Vor einer ganzen Weile schrieb ich hier über Joanna Macys ökologischem Narrativ der großen Wende, das sie in Active Hope: How to Face the Mess We’re in Without Going Crazy von zwei anderen populären Erzählungen unterscheidet, nämlich dem Business as Usual und der apokalyptischen Geschichte vom großen Crash, zwischen denen unsere Politik in der Regel oszilliert, im Merkelland mit starker Tendenz zum ersten.
Die Sache beschäftigte mich noch einmal beschäftigt, als ich diese Woche Frederick Buechners Telling The Truth. The Gospel as Tragedy, Comedy and Fairy Tale las. Für Buechner hat die Tragik, mit der es die Wahrheit über die Menschen und die Welt immer zu tun hat, mit dem Unvermeidlichen zu tun, während er die Komik mit dem Unerwarteten assoziiert. Das Märchen schließlich ist die wundersame Wandlung. Eine tiefere Dimension der Wirklichkeit kommt zum Vorschein, das wahre Wesen der Dinge enthüllt sich: Die Königin ist in Wirklichkeit eine Hexe, der Frosch in Wirklichkeit ein Prinz. Es wird keineswegs immer alles gut, schon gar nicht alles auf einmal, aber immer bricht die Hoffnung durch Finsternis und Resignation.
Die Parallele zwischen Märchen und dem Narrativ der Wende liegt auf der Hand. Man kann das Evangelium freilich kaum als „alles gut – weiter so“-Geschichte lesen. Man muss nur bis zum Magnificat blättern, um zu sehen, das der Status Quo (obwohl beliebt bei der kirchlichen Bürokratie) keine Option ist. Die apokalyptischen Elemente mit ihren Bildern von Krise, Untergang und schmerzhaften Geburtswehen hingegen sind, wie im Grunde die Tragik bei Buechner auch, nicht das letzte Wort, sondern das vorletzte. Allerdings eines, das ernst genommen werden will.
Der Dreiklang bei Buechner könnte Macys Narrativ noch mehr Tiefe geben: Unser aller Tragik ist ja nicht zu leugnen. Ebensowenig lässt sich das Lachen unterdrücken, wenn jemand beim Versuch, besonders würdevoll zu erscheinen, richtig albern aussieht, oder wenn der Underdog die Nase am Ende vorn hat.
Die Dimension des Märchens ist aber noch nicht im glücklichen Zufall erfüllt, sondern sie birgt in sich die Ahnung, dass solche Wendungen (so flüchtig und episodisch sie auch sein mögen) Zeichen sein könnten , in denen sich Größeres ankündigt: eine tiefere Magie. Die Tatsache, dass Märchen bis heute in praktisch allen Kulturen ungemein lebendig sind, könnte ihrerseits ein Zeichen dafür sein, dass sich darin mehr als bloß weltfremdes Wunschdenken oder Zweckoptimismus ausspricht.