Ich wollte die Worte nicht hören
die mich in die Freiheit stürzten.
Sackgassen können einladend wirken
wenn das Ende hinter der Kurve liegt.
Du siehst nur Blumen, Bäume und Häuser
eng wird es erst später.
Stehaufmönche
Die – relative – Ruhe der Osterferien macht es möglich: Ich fresse mich gerade durch David Boschs opus magnum mit dem doppeldeutigen Titel Transforming Mission. Beim etwas arg trockenen exegetischen Teil habe ich noch manches übersprungen, aber sein kirchengeschichtlicher Rückblick liest sich spannend und interessant. Gestern war ich beim Beitrag des mittelalterlichen Mönchtums. Ein Grund, warum es so eine prägende Kraft hatte, geht mir noch ganz besonders nach:
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Thomas Merton über Kontemplation
Kontemplation an sich kann keine neue Welt konstruieren. Kontemplation gibt dem Hungernden nichts zu Essen; sie zieht dem Nackten keine Kleider an … und bringt dem Sünder nicht zurück zu Frieden, Wahrheit und Einssein mit Gott.
Aber … ohne Kontemplation können wir die Bedeutsamkeit dieser Welt, in der wir handeln müssen, nicht verstehen. Ohne Kontemplation bleiben wir klein, begrenzt, vereinzelt; wir hängen uns an das Ungenügende, dauernd verhaftet mit unserer kleinen Gruppe und ihren Interessen, verlieren den Blick für Gerechtigkeit und Nächstenliebe, werden gepackt von momentanen Leidenschaften, und schließlich verraten wir Christus.
Ohne Kontemplation, ohne die innige, stille und heimliche Suche nach Wahrheit durch Liebe, verliert sich unser Handeln in der Welt und wird gefährlich.
Gefunden bei Good for Nothing.
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Bloggermythen
Blogger sind ungepflegte, übergewichtige Nerds, die an einer obskuren Gegenöffentlichkeit basteln und dabei ziemlich irrelevantes Zeug von sich geben. Das sind kurz gefasst die Mythen, die zu widerlegen der Bamberger Kommunikationswissenschaftler Jan Schmidt gestern beim Bloggerkongress re:publica 07 in Berlin antrat.
Bin ich erleichtert, dass wir nun von diesem Verdacht befreit sind! Warum die Klischees nicht stimmen und was A-List (nicht die von Mike…)und Long Tail ausmacht, das könnt Ihr hier lesen.
Retroluzzer
Constanze von Bullion schreibt in der SZ einen kurzen und witzigen Artikel darüber, wie Kinder aus ehemaligen Revolutionären plötzlich Konservative machen können. Nicht dass das schlecht wäre, es ist nur komisch:
In Kreuzberg, wo mal die Revolution daheim war, ist bürgerliche Besonnenheit eingekehrt. Macht nichts, denkt man, bisschen Konvention tut ja keinem weh. Bis man eine langjährige Kreuzbergerin trifft, ihr Freund hat mal in vorderster Front gegen das Establishment gekämpft. Heute sieht er sich leider nicht in der Lage, für die gemeinsame Tochter aufzukommen. Also arbeitet die Mutter pausenlos, plagt sich mit Schuldgefühlen, und wenn sie hört, dass sie stolz sein soll auf sich, bricht sie in Tränen aus. Sie wollte immer heiraten, gesteht sie dann, in Weiß, mit Ring und Orgel und allem.
Und es erinnert an Ken Wilbers These von der Vewechslung zwischen postkoventionellem Bewusstsein und präkonventionellem, narzisstischen Egoismus. So gesehen nämlich wäre die hier beschriebene Wendung ins Konventionelle kein Rückschritt ins Spießertum, sondern die einzige Chance, irgendwann einmal so etwas wie transformatorische Spiritualität zu erreichen. Aber ein bisschen komisch bleibt es trotzdem…
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Ostern: Exzentrisch Leben
Heute Morgen habe ich gelernt, dass der Stachel des Todes, von dem Paulus in 1.Kor 15,56 schreibt, im Griechischen Kentron heißt. Zunächst war das wohl ein Dorn an einem Stecken, eine Art Piekser, mit dem man müde Zugtiere im Gespann wieder in Bewegung setzte. So ist es hier auch gemeint: Der Tod und die Schatten, die er voraus wirft und die wir bewusster wahrnehmen – also Einsamkeit, Isolation, Streit und Hass, Krankheit und Gebrechlichkeit, Armut und so weiter – treibt uns zu allen möglichen Dingen. Wir fliehen von Natur aus vor allem was uns an unsere Endlichkeit erinnert. Oder es schlägt um in marode Todesverliebtheit, so wie sich manche Kidnapping-Opfer mit ihren Entführern und Peinigern innerlich einlassen und verbünden. Aber wir sind so oder so wie die Rinder vor dem Pflug eingespannt und dem ausgeliefert, der den Dorn in der Hand hat – ein ernüchterndes Bild menschlicher Existenz; es trifft aber die Gefühlslage vieler Menschen.
Von Kentron kommt auch unser Wort Zentrum: Man sticht mit dem Zirkel irgendwo ein uns zieht einen Kreis. Wenn Todverfallenheit nicht mehr das Zentrum unseres Lebens ist, wenn nicht mehr alles unerfüllt endlich und armselig beschränkt ist und unseren Lebenshunger nicht stillt, dann leben wir exzentrisch. Wir werden immer noch den Tod in allen seinen Formen bekämpfen und ihm Widerstand leisten – wie Jesus. Selbst da, wo der Kampf nach menschlichem Ermessen aussichtslos scheint und jede gute Tat nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Weil Ostern offenbart hat, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, können wir täglich viele kleine (und hin und wieder sogar manch große) exzentrische Anschläge der Liebe verüben und damit den Aufstand für das Leben weiterführen.
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Ware Erleuchtung
Simon hat eine kritische Diskussion über diesen Artikel von Christian Nürnberger gestartet, der auf etlichen Blogs zitiert wurde, und angekündigt, einen Beitrag zur Verhältnisbestimmung von Kirche und Management zu schreiben.
Ich will dem nicht vorgreifen, fand aber beim Nachlesen, dass es Nürnberger vielleicht doch mehr um einen anderen Aspekt ging. Niemand hat etwas gegen gutes Management in der Kirche, d.h. den verantwortlichen Umgang mit Kräften und Ressourcen (altmodisch: Haushalterschaft). Probleme macht höchstens, dass modernes Management in der Regel am Kriterium der Effizienz gemessen wird, und die ist im Reich Gottes manchmal ganz schwer zu definieren. Phil Vischer etwa hat dazu ein paar gute Gedanken auf Out of Ur: The false gospel of impact.
Nürnberger aber kritisiert, dass die Kirchen das Christentum als Wohlfühl-Religion vermarkten. Und damit legt er seinen Finger in eine schmerzhafte Wunde. Hier ein paar Kernsätze:
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Zu lange Beine?
Das Verhalten der gegenwärtigen US-Regierung geht deutlich hinaus über das übliche Maß an Selbstbetrug in einer Gesellschaft. Das Verdrehen der Wahrheit scheint das einzig konstante Verhaltensmuster der Bush-Administration zu sein: Heute konnte man überall lesen, dass der UN-Klimabericht auf Druck der USA und Chinas so frisiert wurde, dass die beiden Länder in einem besseren Licht dastehen – und sich damit vormachen können, sie müssten nichts unternehmen.
So, wie man es mit der Propaganda zur Legitimierung des Irak-Kriegs zuvor schon getan hatte und wie man das nach wie vor wider besseres Wissen fortsetzt. Der Schaden durch den Krieg ist längst unabsehbar, und das Verdrängen der Klimakatastrophe wird nun ebenso schwer wiegende Folgen haben – nur leider nicht mehr für die Verantwortlichen von heute. Das Ärgerliche: Die Beine dieser Lügen sind leider nicht kurz genug…
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Das eigentliche Rätsel von Ostern
Warum gibt es das eigentlich so selten in unseren Zeitungen, was Gerard Baker in der Times zu Ostern schreibt. Statt ( wie unsere Jungs alle) über die Lage des Jesusgrabes zu grübeln, zeigt er, wo das eigentliche Rätsel liegt:
Es reicht also nicht, wenn man glaubt, dass Christus nur ein guter Mensch war, ein Lehrer der Moral, das klassische Opfer eines grausamen Unrechts? Es geht nicht. Wie man es dreht und wendet, die Geschichte von Karfreitag verändert die Welt kein bisschen ohne die Auferstehung. Nicht nur, weil Jesus ohne sie nur ein weiterer Mensch wäre, der in einer verdorbenen Welt ungerecht behandelt wurde. Sondern weil es erst der Schock des leeren Grabes am Sonntagmorgen ist, der uns hilft zu verstehen, was sich am Freitag abgespielt hat.
Es bringt uns dazu, zu verstehen, dass alles Leiden und Sterben nicht das Ergebnis einer grauenvollen Verfolgung eines Menschen durch isolierte Gruppen von Juden oder Römern oder ehemaliger Freunde und Anhänger war. Sondern dass das Opfer ein Mensch war, der für die ganze Menschheit stand. Dass wir in diesem erschütternden Augenblick irdischen Leidens mit dem Schöpfer aller Dinge völlig vereint worden sind (…). Die Vorstellung, dass Gott selbst mit uns litt, damit wir alle gerettet werden können, ist der geheimnisvolle Kern der Geschichte, an die wir uns dieses Wochenende erinnern.
Erlösungsbedürftige Sprache
Da ich oft am Wortspielen und Kalauern bin, habe ich meine Frau heute rein um der Alliteration willen als “mütterliche Martina” bezeichnet (zu meiner Verteidigung: der erste Anlauf war “mutige Martina” und das stimmt auch). Jedenfalls: Sie hat ziemlich das Gesicht verzogen.
Ich habe es auch verstanden und mich (bzw. uns beide) gefragt, warum “mütterlich” so einen komischen Beigeschmack nach Glucke, Orangenhaut und Wollsocken hat. Hat es damit zu tun, dass (viele?, manche?, oder doch alle?) Männer oder inzwischen gar unsere ganze Gesellschaft Frauen in der zwiespältigen Perspektive Heilige/Hure sehen und Mütter in dieser Logik als gut, aber auch ziemlich langweilig erscheinen?
Wichtiger eigentlich noch – Sollte nicht jemand diesen Begriff mal erlösen? Und wie könnte das gehen?
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Bei der Northumbria Community (2): Worte, die mich tragen
Ein besonderes Erlebnis während der Tage im Norden waren die liturgischen Gebete. Sie geben dem Tag eine Struktur und einen Rhythmus, den ich kurz erklären muss, bevor ich zu dem komme, was es bei mir bewirkt hat: Das Morgengebet um 9:30 Uhr, das kurze Gebet mittags um 12:00 Uhr, das Abendgebet um 19:15 Uhr und die Compline um 21:30 Uhr. Bis auf die Compline (oder deutsch Komplet) haben die Gebete jeden Tag dieselbe Liturgie, und die alten Hasen sprechen sie auswendig. Immer ein anderes Mitglied der Gemeinschaft hat die Leitung, es gibt also keine Hierarchie. Manchmal werden die Texte auch gesungen – und da war für mich die Zeit zu kurz, um die Melodien zu lernen. Morgen- und Abendgebet enthalten mehrere Schriftlesungen und Meditationen. Letztere wiederholen sich monatlich, die Lesungen sind für jeden Tag des Jahres ausgesucht. Die meisten der rund 300 Mitglieder der Gemeinschaft leben verstreut und sind durch diese Form des Gebets verbunden – auch deshalb, weil morgens und abends für jeweils drei “Companions” gebetet wird, deren Namen aus einem kleinen Korb mit Zetteln gezogen werden.
“Celtic Daily Prayer” (Northumbria Community)
Viele Protestanten argwöhnen ja, dass man Liturgien und Riten irgendwann hirn- oder herzlos herunterleiert (was von beiden schlimmer ist, bestimmt dann die jeweilige Tradition, aus der man kommt – außer beim Singen von frommen Liedern, da ist es plötzlich ganz ok) . So, als sei das Leiern und Abschalten erstens unvermeidlich und zweitens eine Katastrophe. Meine Erfahrung war eine andere:
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Ist er nicht süß?
Nein, ich meine nicht Knut (und der wird auch nicht versteigert, wie die SZ zum 1. April witzelte). In New York hat der Künstler Cosimo Cavallaro unter dem Titel “My Sweet Lord” einen 1,80m großen Jesus aus Milchschokolade gegossen und sich damit bitterer Kritik der katholischen Kirche ausgesetzt, weil er auch noch anatomisch detailgetreu erscheint – nackt also. Mit Mohammed, so die Kritiker, hätte man das nie gewagt, im Ramadan schon gleich dreimal nicht. Stimmt wohl, aber haben wir nicht auch andere Standards von Freiheit und Toleranz?
Der künstlerische Leiter der Galerie in Manhattan hat inzwischen seinen Rücktritt angeboten. Warum eigentlich? Ich finde, es gibt nicht nur im buchstäblichen Sinn geschmacklosere Sachen. Und die Frage, ob Jesus nicht hier und da tatsächlich pappsüß stilisiert worden ist, ist doch berechtigt – gerade unter Christen.
Am Ende klagen nun auch noch die Erben von George Harrison? Der hatte für den gleichnamigen Song seinerzeit ja auch einen Prozess am Hals, allerdings weil es wohl ein Plagiat war.
Full House
Es ist so weit, wir sind als Familie wieder komplett. Gestern Abend haben wir Deborah in München vom Flieger abgeholt. Sie spricht nun fließend Cumbrian und ist darauf auch ungefähr so stolz wie Martina einst auf ihren dicken irischen Einschlag. Über Oxford-English rümpft sie nur die Nase.
Jetzt packt sie ihren Koffer aus und versucht, hier auch innerlich wieder zu landen – aber nicht zu sehr, schließlich hat sich durch drei Monate Ausland viel verändert. Wir sind jedenfalls froh, sie wieder zu haben – auch wenn uns bewusst geworden ist, dass auch das eine befristete Sache ist. Heute ist nebenbei unser 18. Hochzeitstag. Alles ist voller Erinnerungen, Träume und Hoffnungen bei solch einem mehrfachen Anlass. Und voll Dankbarkeit.
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Welcher Wein zu Ostern?
Die Nachricht passt in die beginnende Karwoche: Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern hat einen Deal mit Jacques‘ Wein Depot abgeschlossen. Künftig wird die Kette den Abendmahlswein für die lutherischen Gemeinden in Bayern liefern (Preise sind nicht bekannt, sollen aber sehr günstig sein). Im Gegenzug dazu sind die Gemeinden angehalten, in den Abkündigungen oder im Gemeindebrief bekannt zu geben, welchen Wein man zum Abendmahl reicht, am Karfreitag etwa einen 2005er Cabernet Sauvignon aus dem chilenischen Colchagua Valley.
Kritik kam indessen vom fränkischen Winzerverband. Dessen Vorsitzender Karl F. von Löwenstein sprach sich für den regionalen Einkauf von Wein aus. Unterstützung kam vom Bund Naturschutz, der bezweifelte, dass die Weine aus dem Sortiment von Jacques den ökologischen Standards genügen, auf die die Kirche bisher immer großen Wert gelegt hatte. Das Landeskirchenamt äußerte in einer Pressemitteilung Verständnis für die Sorgen, verwies aber auf die strengen Auswahlkriterien, die man mit Jaques‘ vereinbart habe, und die erheblichen Einsparungen, die diese Zusammenarbeit ermögliche. Zudem seien die Weine aus unterschiedlichen Ländern und Regionen auch ein Ausdruck der Universalität des christlichen Glaubens.
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