So dumm und Gomorrha

Die ganz Bibeltreuen müssten es ja eigentlich wissen, dass man auf Eva nicht hören sollte. Spätestens seitdem sie sich diese Woche mit – wie ausgerechnet die konservative Welt vermerkte – kalkulierter Bosheit zum Tod von 20 Menschen bei der Love Parade äußerte, sollte auch der letzte verstanden haben, wes Geistes Kind sie ist und warum man sich tunlichst nicht mit ihr einlassen sollte. Ihr Fazit lautet nämlich:

Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen!

Den Toten und Verletzten eine Mitschuld dafür zu geben, dass sie niedergetreten und erdrückt wurden, die Frage nach den wahren Verantwortlichen gar nicht zu stellen, sondern am Ende über ein Gottesurteil á la Sodom und Gomorrha zu spekulieren, das das orgiastische Treiben jäh beendet, das kann nur als gnadenlose Verhöhnung der Opfer verstanden werden.

Zugleich reiht sich das Gottesbild, das Herman auf ihrem Blog propagiert, nahtlos ein in die Reihe unsäglicher Pharisäerpolemik, die schon AIDS mit kaum verhohlener Genugtuung als „Strafe Gottes“ hingestellt hatte. Kürzlich nahm sie dort Walter Mixa (dem auch Verhöhnung der Opfer vorgeworfen wurde), als verfolgtes Unschuldslamm gegen die blutrünstige Medienmeute in Schutz – auch das spricht Bände.

Apropos Bände: So richtig gruselig wird schließlich der Blick auf das Sortiment des Kopp-Verlags, in dem Hermans Bücher neben wirren UFO-Spekulationen, abstrusen „Prophezeiungen“ und so Knüllern wie „Sexualmagie“ erscheinen, deren einzig erkennbarer gemeinsamer Nenner es ist, mit der Einfalt der Leser Geld zu verdienen. Da trifft es sich natürlich gut, dass der Server nach Hermans Skandalpost fast zusammenbrach vor lauter Anfragen.

Dass idea sich für Herman nach wie vor begeistert, ist leider keine Überraschung. Allen anderen Stimmen der evangelikalen Welt stünde jedoch eine deutliche Distanzierung gut zu Gesicht. Also los, andere schaffen das doch auch!

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16 Antworten auf „So dumm und Gomorrha“

  1. Gegen eine Außenseiterin, die nach einer medialen Steinigung sowieso schon am Boden liegt, als Christ nochmals ordentlich nachzutreten, hat natürlich auch viel mit Evangelium zu tun 🙁 So fragwürdig die Aussagen von Frau Herman und ihre Hofierung von Idea & Co (die sich sowieso auf jeden Prominenten stürzen, der sich nebenbei mal als Christ outet) finde, so daneben finde ich auch diesen Beitrag in Peregrinatio, in dem leider auch nicht anders Stimmung gemacht wird als in den weltlichen Medien. Frau Herman wünsche ich eine(n) kompetente(n) Seelsorger(in), der / die sie behutsam an das Evangelium heranführt. Das wäre allemal besser, als sie gleich nach der Bekehrung (?) für das CVJM-Traumschiff oder den Kongress christlicher Führungskräfte zu buchen.

  2. @Tertullian: Stimme zu, was den Kongress und Idea betrifft, gebe aber zu bedenken: Frau Herman ist Medienprofi, keine Außenseiterin – und schon gar kein Opfer. Was sie tut, ist kalkuliert, und begründete Kritik ist keine Steinigung. Wie soll man sonst auf derartige Entgleisungen reagieren?

  3. @Tertullian
    Es muss doch erlaubt sein sich von dem was sie sagt zu distanzieren. Es geht doch hier nicht darum die Frau persönlich anzugreifen.

  4. @ Tertullian: es gab schon öfters Promis (A, B, oder C-Promis…), die mitten in der Karriere, mitten aus dem wild-rauschenden Leben heraus von Gott überrascht wurden. Es ist gut, wenn die Leute davon berichten. Entweder von dem neuen Leben in Christus oder biografisch in vorher/ nachher-Storys. All das fehlt bei Frau Herman. Kein Sender, kein Magazin, noch nicht einmal jesus.de 😉 kennt eine Bekehrungs-Geschichte. Soweit ich weiß, wurde nichts dergleichen veröffentlicht. Keine ihrer diffusen Storys hat jemals, zumindest für mich, auch nur im Kern den Anschein erweckt, sie spreche zum Ruhm Gottes oder gar aus tief-dankbarem Herzen. Was also stilisiert diese Frau zur Ikone in der Gemeinschaft unter Christen? Und wie weit geht man, vom moralinischen Sauerteig durchzogen, dies auch noch zu rechtfertigen?

  5. @Peter: Doch, ich weiß ganz genau, dass man die Äußerungen von EH auch sachlicher kritisieren kann. Selbst die Reaktion der taz fand ich in diesem Falle sachlicher als ZEIT und Tagesspiegel – und das will echt etwas heißen. Sonst heißt es immer: Niemandem den Glauben absprechen – und bei EH darf man es plötzlich. In ihr Herz können wir nämlich auch nicht besser sehen als in das anderer Menschen. Überdies muss zwischen Außenseiterin und Medienprofi kein Widerspruch bestehen. Wenn EHs Aussagen wohlkalkuliert sind, dann auch die Pressereaktionen – hätte die Presse geschwiegen, hätte kaum jemand EHs Blog gelesen. Wenn ich bei Amazon die Rezensionen ihrer Bücher lese (nein, ich besitze keines von ihr und habe das auch nicht vor), scheint es ihr gegenüber eine wesentlich breitere Meinungsvielfalt zu geben, als uns die Medien zu glauben geben. Daher bemühe ich mich in den letzten Jahren öfters, den Mainstream auch mal zu hinterfragen. Früher war es übrigens auf Evanglisationen viel mehr Usus, diverse Ereignisse als Gottesgerichte zu interpretieren als heute. Der Untergang der Titanic war immer ein beliebtes Beispiel. Ich selber halte mich bei solchen Dingen trotzdem zurück, schließlich gibt es viele Großveranstaltungen, die Gott vermutlich nicht so gefallen.

  6. Eva Hermann ist ein freier Mensch und kann denken und schreiben, was sie will. Da ihre Äußerungen in der Öffentlichkeit aber nicht selten als das wahrgenommen werden, was die evangelikale Christenheit denkt, da manches Mitglied dieser Szene ihr tatsächlich offen oder heimlich Beifall spendet und da im genannten Artikel sogar GOTT für die eigene Sache vereinnahmt wird, dann muss es erlaubt sein, sich ebenso offen und scharf von ihr und ihren Inhalten zu distanzieren um möglicherweise dem ein oder anderen zu vermitteln, dass sie das blanke Gegenteil von dem vertritt, was Christus und über Gott gelehrt hat. Jesu Kritik an einer Gruppe religiöser Fundis seiner Zeit, die exakt dasselbe Gottesbild wie Eva Hermann transportierten, lautete „Schlangen und Otternbrut“ (nicht sehr sachlich-differenziert!) und er warnte öffentlich vor ihrer Theologie. Die Vertreter gesellschaftlichen Niedergangs (damals Zöllner und Huren) hat er so niemals bezeichnet. Eva tut’s gerne und das gleich medienwirksam.

  7. Lieber Peter,

    Danke, hatte auch schon mehrfach angesetzt, gegen Hermans Schmuh etwas zu schreiben, aber es dann doch nicht getan.

    Nur eine Anmerkung: In ihrer Berichterstattung hat idea von Hermans Zeug inhaltlich berichtet, allerdings war das nicht irgendwie hochgejubelt. Da sehr viel über Hermans Kritik geschrieben wurde gehört es sicher zu einer evangelischen Nachrichtenagentur, deren Kritik noch einmal ausführlich zu erwähnen, auch wenn sie daneben war. Da muss ich idea etwas verteidigen. Ein Nachrichtenmedium muss Nachrichten bringen, egal ob diese gut oder falsch sind.

    Nichtsdestotrotz finde ich, dass manche Brüder die „Solidarität mit Eva Herman“-Aktion etwas zu intensiv betreiben,

    Lieben Gruß aus St. Pauli,
    Matthias

  8. @Matthias: Idea hält sich auch sonst mit Wertungen nicht gerade zurück. Dass sie es hier in dieser Ausführlichkeit tun und was sie dann zitieren (und was nicht), ist eben auch eine deutliche Aussage. Und Eva Hermans Seminar auf dem Kongress christlicher Führungskräfte leitet Helmut Matthies.

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