Kunstnamen-Kinder

In einem Gespräch gestern kamen wir darauf, dass sich bei Kindern (besonders Mädchen) in letzter Zeit Namen häufen, die irgendwie so klingen, als hätte sie ein Kosmetik- oder Autokonzern erfunden: Sie lehnen sich an scheinbar vertraute Namen an, aber irgendwo hat man einen Buchstaben oder eine Silbe ausgetauscht oder hineingemogelt und – schwupps – war ein neuer Name geboren.

Ist das die Suche nach mehr Individualität in der Massengesellschaft? Will man keine Copyrights verletzen? Schwierig wird es dann zum Beispiel für Lehrer, die sich die feinen Unterschiede merken müssen. Ich weiß schon, jetzt müsste ich eigentlich Beispiele nennen. Aber ich will es mir ja mit den Eltern nicht verderben.

Wer sich auch ohne Nennung schon auf den Schlips getreten fühlt: Schiebt es darauf, dass jemand mit so einem Allerweltsnamen wie ich durch solche Posts seine Komplexe verarbeitet 😉

Zum Staunen, Schmunzeln oder Nachmachen hier die Vornamen der Woche für aktuelle Babys:

Babynamen der Woche:
Änna Katrina * Ashley Evelyn * Frederik Maximilian * Deike * Till Cedric * Marie-Isabel * Merle * Marissa * Lina Leonie * Maybritt * Tobias-Patrick * Tyler * Kiara-Melina * Anna-Celina * Arthur Eduard * Sigrun * Till * Mika * Tobias * Hannah * Chantal * Ole * Lucienne * Michel * Max Linus

Zwillingspaar der Woche:
Jarah-Eefke und Noah Andrees

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Farbtupfer

Nach ein paar schönen Tagen hat der Herbst nun auf Grau geschaltet. Zeit, die Farben zu aktivieren, die ich als langjähriger Frederick-Leser über den Sommer am Ende der Welt gesammelt habe:

trepassezpointe du van
drachenploumanac'h

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OmU: Lobe den Herren

Wie verbindet man alt und neu? Ein Versuch, der allseits gut ankam, waren deutsche (!) Untertitel zum Allzeit-Klassiker “Lobe den Herren”, dessen gehaltvoller Originaltext vor allem bei der Zeile über “Abrahams Samen” regelmäßige Kicherstürme unter Konfirmanden hervorruft.

Bei Gelegenheit muss ich das Ding noch etwas optimieren, aber vielleicht macht es dem einen oder der anderen ja auch so Spaß und inspiriert, selbst kreativ zu werden.

Lobe Den Herren

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Spannendes Frauen-Fazit

In einem lesenswerten Artikel der SZ macht Cathrin Kahlweit sich Gedanken zum Scheitern von Angela Merkel in der Wahl, die sie zur ersten Kanzlerin Deutschlands hätte machen können. Ihre These: Die historische Chance hat sie verpasst, weil sie sich nicht bewusst genug als Frau zeigte und den potenziell zehnprozentigen Frauenbonus verschenkte – die Sympathien (in diesem Fall: Mitleid) erntete sie erst in der Niederlage, also zu spät.

Der Artikel schließt mit einer provozierenden Feststellung: “Alice Schwarzer hat mal, sinngemäß, den legendären Satz gesagt, die Gleichberechtigung sei erst dann vollendet, wenn eine Frau genauso doof sein dürfe wie ein Mann. Die Deutschen hatten am 18. September die Chance, eine Frau zu wählen, die von diesem Unterschied wenig hören wollte, sie wollte weder explizit Frau sein müssen noch doof sein dürfen.”

Mitreißende Frauenzimmer wie Katrina und Rita sorgen derzeit woanders für Wirbel als in Berlin. Inzwischen können wir uns wohl allmählich auf einen “Grand ohne zwei” einstellen, um es mal in Schröder-naher Kartenspieler-Sprache zu sagen. Zwei Buben natürlich…

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Dank Kummer besser drauf?

In einer Flughafenbuchhandlung in Köln habe ich in der überbordenden Selbsthilfeecke den Titel “Ab heute besser drauf” entdeckt.

Der Autor heißt witzigerweise Peter Kummer. Vielleicht hätte das Buch doch lieber Peter Lustig schreiben sollen?

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Geist und Gemeinde

Bei Michael Welker (Gottes Geist: Theologie des Heiligen Geistes) habe ich heute den folgenden – auf das Wirken Jesu bezogenen – Satz gelesen:

Erkennbar wird eine Kraft, die einseitige, monozentrische, einlinige, gut reproduktionsfähige, schnell übertragbare, bequem anschlussfähige Machtformen in Frage stellt und aufhebt. Erkennbar wird, dass dieser Geistträger in eine unübersehbare Fülle und vielfältige Konkretheit individuellen Lebens und Leidens hineinwirkt. Aus dieser Fülle soll die geistgewirkte Kraft des Zeugnisses ausstrahlen.

Wenn man das mal auf die populären Modelle kirchlich-institutioneller, vereinheitlichender Strukturen und Konzepte von Gemeindeaufbau und -gründung bedenkt (die gelegentlich an das Franchise-Prinzip erinnern oder gar wie ein Strukturvertrieb im Schneeballsystem gedacht sind und mit – zumindest theoretisch – exponentialen Wachstumskurven locken), dann wirft das allerhand Fragen auf. Da könnte Gottes Geist tatsächlich zum massiven Störfaktor werden?

Es geht ja nicht in erster Linie Fragen der Machbarkeit, also ob so etwas funktioniert (das tut es nicht immer, aber immer wieder…), sondern ob sich in solchen Ansätzen Gottes Geist am Werk zeigt und ob sich Gott in ihnen offenbart. Dass die Alternative zu einer solchen regulierten Ordnung Chaos hieße, ist eine typisch deutsche Befürchtung…

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Alles im Fluss

Seit dem unerwarteten Wahlausgang werden plötzlich Lösungen diskutiert, die noch Stunden zuvor völlig undenkbar waren. Mal ganz abgesehen davon, wie die Jamaika-Debatte noch endet, finde ich das reizvoll und ein Gewinn für die ramponierte politische Kultur.

Vielleicht ist das ja die Botschaft der Stunde – nicht nur für die Politik: Denkt über ungewöhnliche Koalitionen nach, überwindet alte Frontstellungen und Vorurteile, lasst euch auf ein spannendes und anstrengendes Miteinander ein, denn es geht um die gemeinsame Zukunft und nicht die eigene Bequemlichkeit oder Überlegenheit. Sucht das Gemeinsame und das Verbindende, statt endlos auf den Unterschieden herumzureiten.

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Benebelt?

Meine Tochter kam eben aus der Schule mit interessanten Neuigkeiten: In der Geschichtsstunde haben sie die Wahl und die Berliner Runde besprochen und gerätselt, ob Gerhard Schröder gestern angetrunken war bei seinem Fernsehauftritt. Das wäre eine genial einfache Erklärung für sein seltsames Verhalten – Doris fand es offenbar “krawallig”, andere Kommentatoren peinlich. O-Ton Harald Schmidt: “Es ist erstaunlich, was so ein Mineralwasser auslösen kann!”

Ähnlich benebelte Assoziationen weckt der Ausdruck “Jamaika-Koalition”. Könnte die uns am Ende eine Reggae-ierung bescheren? Passen die Grünen in Angela Merkels Rasta oder steht wieder ein Frisurwechsel an? Warten wirs ab…

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Umkrempelnde Gedanken

Vincent Donovan gibt mir momentan mehr als genug Stoff zum Nachdenken, zum Beispiel mit diesen Gedanken, die vielleicht nicht so neu sind, aber in der Zuspitzung und der Frage der Umsetzung in konkrete Gemeindearbeit eine ganze Menge Fragen aufwerfen:

Nur in der Vermittlung eines nach außen gerichteten Christseins haben wir die Hoffnung, das Christentum zu erreichen. Ein nach innen gekehrtes Christsein ist eine gefährliche Imitation, eine irreführende Maskerade. Es ist gar kein Christentum.

Die Rettung der eigenen Seele, oder Selbst-Heiligung, oder Selbst-Vollendung, oder Selbst-Erfüllung mag sehr wohl das Ziel des Buddhismus oder der griechischen Philosophie oder der modernen Psychologie sein. Aber es ist nicht das Ziel des Christentums. Wenn jemand Christ wird, um Selbsterfüllung und Selbsterlösung zu finden, verrät und missversteht er das Christentum zutiefst.

Ich widerstehe jetzt der Versuchung zu kommentieren. Etwas weiter unten heißt es dann:

Auch jetzt noch ist es nur unser Kontakt zur heidnischen Welt, der Welt die nicht christlich ist, der uns ehrlich und uns selbst treu bleiben lässt.

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Auto-Alarmanlagen

Unweit meines Domizils befindet sich ein Parkhaus. In regelmäßigen Abständen und zu den unmöglichsten Zeiten hupt dort ein Auto (vielleicht auch mehr als eins) eine halbe Minute lang hektisch herum. Nachts (das Fenster im Schlafzimmer ist offen) freut mich das besonders. Heute ist das Vehikel besonders munter – es hupt schon zum vierten Mal.

Ich glaube, niemand in der Nachbarschaft nimmt das Gehupe noch ernst – der bekannte Abnutzungseffekt. Im Gegenteil, die meisten wären wohl recht froh, wenn das betreffende Fahrzeug endlich mal geklaut würde und Ruhe einkehrte. Haben die Hersteller von Auto-Alarmsystemen an diese Wirkung auch mal gedacht?

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Glaube auf Afrikanisch

Die folgende Geschichte von Vincent Donovan zeigt vielleicht etwas von der Schönheit, die ich im vorletzten Post erwähnt hatte. Gleichzeitig ein Anstoß für alle, die Narnia-Bücher wieder auszupacken, bevor im Dezember der Film in die Kinos kommt und uns vielleicht ebenso gute oder noch bessere Anknüpfungspunkte für ein Gespräch mit anderen Leuten bietet wie Mel Gibsons Passion Christi:

Monate später (…) saß ich und sprach mit einem Ältersten der Massai über die Qual von Glauben und Unglauben. (…) Er bedeutete mir, dass das Wort, das ich für ‚Glauben“ verwendet hatte, in ihrer Sprache kein befriedigender Begriff war. Es bedeutete wörtlich ‚zustimmen” Ich wusste selbst, dass dieses Wort ungenügend war. Er sagte, so zu “glauben” sei ähnlich wie ein weißer Jäger, der ein Tier mit seiner Flinte aus großer Entfernung erlegt. Nur seine Augen und Finger waren daran beteiligt. Wir sollten ein anderes Wort finden. Er sagte, wenn ein Mann wirklich glaubt, dann ist das wie ein Löwe, der seiner Beute nachstellt. Seine Nase und Ohren erhaschen die Beute. Seine Beine geben ihm das Tempo, um sie zu fangen. Die ganze Kraft seines Körpers legt er in den tödlichen Sprung und den einen Schlag mit der Vorderpfote ins Genick, der eigentlich zum Tod führt. Und wenn das Tier zusammenbricht, schließt der Löwe es in seine Arme (…), zieht es an sich und verleibt es sich ein. So tötet ein Löwe. So glaubt ein Mann. Das ist Glaube.

„Glaube auf Afrikanisch“ weiterlesen

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Blogs lesen zahlt sich aus

Letzte Woche bekam ich eine Mail, in der ein – kostenpflichtiger – christlicher Nachrichten- und Infodienst angeboten wurde. Ich habe mal in das Testexemplar hineingeschaut und festgestellt, dass man einfach ein paar gute Blogs regelmäßig lesen muss, um mindestens so up to date zu sein wie die Autoren, die vermutlich auch nichts anderes machen. Ich habe wenigstens kaum Neues darin entdeckt, was nicht auch schon (etwas weniger ideologisch frisiert) z.B. bei Andrew Jones stand.

Schon wieder Geld gespart 😉

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“Harter Boden” wird fruchtbar

Eines der Bücher, die mich im Urlaub beschäftigt haben, ist Vincent Donovans “Christianity Rediscovered”. Pater Donovan ging in den 70ern ins heutige Tansania und stellt dort den Bankrott der traditionellen Missionsarbeit fest.

Dann macht er sich auf zu den Massai und spricht mit ihnen ein ganzes Jahr über den christlichen Glauben. Die anderen Missionare hatten alle gesagt, das sei nicht möglich. Als Resultat entsteht eine Kirche unter den Massai, die ihre ganz eigene Schönheit besitzt (mir fällt kein besseres Wort ein, es ist einfach schön zu lesen).

Das andere Wunder ist, dass Donovan das Evangelium selbst neu entdeckt, frei vom kulturellen Ballast westlicher Kirchentümer und frei von der extrem individualistischen Weltsicht unserer Zivilisation.

Donovan spart nicht mit leidenschaftlicher Kritik am katholischen Traditionalismus, Kirchen- und Amtsverständnis, bleibt aber seiner Kirche gegenüber loyal, indem er sich nicht einfach über Regeln und Strukturen hinwegsetzt. Aber auch für Protestanten hat er ein paar kräftige Denkanstöße auf Lager.

Für alle, die heute scheinbar Unmögliches wagen wollen, eine gewinnbringende Lektüre.

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Langweilige Ewigkeit?

Bei einem Spaziergang am äußersten Westzipfel Frankreichs gestern haben wir über die Frage nachgedacht, ob es in der Ewigkeit nicht langweilig werden würde. Ich denke, das wird es sicher nicht, sondern wir haben eine Menge spannender Dinge zu tun. Es beginnt damit, dass die Bibel (wenn man sie nicht durch die neuplatonische Brille liest) glasklar sagt, dass sich “der Himmel” auf der Erde und nicht im Äther abspielt. Ich könnte mir vorstellen, dass Gott uns wieder als Gärtner einstellt und wir alles wieder ins Lot bringen, was die Menschheit in der Schöpfung so zerstört hat über die Jahrhunderte, besonders im letzten. Finistere – das „Ende der Welt“ (in Wirklichkeit nur das Ende Frankreichs…) bietet genug Natur, um sich das vorzustellen: Nachts hörte man ein Käuzchen und der Sternenhimmel war so klar wie er in der Stadt nie ist.

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Aber es geht ja nicht nur um Natur, sondern auch um Kultur:
„Langweilige Ewigkeit?“ weiterlesen

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Dreht der Wind?

Vielleicht das sinnenfälligste Symbol für einen möglichen Klimawechsel im Land ist das Poster von Benedikt XVI, das ausgerechnet Bravo diese Woche brachte.

Dass der Weltjugendtag und der Papstbesuch so für Furore im Land sorgt, hat sicher vielfältige Ursachen, die in den Medien diskutiert werden. Sogar in den Nürnberger Nachrichten, die generell nur sehr nüchtern, kritisch und distanziert zu Glaubensfragen Stellung nahmen, kommen inzwischen andere Töne: “Angesichts solch bedrohlicher Perspektiven (Anm.: Jobkrise, Terror, Klima, Globalisierung) suchen viele einen Halt, der über bloße Tageswahrheiten hinausgeht. Der christliche Glaube bietet ihn, auch wenn das über lange Zeit bei der Jugend nicht angesagt war. Auch wenn viele lieber die Antworten in östlichen Weisheitslehren, obskuren Sekten oder in der Verleugnung aller Transzendenz suchten.” (Kommentar vom 19.08.2005)

Eins hat mich dabei beschäftigt: Jenseits von euphorischer (Selbst-) Inzenierung, Pop-Kult um den Papst und was noch alles als “Erklärung” ins Feld geführt wird – könnte der Stimmungswandel nicht auch damit zu tun haben, dass auf diesem Weltjugendtag (und nicht nur da…) gebetet wird?

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