Reichlich verhoxrt

Matthias Horx gibt in einem Essay für die Welt Entwarnung: Die Klimakatastrophe wird gar keine. Schließlich sei der Mensch adaptionsfähig. Die Gattung wohlgemerkt, nicht das einzelne Exemplar. Von denen dürften einige auf der Strecke bleiben, aber das kümmert den Meister aller Trends nicht.

Die Megatrends nämlich sprechen in Horx‘ Sicht der Dinge eine andere Sprache – und zeigen anschaulich, was geschieht, wenn Evolution von wissenschaftlicher Hypothese zur ideologischen Weltanschauung mutiert: Der Mensch ist ein “Terraformer”, wie schon die Dinosaurier, und gehört zu dem Prozess der evolutionären Veränderung der Erde, der kein gut und böse kennt, nur die Notwendigkeit des Fortschritts. Dass sich der Mensch in diesem Prozess des Terraformens (wie die Dinos?) sein Grab schaufeln könnte, dass millionenhaftes menschliches Elend droht und einige andere Spezies auch auf der Strecke bleiben – scheinbar alles Peanuts.

Menschen können, sagt der “Optimist” Horx, den Wandel gestalten. Wir sehen allenthalben, wie gut das funktioniert. Für Horx scheint Gestaltung wie für George W. Bush zu bedeuten, im Zweifelsfall erst mal alles laufen zu lassen. Sonst hätte er diesen Essay kaum so geschrieben (gut, vielleicht fürchtet er auch, die Krisenstimmung könnte seinem neuen Buch schaden). Die Schäden für Deutschland werden aktuell auf 800 Milliarden Euro geschätzt, und darunter werden die Armen überall auf der Welt viel mehr leiden als gut situierte Erfolgsautoren. Ich jedenfalls finde diesen Optimismus zynisch, weil er die Reichen bevorzugt.

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Sennett (4): gesellschaftlicher Voyeurismus

Die Suche nach Intimität und der Rückzug ins Private haben mit einer ganz anderen Wahrnehmung des Fremden in unserer Kultur zu tun. In anderen Regionen der Welt werden Fremde auch heute noch neugierig beäugt und angesprochen, bei uns werden sie, vor allem in den Metropolen, wie Luft behandelt:

…um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in (…) westlichen Hauptstädten ein Verhaltensmuster, das sich von allem unterschied, was man hundert Jahre zuvor (…) gekannt hatte oder heutzutage im größten Teil der nichtwestlichen Welt kennt: Die Vorstellung, dass Fremde kein Recht hätten, miteinander zu sprechen, dass jedermann das öffentliche Recht auf einen unsichtbaren Schutzschirm besitze, das Recht, in Ruhe gelassen zu werden. Das öffentliche Leben wurde zu einer Sache des Beobachtens, der passiven Teilnahme, zu einer Art von Voyeurismus.

Die Ursachen dieser Haltung (Sennett stellt sie ausführlich dar, ich kann das hier leider nicht) kann man beschreibend nachvollziehen. Fremde sind zu Unberührbaren geworden. Wenn mich ein Fremder anspricht, habe ich (nicht ganz zu Unrecht) die Sorge, dass er mir entweder etwas verkaufen will oder ein – vorsichtig gesagt – leicht exzentrischer Typ ist.

Wenn wir nun ein Ideal christlicher Gemeinschaft haben, das auf Intimität fußt, dann führt das fast zwangsläufig dazu, dass Gemeinden Fremde offen oder unterschwellig abweisen. Und zwar mit der folgenden Logik:

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Blogstock – mein Wurf

Daniel hat mir den Ball – pardon: das Stöckchen – zugespielt, und fast hätte ich es nicht gemerkt. Fangen wir also mit den technischen Dingen an: Dank Thomas und WordPress kann ich mich darauf beschränken, alles ganz unkompliziert über ecto abzuwickeln. Das lässt mir Raum für Ideen, und um die geht es ja eigentlich.

Ideen – da gibt es vielfältige Quellen, aber nachdem es nicht sooo schrecklich originell ist, mache ich es kurz:

  • Analog: Bücher, die ich lese (meistens mehrere parallel, mehr Englisch als Deutsch)
  • Digital: Blogs und Nachrichten der online-Redaktionen großer Zeitungen und einiger Fernsehsender
  • Verbal: anregende Gespräche mit Freunden und Leuten aus der Gemeinde über dies und das
  • Real: kleine oder größere alltägliche Erlebnisse

Manche Posts sind auch “Abfallprodukte”, etwa wenn ich an einer Predigt oder einem Referat arbeite und dabei Dinge entdecke, die interessant sind, aber nicht zwingend zum Thema gehören. Oder wenn hinterher die Gedanken noch weiter laufen, nachdem alles schon gesagt ist.

Apropos Laufen: Viele Gedanken klären sich für mich auf einer Runde Joggen durch “meinen” Wald. Wenn ich heimkomme und abkühle, schreibe ich sie dann auf.

Immer wieder mal lese ich dann hier selbst nach und entwickle einen Gedanken weiter. Eine Art geistige Zwischenablage mit Suchfunktion.

Und weiter geht es mit Alex, Mike und Stephan. Ich hoffe, das überschneidet sich jetzt nicht mit anderen Stockwürfen 🙂

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