.

Ab und zu beschleichen mich aber auch Zweifel an der Wahrhaftigkeit dieser Aussagen über „immer“ und „nie“. Haben diese Väter eigentlich mehr als ein Kind? Bei zwei aktiven Fußballern mit je ein bis zwei Spielen pro Woche hat man ohnehin nur die Wahl, welches Spiel man sieht, zumal das auch noch mit einer halben bis ganzen Stunde Anreise verbunden sein kann. Vier bis fünf Stunden sind da schon mal weg. Pro Kind. Pro Wochenende. Wie machen die das?

Wie auch immer – auch wenn ich kein Soccer Dad bin, nächste Woche gehe ich mit und mache, was alle „guten“ Fußballeltern machen: Krach für die eigene Mannschaft, die Eltern der anderen Seite provozieren oder mich über sie aufregen, dem Schiedsrichter für einer möglichen Niederlage verantwortlich machen und für den hoffentlich überlegenen Sieg ein Eis ausgeben.

Share