Gestern habe ich einen anregenden Abend mit Theologiestudenten in Neuendettelsau verbracht. Ich sollte über die Frage sprechen, wie charismatische Spiritualität und wissenschaftliche Theologie zusammenpassen – plump gesagt also: ob man denn als “Charismatiker” den Verstand an der Garderobe abgeben muss. Ich hatte keine Ahnung, wie sich das atmosphärisch so gestalten würde und habe mich über das konstruktive Gespräch ohne Polemik auf irgendeiner Seite gefreut. Sich als Postcharismatiker zu definieren hilft dabei vielleicht – es gibt mir die Freiheit, mich differenziert zu verhalten.
Zugleich war es für mich selber interessant, in der Vorbereitung meine eigene Entwicklung durchzugehen und manche Erfahrungen, Spannungen oder Konflikte noch einmal zu betrachten – auch in großer Dankbarkeit. Als Jugendlicher kannte ich nur eine ernste, mild depressive Kirchlichkeit oder aber verklemmte und verbissene “Fromme”. Der Grundton der Freude, Hoffnung und Dankbarkeit, den ich in der charismatischen Frömmigkeit zum ersten Mal kennen lernte, war erfrischend anders. Klar kann der auch künstlich werden. Und doch entspricht er, wenn er authentisch ist, der vorherrschenden Stimmung, die wir auch im Neuen Testament finden.
Als wir neulich für den Besuch von Michael Herbst Passanten zum Thema Kirche befragt haben, haben uns gleich mehrere Leute erzählt, dass sie von fröhlichen, lebendigen Gottesdiensten sehr angetan waren. Nur waren das immer Erlebnisse aus dem Ausland – bei uns hatten sie solche Gemeinden bisher nicht gefunden. Daher waren sie auch aus der Kirche ausgetreten oder zumindest sehr distanziert. Ich konnte das gut verstehen – es wäre mir genauso gegangen.
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