Alltagsgebete (3): Blaulicht

Eine unregelmäßig wiederkehrende Situation in meinem Alltag ist das Geräusch des Martinshorns auf der Straße oder des Rettungshubschraubers im Anflug auf die Klinik. Eine dieser Unterbrechungen, die Anlass geben zum Gebet. Was hätten die alten Iren gesagt? Mein Stoßgebet fällt so aus:

Himmlischer Tröster und Beistand!
Blaulicht und Sirene ziehen vorüber
Rotoren schlagen gegen den Himmel.

Retter kämpfen um ein Leben,
die Zeit drängt
jeder Griff muss sitzen.

Schenke klare Köpfe,
beherztes Anpacken,
freie Bahn und Rettungsgassen.

Lass uns – Gaffer, Weggucker und Irritierte –
unsere Verwundbarkeit spüren
und sachte weitergehen.

Jemand weint.
Jemand hat Angst.
Jemand leidet Schmerzen.
Kyrie eleison.

unsplash-logowhoislimos


PS: Wer seine Kenntnisse in erster Hilfe auffrischen möchte, kann sich hier umschauen

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Zeitstaub

Legt man sich die Latte im geistlichen Leben zu hoch, dann ist damit gar nichts gewonnen. Madeleine Delbrêl plädiert für den entgegengesetzten Ansatz, und sie hat einen schönen Begriff dafür:

Manche setzen es sich in den Kopf, es genau wie die Ordensleute machen zu wollen; das führt aber dazu, überhaupt nichts zu tun, denn so etwas ist für uns Leute vom Volk praktisch unmöglich.

in das beschäftigtste, umtriebigste Leben dringen aber doch, wie feiner Staub, leere Zeitteilchen ein […] Wenn wir behaupten, Beten sei unmöglich, so müssen wir uns auf die Suche nach diesem Zeitstaub machen und ihn so, wie er ist, verwerten.

aus Deine Augen in unseren Augen: Die Mystik der Leute von der Straße, 103.

 

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