Wir haben einen einen 103-jährigen Pastor zu Gast, Rev. Bang, einen der ersten Missionare, der aus Korea entsandt wurde, und Dr. Choi (86 Jahre), der letzte Absolvent des Seminars in Pjöngjang und erste Missionar mit koreanischem Pass.
Rev. Bang rekapituliert die Frühphase der koreanischen Presbyterianer, die 1912 als Landesverband unabhängig von den USA wurden. Schon früh und noch unter japanischer Besatzung wurde das Bedürfnis spürbar, Missionare nach China zu senden, in Anerkennung der Tatsache, dass man von dort einst die konfuzianische Ethik übernommen hatte. China hingegen betrachtete sich damals als den Nabel der Welt und Korea als den etwas zurückgebliebenen Nachbarn. Und wer Christ wurde, konnte kein richtiger Chinese mehr sein.
Ein chinesischer Kirchenverband entstand in der Heimatregion von Konfuzius‘ und Laotse. Erst in den 50er-Jahren wurden die Missionare ausgewiesen. Rev. Bang gehörte dazu – einer von 5 ausländischen Missionaren, die nach 1937 nicht von Chinesen und Japanern vertrieben worden war. Er überdauerte dort zehn verschiedene Regierungen.
Zwar hatten auch die Japaner geschlossene Kirchen in den eroberten Gebieten wieder geöffnet und sogar Missionare nach gesandt, aber die trugen Militäruniformen. Den Koreaner Bang betrachteten sie als einen der ihren, aber der lehnte ab, weil er sich als Chinese fühlte. Nach neun Jahren unter kommunistischer Herrschaft ging Bang nach Hongkong und schließlich nach Korea zurück, wo er Missionsdirektor der General Assembly der Presbyterianer wurde. Deren Ziel ist es, bis 2020 eine Million Missionare entsandt zu haben.
Dr. Choi wurde 1926 geboren, seine Familie zog 1928 in die Mandschurei. Schulsprache dort war Japanisch, neben Koreanisch und Chinesisch spricht er noch Thai und Englisch, er fühlt sich als Sprachwaise, sagt er. Von Anfang an war die Kirche missionarisch und sie vereinte ganz verschiedene Völker und Kulturen. Dieses Verständnis wurde von Zinzendorf neu belebt, und die koreanische Kirche setzt diese Tradition fort.
Denn als Korea Missionare entsandte, kamen diese aus dem globalen Abseits, einem armen und schwer geschundenen Land, das (wie die Juden im ersten Jahrhundert) Mission trotzdem als seine Aufgabe begriff. Sie repräsentierten keine Kolonialherrschaft und keine Weltmacht. Choi arrangierte Radiosendungen nach China, in denen die Bibel vorgelesen wurde, so dass man mitschrieben konnte. 1985 eröffnete er (mit US-Pass) eine Druckerei in Nanjing, in der Millionen Bibeln gedruckt wurden.
Die beiden alten Herren strahlen immer noch eine große Begeisterung aus und wirken kein bisschen müde. Ab und zu stehen Pensionäre ihre Nachfolgern ja eher im Weg, aber diese beiden sind immer noch ganz aktiv dabei, Jüngere zu fördern und aufzubauen. Koreanische Missionare findet man heute in 180 Ländern in der Welt. Sie sind der Meinung, das Evangelium ist eine globale Aufgabe, die Christenheit nicht etwa auf bestimmte Kulturen und Regionen beschränkt.
Schließlich läuft ein Film über den Koreakrieg, mit dem (wenigstens für deutsche Ohren leicht pathetisch klingenden) Titel Heroes Forever. Junge Koreaner werden mit den historischen Ereignissen des „vergessenen Krieges“ vertraut gemacht. Den Trailer gibt’s hier:
Die Koreanische Kirchengeschichte ist wirklich sehr interessant und sehr einzigartig. Zur jüngsten koreanischen Missionsbewegung:
Es ist schon interessant, dass obwohl, wie du sagst, die koreanischen Christen keine Kolonialmacht repräsentieren, nicht wenige Missionare wie Kolonialherren auftreten. Das ist international auf den „Feldern“ nicht unbekannt. Deswegern teile ich nicht ganz deinen Enthusiasmus (wenn ich es recht zwischen den Zeilen verstanden habe) über die Schwemme koreanischer Missionare, die sich über die Welt ergießt.
@Gerri: Nein, keine Spur von Enthusiasmus meinerseits. Ich denke, man muss das einerseits erst einmal würdigen, was hier geschehen ist. Dann aber muss man auch feststellen, dass die kirchliche Mehrheitskultur in Korea für uns Deutsche und viele Europäer schwer verdaulich ist. Nachmachen lässt sich das schon gar nicht.