Mein Jesus – dein Jesus?

Neulich habe ich Der wilde Messias von Frost und Hirsch zur Hand genommen. Zu Beginn werden dort verschiedene Jesusbilder kritisiert, als Projektionen „entlarvt“ und für diverse Missstände in den Kirchen verantwortlich gemacht.

So weit, so gut. Aber dann habe ich eine Antwort auf die Frage vermisst,

  • ob solche Projektionen unvermeidlich sind (und der Jesus, der im Folgenden – in normativer Absicht! – beschrieben wird, das Abziehbild eines australischen Gemeindegründers im 21. Jahrhundert wird)
  • oder welche nachvollziehbaren Methoden der Rekonstruktion (um nichts anderes geht es ja) man anwenden muss, um eben dies zu vermeiden.

In den nächsten Wochen werde ich weiterlesen und die Antwort hoffentlich noch finden. Sonst wäre das Buch wohl eher – wie das Cover vermuten lässt – eine romantisierende Jesulogie als ein weiterführender Beitrag zur christologischen Debatte.

Nachtrag: Ein möglicher Ansatz wäre, interkulturell zu arbeiten. Was sehen Menschen aus anderen Kulturkreisen (und damit meine ich nicht so sehr hiesige „Szene“ oder Subkulturen) in Jesus, was kann ich von ihnen lernen – und was besser nicht?

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4 Antworten auf „Mein Jesus – dein Jesus?“

  1. Hallo Peter!
    Habe beim Lesen des Buches ähnliches vermißt bzw. ähnlich gedacht. Insgesamt empfand ich viele Stelle als recht redundant, besonders dann, wenn man vorher schon andere Bücher von Hirsch bzw. Hirsch und Frost gelesen hat. Die Frage, die mir allerdings kommt, ist: Wollen die beiden denn überhaupt auf dieser (eher wissenschaftlichen) Ebene schreiben? Ich habe gerade bei diesem christologischen Buch das Gefühl, daß es eher um eine Darstellung ihrer Position geht – mit (in)direkten Verweisen auf z.B. N.T. Wright u.a. -, um dann zur Ekklesiologie zu kommen. Hab das Buch allerdings vor Monaten gelesen, deshalb ist mein Eindruck insgesamt nicht mehr der Frischeste. Ich persönlich tendiere dann aber auch dazu, direkt die entsprechenden Theologen wie N.T. Wright zu lesen. Das Gute an dem „Wilden Messias“ scheint wenigstens die Sprache zu sein: Man kann ganz gut das Buch Leuten geben, die nicht so gern – dazu noch eher wissenschaftliche – Bücher lesen.

    Bin auf Hischs „Untamed“ gespannt. Vielleicht finden sich dort ja ein paar neue und frische Gedanken, die ich vorher bei ihm so noch nicht gelesen habe. Mal abwarten.Trotzdem Dir weiterhin viel Spaß beim Lesen. Vielleicht empfindest Du es ja ganz anders als ich.

    1. @ Phil: Na, da bin ich ja gespannt. Wenn man den Anspruch hat, Theologie zu treiben, dann kommt man um eine klare Auskunft zur Methode eigentlich nicht herum. Und man findet ja auch Ansätze, wie z.B. Wright und die „third quest“. Daher wundert mich die Auslassung umso mehr.
      @ Arne: Danke – richtig gute Fragen und Präzisierungen!

  2. Hey Peter,
    ohne das Buch zu kennen: die normale Verfahrensweise wäre ja:
    a) es sind alles unausweichlich Konstruktionen (ohne zu sagen: NUR Konstruktionen)
    b) man stellt seine eigene Rekonstruktion als Versuch in den Raum; neben die anderen
    c) man erstellt Verfahren zur Falsifizierung: bestimmte Konstruktionen sind definitiv falsch; aber keine Konstruktion ist allein richtig
    d) durch das nebeneinander von verschiedenen Jesusbildern kommt man Jesus vielleicht auf „die Spur“.

    Was ich neulich interessant fand in Richard Kearneys Buch „The God who may be“ ist die Frage: kann man Jesus zum Fetisch machen, kann man Jesus zu sehr erhöhen? Kann man ihn, der doch unserer Erfahrung nach göttlich ist, zum Götzen machen? Kearney meint Jesus hat auf dem Berg der Verklärung verboten ihm Monumente zu setzen damit er nicht zum Götzen wird. Jesus eigentliche ist es, in den vielen Gesichtern um uns wahrgenommen zu werden und nciht ausschließelich im einen historischen Jesus. (Nicht unbedingt meine Position aber ein interessanter Denkanstoß).

  3. @Peter: Da hast Du wohl recht. Ich bin auf Deine weiteren Statements gespannt.

    Ich hatte beim Lesen allerdings auch nicht den Eindruck, als ob da irgendein Gedanke gegenüber anderen Theologen der „Third Quest“ neu sei. Vielmehr empfand ich es als eine Darstellung der eigenen Position innerhalb des ja recht weiten Feldes, allgemeinverständlich dargestellt.

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