Weisheit der Woche: klare Worte

Eugene Peterson äußert sich in einem Interview zum Krach um Rob Bell und dessen neues Buch Love Wins. Er hatte das Buch empfohlen, also kann man davon ausgehen, dass er zu den wenigen gehört, die es vorab tatsächlich gelesen haben. An die Adresse der empörten Kritiker und ihrer Vor-Urteile gerichtet sagt er dann ein paar klare Worte:

Luther said that we should read the entire Bible in terms of what drives toward Christ. Everything has to be interpreted through Christ. Well, if you do that, you’re going to end up with this religion of grace and forgiveness. The only people Jesus threatens are the Pharisees. But everybody else gets pretty generous treatment. There’s very little Christ, very little Jesus, in these people who are fighting Rob Bell.

Bitter: Wenn manche Leute auch nur von ferne an ein Thema wie „Allversöhnung“ erinnert werden, dann setzt alles versöhnliche Denken bei ihnen offenbar schlagartig aus. Das klingt dann alles sehr ungnädig, so als müsse man einen allzu „netten“ Gott damit kompensieren.

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3 Antworten auf „Weisheit der Woche: klare Worte“

  1. „The only people Jesus threatens are the Pharisees.“ Das ist eine sehr verkürzte Sicht. Die Diskussion von Jesus mit Pharisäern bewegt sich völlig innerhalb jüdischer Diskussionsstandards. Auch die polemischen Anteile sind in der innerpharisäischen Diskussion über Fehlformen und Auswüchse zu finden. Keiner der inner-jüdischen Bewegungen stand Jesus inhaltlich so nahe wie der pharisäischen. Der jüdische Religionswissenschaftler hat ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Jesus – ein gekreuzigter Pharisäer“, in dem er genau das belegt.

    Natürlich ist es verständlich, daß Christen die hebräische Bibel durch die Brille des NT lesen, dennoch ist es kein Schaden, wenn Christen wahrnehmen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt. Das trägt zur Horizonterweiterung bei. Wenn man Jesus als Juden wahrnimmt, dann gehört auch die jüdische Umwelt dazu, in der er gelebt hat. Sonst kommt es zu solchen Merkwüdigkeiten wie diversen „biblischen“ Kochbüchern, die in christlichen Verlagen erscheinen und völlig ausblenden, daß das „biblische Personal“ egal ob im ersten oder zweiten Testament – in der überwiegenden Mehrzahl Juden waren, die nach den jüdischen Speisegeboten gegessen haben. Da werden dann biblische Speisen erfunden, die weder damals noch heute ein Jude zu sich nehmen würde …

    1. @Iwe: Ich bin sicher, dass Peterson ein differenzierteres Verhältnis zum Judentum hat. Man kritisiert ja oft die am heftigsten, denen man am Nächsten steht, das sind die Pharisäer für Jesus. Ihn da zu ein bißchen zu vereinnahmen als Pharisäer geht etwas zu weit, denke ich. Neben Neusner würde ich da auch mal N.T. Wright lesen, jetzt auch auf Deutsch unter dem Titel „Das Neue Testament und das Volk Gottes“

  2. „Pinchas Lapide“ heißt er – der Religionswissenschaftler, der das Buch verfaßt hat. Und Jacob Neussner, der viel zur jüdischen Leben-Jesu-Forschung beigetragen hat, kommt in seinem Buch „ein Rabbi spricht mit Jesus“ zu ähnlichen Schlüssen.

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