Seit einiger Zeit beschäftigen mich einige Gedanken aus Richard Sennetts Buch Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität. Seine These ist, dass das Private und Intime das Öffentliche (und damit Politik, soziale Verantwortung, Engagement und Gerechtigkeit) längst verdrängt hat. Tobias hat vor einiger Zeit darüber geschrieben.
Es wäre ein Wunder, wenn das nicht schon längst seinen Weg in die Kultur unserer Gemeinden gefunden hätte. Dies könnte zum Beispiel ein Hinweis sein:
Zum Narzissmus gehört zum Beispiel die bohrende Frage, was diese Person, dieses Ereignis “für mich bedeuten”. Diese Frage nach der “Relevanz” anderer Menschen oder äußerer Handlungen für die jeweilige Person wird immer wieder von Neuem gestellt, so dass die deutliche Wahrnehmung der Personen und Handlungen getrübt wird.
Irgendeiner Sache “da draußen” gestehen wir nur dann einen Wert zu, wenn sie eine Resonanz “hier drinnen” erzeugt. Wir reagieren kaum auf die Nachricht, dass eine Katastrophe oder ein Krieg Tausende das Leben gekostet hat, es sei denn, wir sehen grausige Bilder davon; aber wir können uns endlos Gedanken über das Privatleben unserer Stars machen (und schauen uns die hübschen Bilder dazu an). Wenn der Tsunami keine deutschen Touristen erwischt hätte, wären die Spenden kaum so hoch gewesen. Fürs Klima interessieren sich die Amerikaner erst richtig seit Katrina und wir, seit der Winter einen Bogen um uns macht.
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