20 years ago today…

Die im letzten Post genannte AfeM Tagung findet in Bad Liebenzell statt. Das letzte Mal war ich im Herbst 1987 dort, als Teil eines missionswissenschaftlichen Seminars der Uni Tübingen unter Leitung von – ach, ist ja egal, wer das war. Es war jedenfalls ein eindrückliches Erlebnis: Ich war einer der wenigen Nicht-Evangelikalen in der Runde und fing mir damit ziemlich intensive Diskussionen ein.

Das Seminar befasste sich mit Rockmusik, die in bewährter fromm-inquisitorischer Kausalkettenlogik von den Zaubertrommeln afrikanischer Schamanen abgeleitet wurde. Dabei sorgten angeblich die (bösen!) Geister für minimale Variationen des Beats, um mit dieser Art spirituellem Morsecode arglose Seelen in ihre Gewalt zu bringen. Meine Frage, wie das im Zeitalter von Drumcomputern noch gehen solle und ob nicht die Vermittlung afrikanischer Musik durch Gospel und Spirituals zu berücksichtigen sei, fielen auf taube Ohren. Rückblickend würde ich sagen, das war eine Form von astreinem theologischem Rassismus.

Zwanzig Jahre später sind solche Ansichten nur noch bei einer krassen Minderheit anzutreffen. Übrigens hatte damals gerade die Postmoderne begonnen, über die wir nun – 20 Jahre später – am gleichen Ort diskutieren. Was mich daran ermutigt, ist die konstruktive Ausrichtung – es wird eben nicht alles in Bausch und Bogen verurteilt. Was mich immer noch nachdenklich stimmt ist die Tatsache, dass wir diese Diskussion erst jetzt führen.

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4 Antworten auf „20 years ago today…“

  1. „zwanzig jahre später sind solche ansichten nur noch bei einer krassen minderheit anzutreffen“? das dachte ich auch. ich unterrichte gelegentlich bei einer fortbildung für krankenschwesterInnen. ein 23jähriger erzählte mir, dass er in einer gemeinde der landeskirche [!] wegen seines okkulten schlagzeugs gemobbt wurde. da kann man als vertreter der kirchlichen zunft die leute nur noch um vergebung bitte.

  2. Diese Ansichten sind noch längst nicht verschwunden, das ist glaube ich einfach nur eine Sache, in welchen Kreisen man sich bewegt…

  3. Ja, die Argumentationslinien des frommen Lagers waren nicht immer ganz stringent:
    1) „Weltliche“ Musik ist gefährlich und zu vermeiden; zu leicht schwappt die dahinterstehende Einstellung über die Lieder auf den Hörer über. Rockmusik hat einen unglaublichen Einfluss!
    2) Christliche Rockmusik ist undenkbar. Warum? Nun, kein Mensch versteht doch bei dem Lärm die Texte! Wie soll da etwas rüberkommen von der dahinter stehenden Lebenseinstellung der Musiker?

    Tja, entweder – oder. Was denn nun?

    Ulrich

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