Karikaturen und Freiheit

Immer noch wird über die Karikaturen und ihre Folgen diskutiert. Vielleicht hilft es ja uns “Westlern”, unser Verständnis von Freiheit wieder christlich zu fassen. Zumindest schien mir das Diktum des Paulus in den letzten Tagen der Tenor mancher Kommentare zu sein: Es ist alles erlaubt, aber es nützt nicht alles.

Niemand kann und will dem Druck von Zorn, Hass und Gewalt nachgeben und hier Freiheiten staatlich einschränken. Klar darf Kunst (und Satire) auch mal ein Tabu verletzen. Aber Tabubruch an sich ist eben auch noch keine Kunst. Umgekehrt ist in den meisten Ländern, wo protestiert und randaliert wurde (und wo offenbar üble Karikaturen über Juden und gelegentlich auch Christen an der Tagesordnung sind), eben nicht alles erlaubt. Und das, was dort geduldet oder gar angeheizt wird, nützt auch längst nicht allen, sondern nur den Eliten.

Der Titanic-Gründer Robert Gernhardt sagt im ARD-Interview, er habe den “Stasi-Gott” seiner Kinderzeit, “der alles sieht und nichts verzeiht” immer wieder verarbeitet. Das allein ist schon eine Karikatur, ein schlimmes Zerrbild des Evangeliums, das aber weit verbreitet ist und mit dem viele Menschen kämpfen.

Vielleicht sollten wir uns weniger über die Karikaturen auf dem Papier und noch mehr um die Karikaturen in den Köpfen Gedanken machen und ihnen durch die Art, wie wir leben, mit anderen Menschen und Meinungen umgehen und wie wir von Gott reden und schreiben, langsam aber sicher das Wasser abgraben. Ob das nun der unerbittliche Stasi-Gott deutschen Pflichtgefühls ist oder die Verzerrungen und Missverständnisse in der islamischen Welt – so lange das in den Köpfen und Herzen herum spukt, wird es irgendwann gedruckt.

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